La Dolce Vita Tour 2023, Etappe 5: Eine Villa mit Tücken in Barchi
Villa Walter in Barchi ist unser Hauptziel des diesjährigen Roadtrips. Wenn wir von hier abreisen, dann befinden wir uns auf dem Rückweg nach Hause. Aber bei uns ist der Weg ja das Ziel und auf dem sogenannten Rückweg werden uns noch fünf weitere, tolle Stopps mit ihren Besonderheiten erwarten.
Also genießen wir das wahre Dolce Vita, sprich: Wir liegen in der Sonne, spielen grandiose Volleyballturniere mit dem mitgebrachten Netz im Pool, erkunden die Gegend und natürlich kochen wir so gut, wie wir es in jedem unserer bisherigen, gemeinsamen Urlaube getan haben. Da wir einen Pizzaofen haben, backen wir unsere eigene Pizza und sie wird knusprig und duftend im Feuer. Allein bei dem Anblick läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen. Ansonsten gibt es auch mal Lammkeulen oder Spaghetti mit Garnelen und Guacamole. Wer einkaufen fährt, muss einen guten Plan haben, denn die Anfahrt zum Supermarkt gleicht einer Fahrt durch das Outback Australiens über steile, ausgewaschene Schotterstraßen und um frei herumlaufende Fasane herum. „Könnte sein, dass gleich noch ein Bär über die Straße läuft“, sagt Jassel während einer dieser Touren. Aber so ist unser Kühlschrank immer rappelvoll mit allem, was man so braucht. Würde uns ein Unwetter hier oben auf unserem Berg einschließen, wir würden überleben. Aber jede einzelne Wolke löst sich über dem Tal hinter unserem Schiffsbug auf, so dass wir weiterhin in der Sonne liegen, schwitzen und Wein aus dem Piemont schlürfen. Die Happy Hour wird jeden Tag feierlich an der Schiffsglocke unseres Schiffsbugs eingeläutet.
Aber ich wollte ja von den Besonderheiten der Villa Walter erzählen: Als wir ankommen gestaltet sich zunächst die Raumverteilung schwierig. Drei Doppelschlafzimmer sind im Keller, der nur von außen erreichbar ist. Es gibt also keine Verbindung zum Hauptgeschoss der Villa. Die Räume sind etwas muffig, als wir die erste Begehung machen, so dass niemand von uns so wirklich dort unten schlafen möchte. Wir halten Rat und überlegen, wie wir das Problem lösen können. Oben befinden sich zwei Doppelschlafzimmer und ein kleines Einzelzimmer. Also definitiv nicht genug Platz für uns sieben. Mir kommt eine Idee. Ich schlage vor, die Matratzen aus dem Keller zu holen und den Kindern ein Bettenlager im großen Wohnzimmer aufzubauen. Dann haben wir zwei Doppelschlafzimmer für uns Eltern. Klingt gut und wird so gemacht! Die Kinder richten sich mit drei Matratzen im Wohnzimmer häuslich ein und die erste Nacht samt Jens lautem Schnarchen treibt auch mich in ihre Mitte. Da liegen wir also zu viert. Bastian wird derweil von Jens draußen ausgesperrt. Die Männer haben bis in die Nacht hinein noch am Pool zusammengesessen. Als Bastian kurz weggeht, denkt Jens bierselig, er wäre von seinem Freund verlassen worden und geht ins Bett. Natürlich nicht, ohne ordnungsgemäß die Haustür abzuschließen. Also verbringt Bastian die erste Nacht in der Villa mit einem leeren Handyakku auf einer Liege unter einem klammen Handtuch, während die Mücken sich darum streiten welche zuerst zustechen darf.
Die nächsten Nächte stehen dem in Nichts nach. Jassel tapst eines Nächtens um 2h samt Matratze zu den Kindern ins Wohnzimmer. In ihrem Schlafzimmer riecht es nach Schimmel, sobald man die Klimaanlage anmacht. Ohne Klimaanlage zu schlafen ist bei den aktuellen Temperaturen keine Option. Der Übeltäter ist schnell gefunden. Die komplette Schlafzimmerwand ist von außen feucht. Die Ursache finden wir nicht und auch unser Vermieter, der nur italienisch spricht, zuckt nur mit den Achseln. Er kommt täglich, um sein Rehkitz zu füttern, das er in einem der Wildgehege mit der Flasche aufzieht. Angeblich versteht er uns nicht richtig, bringt aber merkwürdigerweise bei seinem nächsten Besuch zwei Flaschen Wein vorbei, um gut Wetter zu machen. Es dauert nicht lange, dann liegt auch Bastian mit seiner Matratze im Wohnzimmer und ich wieder zwischen den Kindern. Müde trinken wir den Wein, mit dem Walter sich von unseren Begehrlichkeiten freigekauft hat. „Eigentlich brauchen wir gar keine Villa!“, lachen wir, „Uns würde ein Zimmer für alle reichen!“. Nur Jens wird in der Nacht, in der er mal auf Wanderschaft geht, nach kurzer Zeit aus dem Gemeinschaftsbett im Wohnzimmer entfernt. Er schnarcht einfach zu laut!
Und dann ist da noch die Sache
mit dem Strom. Am Anfang halten wir noch den Whirlpool auf der Terrasse für den
Übeltäter. Irgendwer hat ihn eingeschaltet und nun lässt er sich nicht mehr
ausschalten. Sobald jemand von uns den Backofen oder die Spülmaschine in Gang
bringt, geht es „Bing“ und alle Geräte im Haus sind tot. Dann macht sich einer
der Männer schnaufend auf den langen Weg hinauf zum Tor. Am Tor sitzt die
Hauptsicherung. Zack, fahren alle Geräte im Haus wieder hoch. Ja, solange bis
jemand die Klimaanlage zu hoch dreht und dazu ein iPad an eines der Ladekabel
steckt. „Bing“, alles wieder tot. Der Whirlpool ist übrigens schon lange ausgeschaltet
und auch Walter ist ratlos, als er bei uns im Haus steht und live Zeuge eines
unserer täglichen Stromausfälle wird. Als er das nächste Mal vorbeikommt, bringt
er uns T-Shirts mit dem Emblem der Vermietgesellschaft mit. Die Antwort auf
seine Frage, ob im Haus alles gut ist, versteht er leider, leider aufgrund
seiner mangelnden Englischkenntnisse wieder nicht. Wir sehen es in seinen
Augen: Er will es nicht verstehen! Wir nehmen die T-Shirts und sehen es positiv: Jeder Schritt
bergauf zum Tor verbrennt Kalorien und davon verbrennen wir hier am Pool ja gerade
äußerst wenig! Wir nehmen es mit Humor...
Die Zeit in der Villa ist trotz der kleinen Widrigkeiten traumhaft und immerhin sorgen die täglichen (und nächtlichen) Erlebnisse dafür, dass wir jeden Abend wieder neue Gründe haben, um Tränen zu lachen. Das Ende der Zeit hier kommt, wie bei jeder Reise, schneller als man denkt. Zack, haben wir die Schlüssel abgegeben, neue Bewohner erkunden bereits das Gelände und wir finden uns zu einem Abschiedsfrühstück in der „Nova Bar“ in Barchi ein. Heute soll es noch direkt nach Venedig gehen.
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