La Dolce Vita Tour 2023, Etappe 4: Ein Wiedersehen auf Ca‘ Colomba

Selten kommen wir an einen Ort zweimal auf unseren Touren, aber das Weingut Ca‘ Colomba hat uns vor zwei Jahren so gut gefallen, dass wir es direkt wieder in unseren diesjährigen Roadtrip eingeplant haben. Michaela und ihre Mutter Antonella führen die Unterkunft auf dem Weingut mit viel Liebe, so dass für uns klar war, dass wir diesmal länger als nur eine Nacht bleiben möchten. Allein das umfangreiche und leckere Frühstück auf dem Balkon mit Blick über die Weinberge hätte uns wieder hier hin zurückgeführt. Doch Michaela überraschte uns zudem Ende des Jahres mit der Nachricht, dass ein Pool in Planung wäre, und der hatte uns zu unserem Glück auf dem Weingut noch gefehlt. 

Auf Ca‘ Colomba gibt es nur wenige Zimmer, so dass wir uns die Zeit dort mit einer sehr netten Italienerin und einem älteren, etwas grummeligen Pärchen teilen. Das Pärchen scheint so gar nicht von der Anwesenheit unserer größeren Gruppe erfreut zu sein. Wahrscheinlich ist es hier eingekehrt, um die Ruhe zu genießen und ermahnt uns sogar einmal leise zu sein. Wir sind insgeheim froh, das Haus, den phänomenalen Ausblick und den Pool tagsüber ganz für uns zu haben. Dazu gibt es auf Ca‘ Colomba – wie bei unserem ersten Stopp auf dem Kirchenbauerhof – einen Kühlschrank, an dem man sich bedienen kann. Es liegen Zettel zu jedem Zimmer aus, auf denen man einfach Strichliste über die entnommenen Getränke führt. Wir haben uns auf der Wiese ausgebreitet mit Decken, Picknick, Frisbee und wiederverwendbaren Wasserbomben. Die Kinder jagen sich mit Wasserpistolen um das Haus. Niemand da, den wir stören können. Wir stoßen mit dem wunderbaren Chardonnay an, während Jens und die Kinder um die Wette ins Wasser springen, so dass es nur so platscht. Mitten in diesem Chaos auf der Wiese vor dem Haus kommt Antonella plötzlich mit zwei neuen Gästen um die Ecke, so dass wir hektisch anfangen, unser Hab und Gut, das überall verstreut ist (wir waren ja allein) vom Rasen aufzusammeln und für Ordnung zu sorgen. Am nächsten Morgen prangt am Pool ein Schild mit Baderegeln. „Bitte nicht springen“ steht dort in großen Buchstaben. Ich krieche bei Antonella zu Kreuze und entschuldige mich kleinlaut. Michaelas Freundin übersetzt und Antonella bricht in lautes Lachen aus. „Das Schild war schon lange geplant und wurde zufällig jetzt geliefert, da der Pool noch so neu ist!“, sagt sie. Ich atme erleichtert auf und muss ebenfalls lachen. Gerade hier, wo es uns so gut gefällt, wollen wir doch keinen schlechten Eindruck hinterlassen. 

Traurig sind wir in diesem Urlaub, dass das Restaurant, in dem wir uns auf unserem letzten Roadtrip so wohlgefühlt haben, das „La Lanterna“ mittlerweile geschlossen hat. Damals wurden wir von zwei unglaublich netten, älteren Herrschaften bewirtet, die uns extra Tische und Stühle raus auf den Vorplatz schleppten, als wir mit unserer großen Gruppe kamen, und es auf gar keinen Fall zuließen, dass wir irgendwo mit anpackten. Ihr erinnert euch vielleicht an den Blogartikel, in dem ich davon schrieb, wie irritiert unsere Kinder waren, dass dort die Spaghetti in der Küche auf einer Wäscheleine hingen. Ich erklärte ihnen damals, dass das etwas ganz Besonderes ist. Nun ja, wir fuhren an dem Restaurant vorbei. Nichts erinnerte an dem Haus noch an dieses schöne Restaurant. 

Besonders gut gefällt uns während dieses Aufenthalts aber das Essen im Restaurant „Il Re D'egli Ignoranti“ in San Martino Alfieri. Allein der Ort ist schon sehenswert und wir schlendern vor unserem Besuch dort ein wenig herum. Die Kinder werden im Restaurant mit Spaghetti mit Ragout und einer Art Haxe versorgt. Wir Erwachsenen entscheiden uns für das Menü inklusive Weine für 40€. Allein so klingt das schon nach einem unschlagbaren Preis. Was wir dafür alles bekommen, haben wir aber definitiv nicht erwartet! Nach einem Gruß aus der Küche bekommen wir nacheinander drei Gänge mit Antipasti serviert, wobei der letzte dieser Gänge, ein Flan mit Pilzen, bereits so füllend ist, dass wir eigentlich satt und glücklich nach Hause gehen könnten. Zu jedem Gang gibt es den passenden Wein serviert, was erstaunlicherweise ebenfalls im Preis enthalten ist. Da Jens noch fahren muss und Bastian und Jassel die schweren Weine nicht so mögen bzw. vertragen, bin ich nach diesen ersten Gängen schon äußerst guter Laune und erwarte voller Vorfreude mein „Primi“, den eigentlichen ersten Gang. 

Hier können wir vermeintlich zwischen verschiedenen Nudelvariationen wählen, wobei Jassel und ich uns für ein Gericht namens „Trippa“ entscheiden. Googlen funktioniert leider nicht, da aus irgendeinem Grund niemand von uns hier Empfang hat. „Wahrscheinlich dreierlei Nudeln oder so.“, merke ich an und Jassel hebt ihr Glas, um mit mir anzustoßen: „Hahaha, unser erster Tripper, Ines!“. Als die Kellnerin ein Portfolio aus verschiedenen Gewürzen und Ölen extra zu uns beiden für den „Trippa“ heranträgt, schaue ich die anderen irritiert an: „Warum…äh, warum bekommen eigentlich nur WIR diese ganzen Sachen?“. Mir wird ganz mulmig und ich werde bestätigt, als ich das kulinarische Highlight dieser Reise serviert bekomme. In einem Schälchen befindet sich inmitten von Tomaten und Bohnen etwas, das definitiv keine „dreierlei Nudeln“ sind. Auf den ersten Blick könnten es Tentakeln sein, auf den Zweiten erkenne ich Ausstülpungen wie in einem…Pansen! 

Schlagartig läuft mir der Schweiß eiskalt den Rücken herunter. „Das kann ich nicht essen.“, sage ich zu Jens. „Du musst das essen, du hast es doch bestellt!“. Ich probiere eine Gabel und koste die leckere Soße mit dem leicht gummiartigen Fleisch. „Ich KANN das nicht weiter essen“, sag ich mit Nachdruck und voller Entschlossenheit, woraufhin Jens mir zuraunt, ich soll bitte leiser sprechen, das wäre unhöflich. Jasse lacht nur noch und hebt ihr Glas: „Nochmal auf unseren Trippa, Ines! Haha!“. Jetzt kann ich auch nicht mehr. Es tut mir leid und ich weiß, dass ich wahrscheinlich ein Banause bin, da Innereien ja an vielen Orten der Welt eine Delikatesse sind, aber ich kann nicht anders. Wir lachen Tränen! Jens und Bastian übernehmen unsere Schüsselchen, während ich die nächsten schweren Weine der Runde austrinke. Bastian kann auch schon lange nicht mehr und kämpft mit jedem Bissen. Wir sitzen an einem Tisch in der Mitte, so dass ich zwischendurch vorsichtig den Blick zu den umliegenden Tischen schweifen lasse. Alle sind in Gespräche vertieft und unsere illustre Runde hier in der Mitte scheint niemanden zu stören. Hach, ich liebe Italien. Ich frage mich, ob die Kellnerin unsere innere Zerrissenheit ob des Pansens bemerkt hat. Zumindest meine ich, dass ihr Mundwinkel kurz ironisch zuckt, als sie uns fragt, ob es geschmeckt hat. Jens sagt: „Wahrscheinlich bestellen das nur wahre Kenner. Sie hat sicher gedacht: Die Männer haben ja keine Ahnung, aber die Frauen haben kulinarisches Gespür!“. 

Ich bin zumindest erleichtert, wenn auch immer noch pappsatt, als der Hauptgang und im Anschluss der Nachtisch serviert werden. Die passenden Weine sind wieder mit von der Partie. Jedes Gericht und jeder Wein unheimlich lecker! Als der Abend sich dem Ende zuneigt und wir bezahlen, bekommen wir sogar noch eine Flasche Weißwein zur Rechnung geschenkt. Man kann also sagen, dass das Restaurant „La Lanterna“ nun durch das „Il Re D'egli Ignoranti“ einen würdigen Nachfolger in unserer Erinnerung gefunden hat und wir hoffen, dass das nicht heißt, dass es geschlossen sein wird, wenn wir auf einem unserer kommenden Roadtrips wieder an diesem bezaubernden Ort mitten in den Weinbergen landen werden!


 

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