La Dolce Vita Tour 2023, Etappe 6: Venedig, wenn Ruhe einkehrt

Auf dem Weg nach Venedig legen wir einen Badestopp ein. Der Lido di Spina liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen unserer Villa in Barchi und unserem heutigen Etappenziel. Ich reserviere uns zwei Sonnenschirme und Liegen in einer Strandbar, die „Bay of Maui“ heißt, denn ich habe noch Valentinas Worte zur Fülle von Menschen an der Adriaküste im Ohr. Aber so extrem voll ist es am Lido gar nicht als wir ankommen. Der Strand ist lang und breit und sorgt dafür, dass sich seine Besucher gut verteilen können. Endlich am Meer! Wir planschen im Wasser, springen durch hohe Wellen und kehren schließlich hungrig in der Strandbar ein. Das ist doch tausendmal besser als eine Pause an einem handelsüblichen Rastplatz! Wir haben uns am Vortag bereits dazu entschieden, nicht die Autobahn über Bologna nach Venedig zu nehmen. 

Alle haben noch die Anreise aus dem Piemont zur Villa im Gedächtnis, bei der wir über die italienische Autobahn des Grauens fuhren. Zum ersten Mal auf unserer Reise standen wir bei Bologna im Stau und das nicht zu knapp, begegnetem verrücktem, italienischen Verkehr und zickten uns nach stundenlanger Fahrt irgendwann alle nur noch gegenseitig an. Dabei gibt es klare Regeln auf unseren Roadtrips, die eingehalten werden müssen, um für Harmonie im Auto zu sorgen:

  1. Die einzelnen Etappen dürfen 3 Stunden nicht großartig überschreiten. Danach kippt erfahrungsgemäß die Stimmung.
  2. Die Kühlbox und die „Fresskiste“ müssen über ausreichend Vorräte und Getränke verfügen. Auf den Fahrer muss bei der Zuckerversorgung besonderes Augenmerk gelegt werden. Süße Getränke sind zu vermeiden. Wir erinnern an das Sprite-Pommes-Kekskrümel-Debakel auf dem Rücksitz nach einer etwas stärkeren Bremsung. 
  3. Die Landstraße / Küstenstraße / Bergstraße nimmt sich zeitlich mit der Autobahn nicht allzu viel? Dann sollte diese immer präferiert werden. Die schönsten Zwischenstopps haben wir auch bei unseren letzten Roadtrips immer an den kleinen Straßen erlebt (z.B. die Küstenstraße in der Normandie oder der Badestopp in San Bartolomeo al Mare)
  4. Zum Wohle der Entspannung der Beifahrerin ist immer auf ausreichend Abstand zum Vordermann zu achten.
  5. Alle Akkus müssen vorab über ausreichende Ladekapazität verfügen, um die Navigation über Google Maps und auch die Einträchtigkeit auf der Rückbank nicht zu gefährden.

Also in diesem Fall sind Küstenstraße und Strandpause genau die richtige Entscheidung. Bis…ja, bis plötzlich dunkle Wolken am Horizont aufziehen. Selbst in der Villa hatte uns kurz vor Abreise noch ein heftiges Gewitter erwischt, nun sieht der Himmel wieder schwarz aus und die Wolken türmen sich. Komischerweise bricht auch hier am Strand wie vor ein paar Tagen im Allgäu sofort Panik aus. Menschen klauben ihre sieben Sachen zusammen und suchen Schutz. Auf dem Radar sehen wir das Ausmaß der Wolke, die da auf uns zukommt. Kurze Beratung: Abwarten oder jetzt direkt losfahren? Wir entscheiden uns für das Losfahren, während Blitze herunterzucken. Die Straßen sind nach dem ersten Platzregen sofort voll Wasser, Donner grollt über uns hinweg. Auf der Landstraße sind wir irritiert davon, dass die meisten Fahrer unter Brücken anhalten oder versuchen sich mit vielen anderen unter die Dächer von Tankstellen zu quetschen. Und das in Italien, in dem Autofahrer mir dominant und furchtlos erscheinen. „Wissen die irgendwas, das wir nicht wissen?“, frage ich Jens. Sollen wir uns auch irgendwo unterstellen? Kommt ein Tornado oder eine Flutwelle? Wir fahren weiter und mehr als leicht vollgelaufene Straßen und starke Regengüsse, die die Sicht behindern, passiert heute nicht mehr. Vielleicht sind wir als Norddeutsche einfach eher an diese Wettersituationen gewöhnt? 

Als wir über die Brücke vom Stadtteil Mestre in das alte Venedig fahren, scheint schon wieder die Sonne. Aber auch hier sieht man, dass es ganz schön geregnet und gestürmt haben muss. Ich hatte mir zuvor viele Gedanken darum gemacht, wo wir wohl mit unserem VW California und einem SUV mit Dachbox am besten parken können. Natürlich habe ich mir viel zu viele Sorgen gemacht, denn in das Parkhaus von Tronchetto kommen wir mit ungefähr 10cm Spielraum gut hinein. Erstaunlicherweise fahren Jassel und Bastian knapper als wir unter der Markierung hindurch. 

Ich war als Kind bereits in Venedig, aber mehr Erinnerungen als die, in der ich Tauben über den Markusplatz jage, habe ich nicht daran. Jens war mit 8 Jahren mit seinen Eltern dort und ihm graut bereits vor der Reise vor dieser Etappe. Er hat Venedig als heiß und voll mit Menschen in Erinnerung. Umso schöner, dass wir abends gegen 18 Uhr mit dem Wasserbus in der Stadt ankommen. Durch das Gewitter ist die Luft angenehm und die meisten Tagestouristen sind schon wieder aus der Stadt heraus. Die Menschen im Wasserbus wirken, als kämen sie gerade von der Arbeit. Wir haben eine Tageskarte für 25€ erworben, was kein Schnapper ist, denn der Betrag gilt pro Person und auch die Kinder zahlen den vollen Preis. Aber sie gilt 24 Stunden und so können wir uns nun die gesamte Zeit in der Stadt hin und her bewegen.

Unser Hotel „Ca‘ Favretto“ ist grandios! Eine dekadente Lobby mit Kronleuchtern und alten Gemälden erwartet uns. Wir fühlen uns fast etwas deplatziert, denn auf die Schnelle haben wir den Kindern für die Nacht nur eine Mehrwegtüte vom Cole Supermarkt gepackt. Das Hotel liegt direkt am Canale Grande und trotz der Zimmerbeschreibung à la „Aus Ihrem Fenster schauen sie auf den Innenhof oder einen Seitenkanal“ haben unsere beiden Familien ihre Zimmer jeweils direkt zum großen Kanal. Man könnte auch einfach einen ganzen Tag auf dem Bett verbrinden und hinausschauen. Gondeln, Wasserbusse und ja, sogar ein Polizei-Speedboot mit Blaulicht und Sirene fahren vorbei. Was für ein Glücksfall diese Aussicht doch ist! Schließlich gibt es nur ganze vier Zimmer in diesem Hotel, die diesen Blick haben. 

Ich hatte vorab bereits ein paar Restaurantempfehlungen im Hotel abgefragt, so dass wir über eine Tischreservierung in einer kleinen Pizzeria um die Ecke verfügen. Die schmalen Gassen, die kleinen Brücken und Seitenkanäle, in denen Paddelboote in den Wellen schaukeln – das alles ist fast menschenleer. Und im Restaurant zahlen wir 7€ für die Pizza. Man muss also auch in dieser teuren Stadt nur fündig werden. Wir lassen den Abend auf der Holzterrasse unseres Hotels direkt am Canale Grande mit einer Flasche Weißwein ausklingen. Im Dunkeln schippert noch das ein oder andere Boot vorbei, die Nacht ist klar und lau. Unser Zimmer liegt direkt über uns, so dass es sich die Kinder oben gemütlich machen und sich nur kurz aus dem Fenster lehnen, wenn sie Fragen haben. Segen und Fluch zugleich, denn Mads hat erfahrungsgemäß immer viele Fragen und meldet sich im Minutentakt aus dem Fenster in die Stille der venezianischen Nacht. 

Am nächsten Tag stehen wir in einem rappelvollen Wasserbus in Richtung Markusplatz. Wie sich die Stadt bei Tagesanbruch doch direkt verändert. Als würde sich der Himmel plötzlich auftun und Touristen in die engen Gassen werfen. Wir passieren mit dem Wasserbus die berühmte Rialtobrücke und strömen von der Haltestelle mit der Menge in Richtung Markusplatz. Dort brennt die Sonne regelrecht auf uns nieder. Dennoch ein schönes Fleckchen Erde! Wir streifen etwas umher und stellen uns dann für einen Besuch der Basilica di San Marco, also den Markusdom, an. Um die Aussicht vom Balkon zu bewundern, kommen wir nach dem Eingang mit bemalten, kuppelartigen Decken in einen kleinen Turm mit einer steilen Treppe. Durch die anstehenden Menschen ist die Luft zum schneiden und unsere beiden Teenies ringen mit ihrem Kreislauf. Oben ist die Sonne wieder so stark, dass nur wir Erwachsenen in die Ferne blicken und die Kinder sich mit Wasserflaschen in den Schatten setzen. Das ist also das Venedig, das Jens so gefürchtet hatte. 

Wir beenden das Touriprogramm. Vielleicht sind wir mehr für die abgelegenen Gassen und Kanäle geschaffen als für das Getümmel an den Touristenhotspots. Auf dem Rückweg zum Hotel bleiben wir Frauen und Mia wie versteinert stehen. Ein Klamottenladen hat gerade Sale und wir entdecken Kleider für um die 30€. Und das mitten in Venedig! Zack, sind wir drei in dem Laden verschwunden, während die Jungs Eis schleckend zurückbleiben. Wir sind wohl einige Zeit vom Laden verschluckt, denn irgendwann meint Moritz: „Also ich geh das jetzt rein und hole die!“. Bastian dreht sich zu ihm und sagt: „Mein Junge, ich geb dir mal einen Rat. Gehst du jetzt da rein, dann wird es umso länger dauern!“. Genau der richtige Ratschlag aus unserer Perspektive! Frisch umgestylt, gut gelaunt und extrem zufriedengestellt durch die Schnäppchen, die wir gemacht haben, ziehen wir schließlich weiter durch die Stadt. 

Mein Fazit zu Venedig lässt sich erahnen: Plant auf jeden Fall mindestens eine Übernachtung ein. Wir hätten glatt noch 1-2 Tage dranhängen können. Abends ist die Stadt wunderschön. Tagsüber ist sie es auch, aber dann auch erwartungsgemäß voller Touristen. Und natürlich war dies auf Tage heruntergerechnet unser teuerster Stopp, wobei wir das ein oder andere Schnäppchen gemacht haben. Parkt man vielleicht etwas weiter abseits und bewegt sich in der Stadt nur zu Fuß, kann man sicher noch einiges mehr sparen. Aber in Erinnerungen an das schöne Venedig, vor allem in den Abendstunden, werden wir noch sehr lange schwelgen!


 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Weser-Hochwasser zu Weihnachten

10 Tipps für ein Junggesellinnenabschieds - Mädels - Wochenende

Das schöne Weserbergland: Top Ausflugstipps für den besonderen Herbst 2020