La Dolce Vita Tour 2023, Etappe 10: Hexenhaus und Schlossgespenster im Harz

Ich kann es nicht fassen, dass dies nun unsere letzte Roadtrip – Etappe ist und nach knapp drei Wochen unsere Reise nach der kommenden Nacht vorbei sein soll. Wie schnell können Tage eigentlich vergehen? „Wir haben so viel erlebt. Wir müssen das alles erstmal verarbeiten!“, sagt Bastian an einem unserer letzten Tage und da ist natürlich viel Wahres dran. Alpen als Kontrast zum Meer, italienische Villa als Kontrast zum bayrischen Gasthof, dann die Temperaturspanne zwischen 12 und 38 Grad. Die ganzen Tiere, die unsere Zeit begleitet haben von Buffy, dem frechen Schaf vom Kirchenbauerhof, über das Rehkitz im Garten unserer Villa und das verliebte Alpaka auf dem letzten Stopp. Venedig am Abend war irgendwo dazwischen mein absolutes Highlight, während das Essen in der Osteria am Comer See das kulinarische Beste bis hierhin war. 

Nun stehen wir wie hingebeamt auf dem Hexentanzplatz in Thale. Die Kinder wollen Sommerrodelbahn fahren, also stehen wir artig längere Zeit mit vielen Menschen an und genießen die wilde Abfahrt. Auf dem Hexentanzplatz wird gerade umgebaut. Alles ist eine einzige Baustelle, aber wir entdecken auf der anderen Seite ein Hexenhaus, das auf dem Kopf steht und in das ich unbedingt rein möchte. Und zack, direkt von der Hexe verzaubert! Wir kleben an der Decke und hängen mit den Köpfen hinunter. Die Fotos, die wir Frauen dort mit den Kindern machen, sind zum Schreien. Das ist eine Aktion ganz nach meinem Geschmack! 

Gegen Abend beziehen wir unsere adäquate Unterkunft für die letzte Nacht: Das Schlosshotel zum Markgrafen in Quedlinburg. Ich schrieb es bereits in einem der vorherigen Artikel: Ein Schloss gehört mittlerweile als kleine Tradition in jeden unserer Roadtrips. Und dieses hat eine ganz tolle Besonderheit: Über eine Leiter und eine Dachluke kommt man auf eine Dachterrasse mit Blick über die ganze Stadt. Die Zimmer sind mondän und in den Fluren stehen Ritterrüstungen. Ich habe mit Mads vor Kurzem erst ‚Das kleine Schlossgespenst‘ gelesen und wir überlegen, ob hier nachts kleine Gespenster durch das Haus geistern. Aber das Schloss ist noch gar nicht so alt wie man denken könnte. Es wurde erst im 19. Jahrhundert erbaut. Da es an die alte Stadtmauer Quedlinburgs grenzt, hat der damalige Hausherr allerdings darauf geachtet, sich beim Bau dem neogotischen Stil anzupassen. Darum haben wir das Gefühl in ganz alten Gemäuern zu nächtigen.

Wir ziehen durch die historische Altstadt mit Fachwerkhäuschen und klappern unsere Restaurantempfehlungen von Freunden ab. Anscheinend haben einige Restaurants heute geschlossen und die Übrigen sind bereits brechend voll. Nachdem wir eine Weile hin und hergelaufen sind und leider nicht fündig wurden, telefoniert Jassel die übrigens Empfehlungen an Ort und Stelle ab. Wir sind schon erschöpft und hungrig, was in so einer Gruppe eine ganz schlechte Kombination ist. Die Stimmung droht zu kippen, aber da erbarmt sich das Restaurant „Schillers“ unser. Der Besitzer sagt Jassel zwar am Telefon, dass auch bei ihm eigentlich alles voll ist, aber anscheinend hört er die Verzweiflung in ihrer Stimme. „Ach, kommt einfach rum und wir gucken mal!“, sagt er. 

Und wenige Minuten später sitzen wir an einem Tisch am Fenster. Mimi und Mads sitzen auf der Fensterbank und so passen wir alle dran. „Schön, dass ihr da seid!“, sagt der Besitzer. „Um ehrlich zu sein, ihr wart nicht untere erste Wahl!“, gesteht Bastian und der Besitzer lacht. „Aber vielleicht wird es ja die Beste!“, ergänze ich zwinkernd. Und das erfüllt sich tatsächlich im Laufe des Abends! Auf seine Empfehlung bestellen wir die Tagessuppe als Vorspeise: Eine Blumenkohlsuppe mit Curry und Banane. Daran hätten wir uns allein wahrscheinlich nicht gewagt, aber wir werden ausgiebig davon überzeugt, wie lecker diese Suppe sein soll. Und der Besitzer behält Recht: Die Suppe schmeckt riiiichtig gut! Sie ist allerdings auch sehr füllend, also kämpfen wir im Nachgang mit dem Hauptgang, der auch superlecker ist. Ich habe eine Tapas Platte und hatte zuvor noch mit leerem Magen gefragt, ob ich davon überhaupt satt werde. Der Gedanke kommt mir jetzt total abwegig vor und ich versuche so viel wie möglich zu schaffen, weil es so gut schmeckt. 

Abends stoßen wir im Turmzimmer von Bastian und Jassel auf „unserem“ Schloss mit Champagner von unserem Weingut in Italien an. Ein gelungener Trip, auch wenn nun Mads auf meinem Schoss liegt, da sich auf den letzten Metern leider ein Zahn entzündet hat und seine Wange von Stunde zu Stunde dicker wird. In Thüringen waren wir bereits beim Zahnarzt, anscheinend leider erfolglos. Gut, dass wir morgen wieder zuhause sind und nicht im Urlaub weiter von Arzt zu Arzt laufen müssen. Er tut mir leid, wie er zwischen uns liegt und wimmert. Und natürlich auch alle anderen, denn ein Kind mit Schmerzen ist immer für die gesamte Gruppe anstrengend. 

Wir müssen das Schlosshotel zum Markgrafen wohl noch einmal besuchen und etwas länger genießen. So weit ist es ja nicht von unserem Zuhause im Weserbergland entfernt. Das Frühstück hier wird individuell zusammengestellt. Am Vorabend gibt man eine Liste mit seinen Wünschen ab, die am Morgen dann alle frisch zubereitet auf dem Tisch stehen. Ein richtig gutes Vorgehen, da es zum Ersten nachhaltiger ist als ein großes Buffet, von dem am Ende eine Menge weggeworfen wird, und zum Zweiten ist das Frühstück so genau auf den jeweiligen Gast zugeschnitten. Dazu werden wir ungemein nett bewirtet! 

Bye bye Roadtrip 2023! Es waren wunderschöne drei Wochen und wir sind dankbar für jeden Moment. Immer ein wenig ab vom Schuss, so wie wir unsere Roadtrips lieben. In meinem Kopf werden die diesjährigen 10 Etappen langsam verarbeitet und da sprießen schon die Gedanken an den nächsten Sommer. Welche Abenteuer können wir für die nächste, warme Zeit planen? Welche Impressionen und Erfahrungen werden wir mitnehmen? Man wird sehen…

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