Burgruinen-Abenteuer in Wallenstein

Etwas bedröppelt saßen Jens, Mia, Mads und ich im Restaurant Westhoff in Schloß Holte-Stukenbrock beim Abendessen. Den Beginn dieses Wochenendes hatten wir Vier uns doch etwas anders vorgestellt. Eigentlich sollten nun Jasmina und Thorben mit uns hier sitzen, die Bullis würden auf dem Parkplatz nebeneinander stehen und wir würden zusammen mit riesigen Schnitzeln und einem kühlen Bier das gemeinsame Camping-Wochenende einleiten. Aber manchmal kommt es eben doch ganz anders, denn die beiden hatten auf der Anfahrt einen Unfall. Gott sei Dank ohne Verletzte, aber ihr nagelneuer VW California war einem ins Schleudern geratenen Fahrzeug schon auf dem Weg zur Autobahn zum Opfer gefallen.  
 
Kurz hatten wir auf der Anfahrt gezögert. Sollten wir nun auch umdrehen? Irgendwie ein komisches Gefühl, wenn die Freunde gerade unter Schock am Unfallort stehen und man selbst weiterhin auf der Fahrt ist. Dann hatten wir uns aber entschieden, das Beste daraus zu machen. Die Campingplätze waren gebucht, der Bulli beladen und die Kinder freuten sich schon seit Wochen darauf, endlich wieder loszufahren.


Den ersten Abend schlugen wir unser Lager also in minimierter Zahl von Reisenden auf dem Campingplatz am Furlbach bei Schloß Holte-Stukenbrock auf. Bulli umbauen, Nachtlager bereiten. Da sind wir schon ein eingespieltes Team. Seit neustem haben wir einen California Coast mit Küche, so dass wir nun diverse Staufächer haben, die uns das Leben als Familie im Camper definitiv erleichtern. Als Gas für den Herd haben wir uns für das neue, passende Propan-System entschieden, da wir damit auch bei niedrigen Temperaturen im Winter noch kochen können (ich sehe uns schon mit Glühwein an der Weser :)). 


Dass wir direkt gegenüber des Safari Parks sind, den wir beide noch aus unserer Kindheit kennen, wurde uns erst am nächsten Morgen bewusst. Es war zwar brütend heiß, aber für unsere Kinder stand schnell fest, dass wir dort unbedingt hin müssen. Wann ist man schon mal in einem Zoo, durch den man mit dem Auto direkt an den Tieren vorbei fahren kann? - Und wir fanden es klasse! Als das hohe Tor mit Warnschildern vor uns aufging, sagte ich ehrfürchtig zu Jens: "Ich fühle mich etwas wie in Jurassic Park!". Natürlich bekamen wir gleich einen Rüffel vom Ranger, da wir im Löwengehege vergaßen, dass es sinnvoller ist, die Fenster geschlossen zu halten. Wieder einmal typisch Chaosfamilie. 

 
Aber im Gehege mit Giraffen, Büffeln und Kamelen kam dann unsere Zeit. Dort durften die Fenster geöffnet bleiben und einige Tiere konnte man sogar aus dem Auto heraus streicheln. Teils war es ein bißchen so, als wären wir die Attraktion und nicht die Tiere. Ein Kamel steckte seinen Kopf äußerst interessiert weit durch das Fahrerfenster an mir vorbei in den Bulli. Mads saß auf Jens Schoß auf dem Beifahrersitz und kreischte laut auf, als es ihn Aug-in-Auge kauend begutachtete. 


Der zugehörige Freizeitpark mit Karussels und Achterbahnen ist ganz nett. Wir hätten ihn aber nicht unbedingt gebraucht. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir mittlerweile über 30 Grad hatten und jeder Schritt einer zuviel war. Eine große Kindheitserinnerung war für mich die Affenbahn. Ich konnte mich noch sehr genau erinnern wie ich, wahrscheinlich im Jahr 1988, in einem der vergitterten Waggons des Zuges saß und mit Zahnlücken-Grinsen in Omas Kamera lachte. Kurz danach riss mir ein militanter Affe meine Futtertüte aus der Hand, kratzte mich dabei so, dass ich weinte, und die Fahrt war für mich (und Oma Lina) danach gefühlt endlos. Kurzer Gänsehautmoment! Daher beobachteten wir die Bahn im Affengehege lieber aus sicherer Entfernung und hatten umso mehr Spaß dabei auf die Aussichtsplattformen zu klettern und die Geparden und Tiger von oben zu beobachten. 


 
Da unser Zielort des Wochenendes, die Burgruine Wallenstein mit zugehörigem Campingplatz, direkt neben einem Naturschwimmbad lag, entschieden wir nun schnellstmöglich dorthin zu fahren. Wir brauchten dringend eine Abkühlung! Unterwegs sollte es noch etwas zu Essen geben, was sich allerdings schwierig gestaltete. Zwar hatten wir den ganzen Camper-Kühlschrank voller Steaks, allerdings hatten Jasmina und Thorben den Grill im Gepäck. Also war Grillen keine Option, wenn wir nicht noch einen Besuch im Baumarkt einlegen wollten. Bei der Hitze wurde das schnellstmöglich abgelehnt. Die meisten Restaurants hatten am Nachmittag noch nicht offen, also hofften wir inständig, dass die Pommes im Naturschwimmbad passabel sein würden und fuhren direkt zum Campingplatz.  


Es war so heiß, dass wir noch nicht einmal den Camper komplett umbauten, bevor wir direkt zum Schwimmbad liefen und hineinsprangen. Es war herrlich. Das Wasser wurde von mehreren natürlichen Quellen gespeist. Es war nicht wirklich klar, aber angenehm kühl. Mia konnte von der Wasserrutsche nicht genug bekommen, Mads sollte sich erst am zweiten Tag hineintrauen. Er war dem trüben Gewässer etwas skeptisch gegenüber. Im Restaurant Strandbad No.1 holten wir uns Getränke und Snacks und bemerkten, dass es hier für ein Schwimmbadrestaurant doch sehr sehr nett war. Und auch das Essen sollte dem in nichts nachstehen! Nach einer ausgiebigen Dusche auf dem Campingplatz und dem Einrichten unseres Nachtlagers nahmen wir an einem Tisch mit Strandkorb Platz und die Bedienung tischte uns Trüffelpommes, Wildburger und -bratwurst, Kalbsschnitzel und Salat mit gegrilltem Ziegenkäse auf. Das hatten wir nun hier - irgendwo im nirgendwo - wahrlich nicht erwartet! Damit war klar, dass wir gleich für den nächsten Tag wieder einen Tisch reservieren würden. Und dann stießen wir mit einem Glas Grauburgunder und Blick auf die Burgruine Wallenstein an. Sehr dekadent für ein Campingwochenende in der Natur!


Nachdem wir den nächsten Tag wieder im Wasser einläuteten und auf der Wiese am Naturbad faulenzten, war es Zeit für ein bißchen Bewegung. Jens und ich wollten uns die Burgruine anschauen. Mia war mäßig begeistert von einem Spaziergang im Wald. Sie hatte im Schwimmbad eine Freundin kennengelernt, mit der sie den ganzen Tag dort hätte verbringen können. Mads hatte einen Nachmittagstiefpunkt und war maulig. Man kann sich also vorstellen, wie fröhlich wir gemeinsam die Allee des Burgberges erklommen. Mads hörte man wahrscheinlich im ganzen Wald rufen: "Ich will gar nicht zu dieser Burg! Das ist eine Popelburg! Die ist aus Popeln gemacht! Und außerdem hab ich 'Höhlenangst' und will nicht auf den Turm!". Hach, sie erfreuen einen doch einfach jeden Tag aufs Neue. Dabei hatte ich sofort an Mads gedacht, als ich im "Campingglück Reiseführer" diesen Platz entdeckt hatte. Naja, wenigstens war Mia jetzt, da wir fast angekommen waren, wieder abenteuerlustiger (wir hatten ihr versprochen, dass sie nach der Klettertour und dem Abendessen nochmal mit ihrer Freundin schwimmen durfte). Der Blick vom Turm war wirklich schön. Fast romantisch (wenn keine Kinder dabei gewesen wären, haha). 

 
Und nach der kleinen 'Wanderung' gab es wieder leckeres Essen im Strandbad No. 1. Wirklich ein kleiner Geheimtipp! Am Camper begrüßten uns unsere Haustierchen: zwei kleine Mäuse, die ihr Loch direkt vor unserem Bulli hatten und hin und wieder rein und raus flitzten. Mads erschreckte sich beim ersten Mal so doll, dass er zu mir kam und ängstlich fragte, ob wir nicht mal nach einem anderen Stellplatz fragen könnten. Im späteren Verlauf des Wochenendes beobachteten wir die Mäuse aber mit hochgradig biologischem Interesse und auch Mads akzeptierte sie als unsere Camping-Haustiere.


Nachts flog uns dann alles, was wir außerhalb des Campers gelassen hatten, um die Ohren. Ein Gewitter war aufgezogen und das Donnern hallte um 3h Nachts dröhnend zwischen den Bergen. Es regnete so doll, dass unsere Markise ein wenig durch hing und natürlich alle Campingmöbel patschnass waren. Mia kuschelte sich etwas ängstlich an Jens. Mads bekam von all dem gar nichts mit und schnarchte laut neben mir. Nicht zu fassen, wie man von diesem Donnern nicht wach werden konnte. Aber besser so, als noch ein zitterndes Kind im Bulli. Aber das ist halt camping in und mit der Natur. Zuhause würde alles wieder trocknen, wir waren eh kurz vor der Abreise und beschlossen, dass wir diesen Ort definitiv wieder besuchen werden. Vielleicht ja dann mit Jasmina, Thorben und ihrem nächsten Bulli? 


Auf dem Rückweg hielten wir an den Externsteinen, die auf unserem Heimweg lagen. Leider war es sehr voll und man musste sich anmelden, um auf die Felsen zu klettern. Alle Slots für diesen Tag bereits ausgebucht, also musste eben der nahegelegene Wald zum Klettern und austoben nach der Fahrt herhalten. Da sind wir ganz pragmatisch. Und am Abend kamen dann doch noch unsere Steaks zum Einsatz, die wir ja nun das gesamte Wochenende im Kühlfach mit uns herum gefahren hatten und die nun endlich auf dem Grill lagen. Ein schöner Abschluss für ein Wochenende, das so gar nicht gut begonnen hatte.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Weser-Hochwasser zu Weihnachten

10 Tipps für ein Junggesellinnenabschieds - Mädels - Wochenende

Das Schärfste zwischen Lübbenau und Burg - Die Chaosfamilie im Spreewald