Bulli-Sommer-Abschied in der Südsee

"Manchmal hat man mit dem Timing einfach Glück", denke ich, als ich an diesem Wochenende die Rollos im Schlafzimmer hochziehe. Der Herbst ist da. Es regnet, plötzlich sind alle Blätter bunt (hab ich irgendwie den Moment verpasst, an dem das passiert ist?) und ich bin froh, dass wir letztes Wochenende mit Alex, Arne und ihrem Sohn Finn nochmal campen waren. Ein "Bulli-Sommer-Abschieds-Camping-Trip" quasi. 

Am letzten Wochenende gab das Wetter noch einmal alles. Nur abends war es etwas frisch, wie wir bei unserer Ankunft im Südsee-Camp in Wietzendorf  feststellen sollten. Wir trafen uns in einem der Restaurants auf dem Campingplatz pünktlich zum Abendessen mit unseren Freunden aus Hamburg. In der Dämmerung waren wir noch von leichter Wärme umgeben, so dass wir uns auf der Terasse mit Seeblick niederließen. Aber schnell war die Sonne ganz verschwunden und damit war es plötzlich ziemlich kalt. Wir beschlossen, den Abend in Alex und Arnes Vorzelt ausklingen zu lassen. Sie hatten einen Wohnwagen gemietet und hatten sogar einen kleinen Heizlüfter mitgebracht. Anscheinend in weiser Voraussicht! 

Der Bulli stand schon schlafbereit auf unserem kleinen Stellplatz zwischen Bäumen ganz in der Nähe des Sees und nur in Spuckweite zum Wohnwagen unserer Freunde. Da ich schon geahnt hatte, dass uns keine lauen Sommernächte mehr erwarten würden, hatte ich für jeden, neben dem Bettzeug, noch warme Wolldecken eingepackt, in die wir uns kuschelten, als es spät war und die Kinder müde wurden. 

Als Mads und ich am nächsten Morgen in unserer Koje (das untere Bett im Bulli) die Jalousien hochzogen, strahlte schon die Sonne zwischen den hohen Bäumen um uns herum hindurch. Der Himmel war blau und der Tag versprach warm zu werden! 

Ein gemütliches Frühstück nahmen wir in Alex und Arnes Vorzelt zu uns und schnappten uns dann die drei Kinder, um in die Therme auf dem Campingplatzgelände zu gehen. In der Coronazeit kann man hier Slots von je zwei Stunden je Familie zu einer bestimmten Zeit vorbuchen. Wir fanden es gar nicht so schlecht, da das Spaßbad durch diese Slots relativ leer war. Die Kinder stoben gleich in alle Richtungen auseinander. Es gab mehrere Rutschen für jede Altersgruppe. Die längste Rutsche war sogar eher eine Art Wildwasserparcours. Man rutschte, musste dann wieder über kleine Huckel klettern und dann weiter rutschen, wurde schließlich von der Strömung erfasst bis zum nächsten Hindernis. Am meisten Spaß hatten hier wohl die Papas, die versuchten von Mal zu Mal ihre Schnelligkeitsrekorde zu brechen. Mia hingegen ließ sich im Wellenbad hin und her schleudern. Auch hier gab es nochmal extra Corona-Maßnahmen. So hatten alle Besucher blaue oder orange Bändchen und durften abwechselnd in den Wellengang. 

Unser Mittagessen nahmen wir nach ausgiebigen heißen Duschen am See zu uns. Wir hatten den verlassenen Platz gegenüber von Alex und Arne "gekapert" und bauten für uns alle eine lange Tafel auf. Arne grillte Würstchen und wir holten Pommes aus dem Schwimmbad-Imbiss. Dazu gab es Salat mit Mango und es wurde die erste Flasche Wein von Jens, Arne und mir geköpft. "Wir sind ja jetzt an den Normandie-Rhythmus gewöhnt. Da kann man auch mittags schon mal den Weißwein aufmachen", scherzte Jens. Alex und ihr dicker Babybauch mussten mit Wasser vorlieb nehmen. Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Es kommt mir fast wie gestern vor, dass Alex und ich mit großen Rucksäcken über Thailändische Inseln stapften. Nun saßen wir plötzlich hier am Tisch, aßen unsere Würstchen und beobachteten, wie unsere Kinder über den Strand des Sees tobten. 

Plötzlich tauchte ein Mann mit Zylinder und rotem Anzug an unserem Platz auf. In der Hand hielt er einen Flamingo, den er aus Luftballons geformt hatte. Hatte der Wein schon seine Wirkung getan? Nein! Anscheinend war der gute Herr zur Kinderbespaßung auf dem Campingplatz unterwegs und bat uns ein Foto von ihm zu machen. Zum Dank schenkte er uns seinen Flamingo, den Finn und Mads sofort in ihr Herz schlossen. Sie ließen ihn mit den Ballonfüßen durch das Wasser laufen und jagten sich damit über den Sand. Von unserem Aussichtspunkt oberhalb des Strandes beobachteten wir, wie der Flamingo so intensiv bespielt wurde, dass die Jungs schließlich mit abgetrennten Flamingokopf und dem einzelnen Körper wieder zu uns an den Tisch kamen.

Mia hatte sich derweil überlegt, dass sie unbedingt einmal durch den See schwimmen wollte...und setzte dies auch kurzum in die Tat um. Wir sahen ihr erstaunt hinterher und mussten mit ihr lachen, als sie plötzlich in der Seemitte aufstand und ihr das Wasser nur bis zum Bauch ging. Anscheinend gab es mittig eine größere Sandbank. Da waren all meine Sorgen, sie könnte es nicht auf die andere Seite schaffen, wohl umsonst gewesen.

Wir beschlossen am Strand entlang eine Runde um den See zu drehen. Mia und Finn hatten in der Ferne die Trampoline entdeckt und es war klar, dass das wohl unsere erste Station sein würde. "Der Trampolinmann hat es drauf! Es gibt Tickets zum Springen und Getränke für die Eltern!", triumphierte Arne. Und so lagen wir mit kühlen Getränken im Sand, während die Kinder sich austobten. So kann man einen Tag natürlich auch herum bekommen. Nach dem Trampolin folgte der große Abenteuerspielplatz auf der anderen Seeseite. Die Kinder verschwanden wieder und wir Erwachsenen lagen auf einer Decke in der Sonne und quatschten in Ruhe. Manche Urlaubsdomizile haben tatsächlich erkannt, wie so ein Urlaub für alle zu Entspannung wird. 

So verbrachten wir das gesamte Wochenende. Morgens ging es ins Schwimmbad, dann gab es etwas zu Essen und dann ging es um den See, an den Strand zum chillen und quatschen und auf den Spielplatz. Herrlich entschleunigend! Nachts surrte die Standheizung leise und alle schliefen tief und fest eingekuschelt in die warmen Decken. Unsere Kinder waren allerdings auch voller Vorfreude auf den Sonntag und unsere Rückfahrt. Auf dieser wollten wir unseren neuen, kleinen Kater Mika abholen. Nach dem Tod unserer 16 Jahre alten Katze Holly im Frühling wartete das Haus langsam wieder auf einen tierischen Mitbewohner.

"Und nächstes Jahr kommen wir wieder hierher und dann sind wir zu acht!", sagte ich, als wir uns von Alex, Arne und Finn verabschiedeten. "Ja genau", sagte Mads aufgeregt, "dann kommt ja auch unser neuer Kater mit!". Ähm, ich meinte eigentlich das neue Baby, aber vielleicht hat Mika ja auch Lust auf Camping im Bulli :).  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Weser-Hochwasser zu Weihnachten

Das Schärfste zwischen Lübbenau und Burg - Die Chaosfamilie im Spreewald

HO17...oder "Die Welt zu Gast in Hessisch Oldendorf"