CenterParc oder TinyHouse? - Konstrastreiche Herbstferien in den Niederlanden

Knack – und die Frontscheibe hatte auf der Autobahn einen fetten Steinschlag abbekommen. So hatten wir uns den Start unseres Herbsturlaubs in den Niederlanden nun so gar nicht vorgestellt. Auf den ersten Blick schien es aber nur ein kleiner Einschlag zu sein und daher ging die Fahrt unbekümmert weiter in Richtung Centerparc Zandvoort.

In einem Centerparc waren wir tatsächlich noch nie. Ich hatte schon viel davon gehört, dass die Parks gerade für Kinder toll sein sollen. Der Preis war allerdings in den Herbstferien nicht gerade ein Schnapper und daher war ich gespannt, was uns erwarten würde. Einen Teil der Zeit verbrachten wir mit Jens Schwester Marion und ihrem Mann Micha gemeinsam in einem kleinen Häuschen auf dem Gelände, den Rest der Tage waren wir nur zu viert und zogen schließlich in ein TinyHouse in Ijmuiden um.
 

Der Centerparc in Zandvoort soll einer der eher kleinen Parks sein, sagte man mir. Und ich hatte auch gehört, dass er schon etwas in die Jahre gekommen sein sollte. Dafür war er nur wenige Meter vom Meer entfernt direkt in den Dünen gelegen. Da Tage am Meer in unserem Sommerurlaub eher etwas zu kurz gekommen waren, war das für mich das oberste Kriterium. Ich liebe die Nordsee in den Niederlanden, weil sie mich so sehr an die schöne Insel Sylt erinnert. Weitläufige Dünen, das Gras, das im Wind weht, lange Sandstände und wildes Meer. Mehr brauche ich eigentlich nicht. Unsere Kinder sehen das allerdings komplett anders. Was man im Herbst bei Wind und Wetter am Meer soll, erschließt sich ihnen nur bedingt und das lassen sie uns auch gern bei unseren langen Strandspaziergängen ganz unverblümt wissen. „Es ist so sinnlos, wenn man das Meer direkt vor der Nase hat und gar nicht reinspringen kann!“, seufzte Mia an unserem ersten Tag, als sie am Strand stand und in die Wellen blickte. Ja, vielleicht wäre es uns als Kind hier ähnlich gegangen.


 
Ein Highlight im Centerparc Zandvoort ist das Spaßbad AquaMundo mit seinen drei Rutschen. Eine steile, kurze Rutsche, eine lange Röhrenrutsche und…das Beste…die Wildwasserrutsche. So etwas ähnliches hatten wir schon einmal im letzten Jahr im Schwimmbad des SüdSee Campingplatzes in der Heide erlebt. Man springt oben in eine Art reißenden Strom mit zahlreichen künstlichen Huckeln, Stromschnellen und Kurven und kommt unten einmal komplett durchgespült wieder an. Auf dieser Wildwasserrutsche hat man sogar unterwegs noch die Wahl aus zwei Wegen. Rechts geht es steil bergab, danach aber eher ruhiger zu, links geht es zunächst einen langen, breiten Berg hinunter und dann wird man durch enge Kurven und Stromschnellen durchgeschüttelt, bis man im unteren Becken wieder ausgespuckt wird. Wichtig für alle, die mit Kindern unterwegs sind, die noch kein Bronze-Abzeichen haben: unbedingt eine Schwimmweste mitnehmen oder im Schwimmbad ausleihen. Mads war zwar etwas enttäuscht, dass er trotz Seepferdchen jetzt doch wieder so ein olles Ding tragen musste, in der Wildwasserbahn war sie aber umso wichtiger. Am Ende der Rutsche bin selbst ich einmal so unter Wasser geraten, dass ich kurz Probleme hatte wieder aufzutauchen.



Aber auch der Indoorspielplatz, der Minigolf-Parcours und der Trampolinpark machen Laune! Der Indoorspielplatz hat direkt nebenan eine Bar mit Hängematten, in denen die Eltern chillen können, während sich die Kleinen austoben. Zum Trampolinpark ist zu sagen, dass er nicht inklusive ist. Was er kostet, kann ich allerdings nicht sagen, da wir zunächst nicht wussten, dass das Springen nicht umsonst ist und erst beim zweiten Anlauf freundlich vom Personal gebremst wurden. Unverschuldet die Zeche geprellt...naja, die Mitarbeiter nahmen es mit Humor.



Von unserem Häuschen im Centerparc hatte ich mir ehrlich gesagt etwas mehr erhofft. Es war nett eingerichtet. Auch wenn das Sofa für einige Lacher bei uns gesorgt hat, da ständig eines der Polster an der Seite herunterrutschte und ich mich damit einmal so richtig schön auf den Boden gepackt hatte. Was für eine Fehlkonstruktion! Aber es gab alles, das man brauchte und ganz wichtig: die Matratzen der Betten waren gut. Wie oft habt ihr euch schon nächtelang schlaflos auf durchgelegenen, zu harten oder zu weichen Matratzen gewälzt? Diese hier waren nicht mehr die Neusten, aber dafür gemütlich. Was mir allerdings gar nicht gefallen hat: Es war leider nicht sauber. Das Badezimmer wirkte nahezu ungeputzt mit Haaren in der Dusche und an den Fliesen und auf den Rändern der Waschbecken war eine kleine Staubschicht. Das ist tatsächlich ein K.O.-Kriterium für uns. Ich meldete es sogar an der Rezeption, wo man sehr freundlich war, aber sich dennoch nur entschuldigte und meinte, ich könnte das Reinigungspersonal mittels eines Fragebogens auf dem Küchentisch entsprechend bewerten. Das brachte uns nur für diesen Aufenthalt leider nichts.



Direkt neben dem CenterParc befindet sich die Formel1-Rennstrecke Zandvoort. Bis 1985 fanden hier regelmäßig Formel1-Rennen statt und neuerdings seit 2020 auch wieder. An Tagen, an denen nur Trainings stattfinden, kann man die Rennstrecke frei besuchen. Auf einem Spaziergang mit Marion und Micha, fanden wir sechs uns also auf der Tribüne ein und bestaunten ein Rennen, das sich mehrere Porschefahrer auf der Rennstrecke lieferten. Besonders Mads war ganz aus dem Häuschen und meinte sogar, einen der Rennwagen wiederzuerkennen, den er am Vortag aus Legosteinen zusammengebaut hatte.



Essen gehen kann man in Zandvoort übrigens ganz toll. Wobei wir im Centerparc direkt auch leider eine negative Erfahrung gemacht haben. An unserem ersten Abend hatten wir nach einem ausgiebigen Aufenthalt im AquaMundo wahnsinnigen Hunger und bestellten, der Einfachheit halber, Fish & Chips im Grand Café, das sich im selben Gebäude befindet. Leider war der Fisch quasi tot frittiert und das Feedback der Kinder zu den Pommes war: „Die schmecken irgendwie, wie nochmal aufgewärmt.“. Und das alles zu einem Preis, für den wir ein paar Tage später im Restaurant „De Drie Aapjes“ wunderbares Rinderfilet und Surf & Turf aßen. Das besagte Restaurant ist meine größte Empfehlung in Zandvoort. Die Mitarbeiter dort waren so unheimlich nett, dass wir uns sofort wohl fühlten. Und das, obwohl wir direkt vom Strand verwuschelt und in Gummistiefeln dort auftauchten. Kurz hatten wir gezögert, weil wir uns wirklich nicht ausgehfertig genug fanden für ein so schick anmutendes Restaurant. Das hat man uns dort aber in keinster Weise spüren lassen. Auch richtig lecker war es im griechischen Restaurant Filonexia. Dort landeten wir eher zufällig an einem Abend mit Marion und Micha, weil alles andere schon ausgebucht war. Ein uriges Restaurant mit nettem Personal!



Überhaupt kann man nur betonen, wie nett und hilfsbereit alle Niederländer waren, denen wir auf unserer Reise begegneten. Ich habe wirklich niemanden getroffen, der nicht freundlich war. Egal, ob im CenterParc, in den Restaurants oder an der Fischbude oberhalb des Strandes, die dort auf dem Parkplatz stand.

Wir hatten nach dem CheckOut im CenterParc noch einmal das AquaMundo genutzt, waren alle hungrig und ausgebrannt und stoppten quasi mit quietschenden Reifen an dem Parkplatz, als wir die Bude erblickten. Dazu muss man wissen, dass unsere ganze Familie mürrisch wird, sobald sich Hunger einstellt. Im Auto waren schon wilde Diskussionen über Kleinigkeiten ausgebrochen, aber der Mann an der Fischbude war so nett, dass er uns allen wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Und dazu war der Kibbeling mit Pommes wirklich lecker (und definitiv nicht tot fritiert 😊). Da saßen wir nun zu viert an einem Tisch mit Blick über das Meer und wurden mit jedem Biss wieder mehr zu den freundlichen Wesen, die wir eigentlich sind. Jede Familie mit Kindern kennt diesen Moment oder?




An diesem Tag zogen wir zu viert ins Basecamp Ijmuiden um. Wir hatten noch nicht genug vom tosenden Meer und den Dünen. Vor allem Jens und ich freuten uns auf weitere, lange Strandspaziergänge. Die Kinder waren etwas traurig, da der tägliche Ausflug ins AquaMundo in der neuen Unterkunft natürlich wegfiel.

Dafür fühlt sich das Basecamp sofort entspannt nach Festival und Hippieleben an. Wir kamen auf das Gelände und ich konnte die Partys, die hier im Sommer wahrscheinlich ganz gechillt im Barbereich in der Mitte des Camps oder im Gewächshaus stattfanden, förmlich spüren. Unsere Hippiekinder erkundeten das Gelände und blieben dann an einem Trampolin hängen, das im Boden vergaben war, und auf das man von einem kleinen „Palettensprungturm“ springen konnte.




Wir bezogen in der Zeit unser Tiny House für die Nacht. Dass wir uns im „Hauptschlafzimmer“ am Ende des Häuschens niederlassen können war allerdings ein Irrglaube, denn ruckzuck waren unsere Kinder zurück und hatten mit all ihrem Kram das Zimmer komplett bezogen. Uns blieb noch der Spitzboden, der ein eingelassenes Kojenbett hatte, in das man sich richtig einkuscheln und trotzdem von oben die schöne Aussicht aus der komplett verglasten Front genießen konnte. Es hätte schlimmer kommen können. Und das Tollste: Alles war so wunderbar sauber!



Auch in Ijmuiden kann man kilometerweit am Strand entlang gehen. Unsere Kinder genossen es jedoch auch, dass das Häuschen direkt in den Dünen lag und sie dadurch auch mal dortbleiben konnten, während wir noch ein paar Kilometer am Strand dranhängen konnten. Ganz entspannt und ohne „Ich kann nicht mehr“, „Ich habe Hunger“ oder „Mir ist Wasser in die Gummistiefel geschwappt“ liefen wir einfach vor uns hin, bis wir keine Lust mehr hatten.




Hier war das Ende der Saison deutlich zu spüren. Ende Oktober hatten nur noch zwei der vielen Strandbuden geöffnet und außer den Kitesurfern, für die die Saison noch lange nicht vorbei war, war außer uns niemand am Strand oder in den Kennemerduinen, die als Nationalpark gelten. Eine Tour lief Mads mit uns durch die Dünenlandschaft und entdeckte immer neue, kleine Pfade. Sein Ziel war es, Bisons zu finden, da ich gelesen hatte, dass man sie im Nationalpark mit viel Glück sehen kann. Bisons fanden wir nicht, dafür hatte er trotzdem den größten Spaß dabei, zu entscheiden, wo wir als nächstes entlang gehen würden. Mia hatte es sich in der Zwischenzeit im Tiny House gemütlich gemacht und war erst wieder bereit, es zu verlassen, wenn wir einen Ort für das Abendessen finden würden.



Am Strandpaviljoen BeachInn nahmen wir an einem Tag ein frühes Abendessen mit Kibbeling und Fischsuppe zu uns und die Kinder waren fasziniert von den herumfliegenden Vögeln, die anscheinend im Restaurant leben und willkommen sind. Zwischenzeitlich gab es auch mal Spiegeleier oder eine Brotzeit im TinyHouse, wenn niemand mehr zum Essen rausgehen wollte.

Und einen Abend aßen wir Philly Steaksandwiches im „Chef’s“, dem Restaurant im Leonardo Hotel neben dem Basecamp. Als wir aus dem Restaurant kamen, saß doch tatsächlich ein Fuchs neben der Tür. Mads war sich sicher, dass das ein Wüstenfuchs sein musste, denn normale Füchse würden ja nicht in den Dünen leben…oder? Ich tippte ja darauf, dass der Fuchs vor dem heutigen Sturm an das Hotel geflüchtet war, weil es dort windgeschützt und warm war. Vielleicht wurde er ja hier sogar mit ein paar Happen aus dem Hotel gefüttert? Spannend war es auf jeden Fall schon, dass wir zwar im Nationalpark keine Tiere gesehen hatten, aber dafür im Yachthafen von Ijmuiden.




Ach, das Auto und die Windschutzscheibe habe ich ja ganz vergessen. Während der letzten Tage stand unser Auto dann doch leider in der VW Werkstatt in Haarlem. Der Steinschlag auf der Windschutzscheibe hatte sich zu einem ca. 40cm langen Riss auf der Fahrerseite entwickelt und wir (und damit meine ich „ich“, haha) fanden es sicherer, das lieber beheben zu lassen, bevor es zurück auf die Autobahn ging. Die Werkstatt war klasse. Sie schafften es einen halben Tag schneller als versprochen, und in der Zwischenzeit durften wir mal ein paar Tage einen Skoda Superb fahren, der auch ganz schick war. Alles in allem hatten wir durch den Werkstattbesuch rund eine Stunde Urlaubszeit verloren, was vollkommen okay war.



Mein Fazit zu unserem diesjährigen Herbsturlaub in den Niederlanden ist auf jeden Fall:

Nochmal Nordsee im Herbst? - Wir ja, die Kinder möchten ins Meer.
 
Nochmal Centerparc? - Mhm, erstmal nicht.

Nochmal Basecamp? - Immer wieder!
 
Freundlichkeit? - Kein unfreundlicher Mensch in Sicht.
 
Essen? - Bis auf eine Ausnahme, alles perfekt!
 
Werkstattbesuch? - Halb so wild.




Und wisst ihr, was ein schöner Bonus zu diesem Urlaub ist? Auf der Rückfahrt debattierten Jens und ich, wie auf jeder unserer Reisen in die Niederlande, darüber, dass wir mal auf dem Landgut de Holtweijde im Urlaub ohne Kinder waren und auf dem Weg dorthin eine Mittagspause in einem kleinen Café an einem See gemacht hatten. Jedes Mal, wenn wir diese Strecke fahren, versuchen wir uns zu erinnern, wo dieser See war oder wie das Café wohl hieß. Und jedes Mal verdrehen unsere Kinder die Augen, weil wir uns nie erinnern können, aber immer wieder davon schwärmen. Diesmal fuhren wir ein Stück über Land, als ich plötzlich ein Schild mit der Aufschrift „de Holtweijde“ sah. Von da an war unser Entdeckertrieb geweckt und wir waren uns sicher, dass wir das Café diesmal finden würden. Ich schmiss Tripadvisor an und suchte die Gegend nach Restaurants ab und kurz hinter der Deutschen Grenze wurden wir tatsächlich fündig: Es war das Café Else am See direkt am Strand eines kleinen Sees mit einem Abenteuerspielplatz direkt vor der Tür. Was kann besser sein, als einen Urlaub mit einer solchen Spontanentdeckung und einem ausgiebigen Essen dort zu beenden?

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Weser-Hochwasser zu Weihnachten

Das Schärfste zwischen Lübbenau und Burg - Die Chaosfamilie im Spreewald

HO17...oder "Die Welt zu Gast in Hessisch Oldendorf"