Roadtrip 2021, Etappe 5: Degustazione di vini in Italien
Kurz nach der Italienischen Grenze, bei Imperia in Ligurien, beschließen wir, die Autobahn zu verlassen und in alter Manier eine Weile an der Küstenstraße entlang zu tingeln. Wir machen dann immer das Navi aus, suchen auf der Karte die Straße, die möglichst direkt am Meer entlang geht und fahren einfach drauf los. Die Küstenstraße führt an einer Steilküste entlang, ab und zu taucht ein Ort auf, es geht bergab und man fährt an einem schönen Strand oder einer Promenade vorbei. Es ist sonnig und warm und uns ist nach einer Pause und einer Erfrischung im Meer zu Mute. Also halten wir im kleinen Ort San Bartolomeo al Mare an einem Campingplatz. Der Sandstrand endet hier und geht in einen Kiesstrand über, der mit einer Mole wie ein kleiner Hafen vom Meer abgetrennt ist. Sicher und ruhig, auch wenn man gerade noch lernt, sich über Wasser zu halten. Wir schwimmen rüber zur Mole und Mads spielt Kletterführer. Er zeigt uns einen Weg über die Felsen und wir müssen ihm bis zum Ende der Mole folgen. Dort verbringen wir eine ganze Weile, sitzen in der Sonne, lauschen dem Meeresrauschen, quatschen und malen mit kleinen Steinen Buchstaben und Namen auf die Felsen. Es ist einfach zu entspannend, um schnell wieder weiterzufahren und der Blick auf den Hügel mit einer großen Kirche im Kontrast zum Meerespanorama ist einfach zu schön.
Unsere Reise durch Italien ist an der Küste noch nicht zu Ende. Zwei Stunden später stehen wir mit unserem Auto an einer Kreuzung. Von der Hauptstraße geht ein Schotterweg ziemlich steil einen Weinberg hinauf. Eigentlich haben wir extra eine andere Adresse von unserer Gastgeberin Michaela bekommen, die uns Bastian per Telefon durchgegeben hat. Die anderen drei aus unserer Gruppe sind schon seit einer Stunde auf dem Weinberg, schicken uns fleißig Fotos und warnen uns, dass es einen leichten und einen schweren Weg zum Weingut Ca‘Colomba gibt. Da sie mit Allrad schon kaum auf den Berg gekommen sind, sollten wir eigentlich mit der speziellen Adresse über eine normale Straße hoch kommen. Aber anscheinend sind wir dennoch auf dem Abenteuerweg gelandet, denn irgendwann wird es so steil, dass bei unserem Auto die Räder durchdrehen und wir fast im Schotter stecken bleiben. Keine Chance hochzukommen, also müssen wir umdrehen und doch nochmal gucken, ob wir mit Michaela am Telefon doch noch die „leichte“ Straße finden.
Total k.o. fahren wir irgendwann durch das geschwungene Eisentor und Jassel winkt uns schon von Weitem zu. Endlich sind wir angekommen! Und unsere Unterkunft kann sich wirklich sehen lassen. Mitten in den Weinbergen steht das Haus, in dem Michaela und ihre Familie drei Zimmer an Gäste vermieten. Ich hatte mir anhand der Fotos zwar einen traumhaften Ausblick von der Terrasse über die Weinberge vorgestellt, aber eher eine einfache Herberge erwartet, als ein großes Zimmer mit einem Ehebett und einem Hochbett mit einem modernen Bad direkt nebenan. Solche positiven Überraschungen mag ich ja ganz besonders auf Reisen.
In Bezug auf das Abendessen entscheiden wir uns pragmatisch für die Osteria La Laterna, die nur fünf Minuten vom Weingut entfernt ist. Und diese entpuppt sich als wahrer Glücksgriff. Von außen ist sie so unscheinbar, dass man den Eingang kaum findet. Wir wären sicherlich ohne die Empfehlung von Michaela daran vorbei gelaufen. Die Osteria wird von einem Ehepaar geleitet, das - ich würde sagen - sich schon jenseits der 70 befindet. Beide sprechen nur Italienisch, also versuchen wir mit Händen und Füßen zu kommunizieren. Das funktioniert auch ganz gut und so sitzen wir kurze Zeit später an einer langen Tafel vor dem Eingang, die sie extra für uns aufgebaut haben. Helfen dürfen wir dabei nicht. Jeder Versuch unsererseits mit anzupacken wird im Keim erstickt. Wir haben keine Ahnung, was man hier speisen kann, wir sprechen nicht dieselbe Sprache und trotzdem haben alle von uns kurz darauf volle Teller und volle Gläser. Die Kinder bekommen Limo, wir haben Wasser und eine Flasche Wein auf dem Tisch.
Ich muss sagen, das Essen hier ist eines der Besten auf unserer Reise. Die Kinder bekommen Linguine mit Bolognese und bemerken schmunzelnd, dass sie die Nudeln gerade noch durchs Fenster auf einer Art Wäschetrockner gesehen haben. Ich erkläre ihnen, dass die Pasta hier selbstgemacht ist und dass das - für uns zumindest - etwas ganz besonderes ist. Außer uns befindet sich kein anderer Tourist auch nur in der Nähe der Osteria - auch ein sehr gutes Zeichen, wie meine italienische Freundin Barbara immer bemerkt. Wir bekommen erst Antipasti mit Saltimbocca und danach zur Pasta noch Ravioli. Immer, wenn wir fertig sind, kommen unsere Gastgeber mit neuen Gerichten aus der Küche. Als dritten Gang gibt es eine Art Gulasch. Als wir das Semifredo (Halbgefrorenes, eine Art Eistorte) zum Nachtisch verspeist haben, sind wir pappsatt und haben schon ein bißchen Angst vor der Rechnung, aber im Endeffekt zahlen wir für uns sieben für mehrere Gänge und diverse Getränke 115€. Ein Preis, der mehr als okay ist.
Der Abend auf dem Weingut klingt extrem lustig auf der Terrasse unseres B&B Ca'Colomba aus. Wir dürfen uns aus dem Kühlschrank in der Küche am lokalen Wein gedienen, genießen den leckeren Arneis und Cardonnay Flasche um Flasche und irgendwann bringt mich allein das Wort "Krähenjagd" so zum lachen, dass ich mich prustend verschlucke. Die Kinder turnen mit einem Frisbee über die Wiese vor dem Haus und auch meine Frisbee-Künste kann man nach einigen Gläsern Wein als recht erfolgreich einstufen. Auch der ein oder andere Gecko schleicht ums Haus ("Mama, mach bitte die Tür zu, der soll nicht in unser Zimmer kommen!"). Wir bereuen jetzt schon, dass wir nur eine Nacht hier bleiben werden.
Noch mehr bereuen wir das allerdings, als Michaela und ihre Mutter Antonella uns morgens in der Küche am Frühstücksbuffet erwarten. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was es da alles gibt...Kuchen, Croissants, Törtchen, selbstgepresste Säfte, diverse Obstsorten, Müsli,...ich würde mal sagen, man kann jetzt schon den ersten Platz für das Frühstücksbuffett dieser Reise vergeben! Und dazu sitzen wir auf dem Balkon mit einem weiten Ausblick über kleine Ortschaften und die Weinberge. Ich will hier gar nicht abreisen! Wie lange kann man so ein Frühstück rauszögern?
Gegen Mittag verstauen wir die kleine Auswahl (ähem) an Wein, die wir bei der Familie Franco Giacinto nach der gestrigen Weinprobe erworben haben, in unseren Autos. Gar nicht so einfach, wenn alles sowieso schon bis unter das Dach vollgepackt ist. Und es ist schon jetzt klar, dass wir eine der nächsten Reisen unbedingt so planen müssen, dass wir wieder hier vorbei kommen. Das ist auf jeden Fall abgemacht!
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