Roadtrip 2021, Etappe 7: (Nicht) Abgetaucht am Rheinfall von Schaffhausen

"Der Rheinfall von Schaffhausen ist ziemlich direkt an unserer Strecke, wollen wir uns den mal anschauen?", frage ich ins Handy und das andere Auto ist auch sofort mit von der Partie. 
 
 

Wir sind auf dem Weg von Leysin in der Schweiz zurück in Richtung Deutschland und wollen die Nacht im schönen Schwabenländle in Tuttlingen verbringen. Ein kleines Erlebnis auf dem Weg dorthin käme uns gerade recht. Dass der Parkplatz am Rheinfall kostenlos ist, irritiert mich tatsächlich kurz. Wir sind doch hier in der schönen, aber teuren Schweiz? Hier kann es doch nichts umsonst geben? Aber natürlich kostet die Begehung der Wege direkt am und unter dem Rheinfall eine Kleinigkeit. Ich habe an diesem Tag Glück und eine Frau, die mir entgegen kommt, bietet mir ihr Ticket netterweise an. Also darf ich umsonst durch das Drehkreuz am Schloss Laufen, das uns näher an einen der größten Wasserfälle Europas heranführt. 

Mit 23 Metern Höhe und 150 Metern Breite (vgl. Bodensee.de) zeigt der Rheinfall seinen Besuchern, wie viel Macht Wasser haben kann. Gerade wenn man nach den aktuellen Unwettern und Überschwemmungen in Deutschland hier an der Gischt steht, wird einem wieder bewusst, mit welcher Wucht es alles mitreißt, das sich ihm in den Weg stellt. Würde hier einer von uns ins Wasser fallen, auch der beste Schwimmer von uns wäre wohl verloren. Mir läuft ein leichter Schauer über den Rücken, andererseits bin ich aber auch extrem beeindruckt.


Die Perspektiven des herunterpreschenden Wassers, das man an verschiedenen Aussichtspunkten und am Weg selbst erleben kann, sind fantastisch. Wir beschließen unten am Wasserfall eine der zahlreichen Bootsrundfahrten in Kauf zu nehmen, denn wir wollen das Spektakel auch noch einmal aus nächster Nähe betrachten (und natürlich wieder eine Million Fotos schießen). Mads ist wenig begeistert von der Idee mit einem Schiff an den Rheinfall heranzufahren, beugt sich dann aber der Gruppe, als ich ihm verspreche, ihn wirklich ganz doll festzuhalten. Beim Reisen mit Kindern läuft es eben nie nach Plan. Es gibt immer einen, der etwas gar nicht mag oder Angst hat. Manchmal bringt auch überzeugen nichts und dann muss eben einer von den Erwachsenen mit dem Kind an Land bleiben. Nichts ist schlimmer, als jemanden zu etwas zu zwingen. Am Ende wäre das nur Stress für alle gewesen. Aber mit der Aussicht auf die Sicherheit in Mamas oder Papas Arm lässt sich der Kleine auf das Abenteuer ein. 


Wir buchen eine kleine Rundfahrt (die blaue Tour, falls ihr mal dort seid) und unser "Kapitän" hat sichtlich Spaß daran uns quasi IN den Rheinfall hineinzufahren. Mads drückt sich ganz eng an mich, ihm ist das alles hier auf diesem kleinen Kutter nicht geheuer. Aber irgendwie merkt man doch, dass ihn das Spektakel fasziniert und alle anderen kommen sowieso richtig auf ihre Kosten und kriegen auch die ein oder andere Dusche ab. Wir sind mitten in der Gischt und das Wasser prescht um uns herum mit großem Getöse nieder. 

Beim Aufstieg zurück zum Schloss Laufen, in dessen Nähe wir geparkt haben, machen wir es uns mal ganz einfach: Es gibt tatsächlich sogar einen gläsernen Fahrstuhl und unsere Kinder, die leider Wandermuffel sind und schon gestöhnt haben, dass wir jetzt den Berg auch wieder hoch müssen, jubeln. 

Als wir unser Ziel für heute, das kleine Örtchen Tuttlingen, kurz hinter der Deutschen Grenze erreichen, erwartet uns eine freudige Überraschung. Wir hatten zwei Familienzimmer im Hotel "Légère Express" gebucht, das aber durch die geringe Auslastung in der Coronazeit weiterhin geschlossen hat. Also hat man uns in das etwas gehobenere Schwesterhotel "Légère" umgebucht und uns dazu auch noch Upgrade für die Zimmer gegeben. Jede Familie hat nun zwei Doppelzimmer mit Verbindungstür, wobei das Elternschlafzimmer jeweils etwas größer als das Kinderzimmer ist. Ich denke nur: "Vier Badezimmer für zwei Familien - Wahnsinn!". Nachdem wir bisher bei jeder unserer Unterkünfte zu viert ein Bad hatten und das meist auch noch sehr klein war, ist das hier der wahre Luxus. 

Da wir im Schwabenländle sind, müssen wir heute Abend unbedingt lokale Küche probieren und landen im Restaurant Engel. Und das passt auch wieder perfekt, denn schließlich heißen Basti, Jassel und Moritz mit Nachnamen genauso. Der Wirt ist ganz schön in Action, da das kleine Restaurant voll ist und er anscheinend seine einzige Bedienung. Aber er ist sehr nett und Gott sei Dank auch sehr entspannt, als an unserem Tisch ein Bierglas durch eine ungeschickte Bewegung zu Bruch geht und wirklich alles nass und voller Scherben ist. Wir sind eben zwei Chaosfamilien auf Reisen, da passiert immer irgendwas. Wir essen Zwiebelbraten, Spätzle und Maultaschen und fühlen uns ganz heimelig. Allerdings werden wir auch schon leicht wehmütig, da wir auf unserem Roadtrip nun schon wieder in Deutschland gelandet sind - das Zeichen dafür, dass unsere Reise bald vorbei sein wird. Wir verbringen an diesem Abend noch lange Zeit im Restaurant Engel, trinken noch einen lokalen Schnaps (igitt!) und die Kinder turnen vorm Fenster in der Fußgängerzone herum (und flüchten vor einem wirren Mann, der dort die Passanten erschreckt). 

Irgendwann wechseln wir über in unser Hotel und quatschen noch eine Weile in unserem Zimmer, während die drei Kinder nebenan spielen. Es fühlt sich ein bißchen an, wie auf Klassenfahrt, wie wir hier alle in einem Zimmer hocken mit unserem Wein aus Italien. Unglaublich, dass morgen die letzte Etappe unserer Reise startet. Das kann's noch nicht gewesen sein...

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