Bulli-Tour-Normandie (1): Zwischen Dünen und Meer in Holland
Das ist eigentlich der beste Moment einer Reise: Man sitzt das erste Mal auf seinem Handtuch an einem weitläufigen Strand, hinter sich die Dünen, vor sich das Meer, über dem die Sonne sich langsam absenkt. Diesen Moment erlebten wir dieses Jahr am Strand von Hoek van Holland. Der Bulli war nur notdürftig umgebaut und stand direkt hinter den Dünen auf dem Campingplatz Jadtveld, Mads buddelte akribisch im Sand und Mia tobte durch die Wellen der Nordsee.
Ein Wunder, dass wir überhaupt fahren konnten. Bis zu Letzt war es doch sehr ungewiss, ob alles zur Coronazeit so klappen würde, wie geplant. Ziel unserer Reise sollte die Normandie sein. Dort wollten wir uns mit Jassel, Bastian und Moritz treffen und noch ein paar Tage mit ihnen gemeinsam auf einem Campingplatz in Luc-sur-Mer verbringen. Die drei reisten direkt an, wir wollten mit dem Bulli einige Zeit vorher starten und von Ort zu Ort tingeln. Unsere normale Strategie einfach jeden Abend kurzfristig einen Campingplatz zu suchen, ging dieses Jahr allerdings nicht auf. Spontan los zu fahren war uns zu riskant. In vielen Gegenden musste man eine Unterkunft für die Nacht vorweisen können, so dass ich einige Campingplätze für unseren Weg in die Normandie vorbuchte. Über die Niederlande und Belgien wollten wir reisen. Und kurz vor der Reise wurden zu allem Überfluss in Belgien noch einige Städte zu Risikogebieten erklärt. Unsere geplanten Standorte betraf dies zum Glück nicht und so beobachteten wir artig die Website des Auswärtigen Amtes, um immer auf dem neusten Stand bezüglich aller Entwicklungen und jeweiligen Corona-Regelungen zu sein.
Die Niederlande waren von COVID19 bisher nur mäßig betroffen und haben etwas lockerere Regelungen als wir sie aus Deutschland gewohnt waren. Eine Maske muss man nicht tragen, auch gibt es in Restaurants keine abgesperrten Tische. Sehrwohl wurde aber auf unserem Campingplatz vorallem in den Sanitäranlagen auf Abstand und Hygiene geachtet.
Aber nun zurück zu unserer Reise: Am Strand von Hoek van Holland kann man kilometerweit spazieren gehen. Wir nutzten unseren ersten Abend neben einer Abkühlung im Meer auch für einen langen Spaziergang Richtung des Hafens von Rotterdam. Unsere Kinder sprangen unterwegs immer wieder in die Fluten und tobten im Sonnenuntergang an der Wasserkante entlang. Sie schwammen quasi neben uns her, während wir liefen. Mads jauchzte, dass das Meer für ihn wie eine riesige Badewanne oder eine große Matschpfütze wäre.
Am Strand der Niederlande ist bei mir bisher immer das leichte "Sylt-Gefühl" aufgekommen. Die Dünen, der Sand, das Meer und Buden mit Restaurants, die auf Stelzen direkt am Strand zu finden sind...all das erinnert mich immer wieder an unsere liebste Insel. Wir aßen in unseren Tagen in Hoek van Holland sehr gut in den Strandbuden Elements Beach und Zomertjid Strand mit den Füßen im Sand und Blick auf die Nordsee.
Auf dem Rückweg vom Strand zum Bulli bekamen wir - wie auf jedem unserer Campingtrips - tierischen Besuch. Diesmal von Enten, die in Mads eine ausgiebige Quelle für Leipniz-Kekskrümel entdeckten und unserem Platz (und unserem Kind) erstmal nicht mehr von der Seite wichen. Mads, dem ja bekanntlich schon die Mäuse auf dem letzten Campingplatz suspekt waren, zog es hingegen vor, in den Bulli zu flüchten und seinen Enten-Fanclub eher aus sicherer Entfernung durch die geöffnete Heckklappe zu beobachten.
Der Schlafplatz war schnell eingerichtet, eine Kerze angezündet (extra gegen Mücken) und eine Flasche Wein aufgemacht. So lässt es sich doch aushalten! Die Enten zogen wieder ihrer Wege, nachdem die Krümelquelle versiegt war und schnarchend im Bulli lag. Mia leistete uns noch eine Weile Gesellschaft.
Eine Hitzewelle hatte sich über Europa gelegt und so war klar, dass wir auch den nächsten Tag am - oder besser gesagt im - Meer verbringen würden. Was man am Strand der Niederlande beachten muss, ist natürlich die zum Teil sehr starke Strömung. Nicht nur die Unterströmung, die einen aufs Meer hinaus zieht, sondern auch die Strömung, die einen immer weiter am Strand entlang treiben lässt, ohne dass man es merkt. So hatten wir von unserem Handtuch am Strand in einem Moment Mimi noch in den ersten Wellen im Blick und sie beim nächsten Hochschauen schon aus den Augen verloren. Da wir ihr mitgegeben hatten, wegen der Unterströmung nicht tiefer als bis zum Bauch ins Wasser zu gehen, waren wir nicht gleich in Panik. Aber wenn man sein Kind erstmal suchen muss, ist es natürlich immer ein ungutes Gefühl. Ein ganzes Stück weiter links den Strand herunter fanden wir sie selig spielend in hüfttiefem Wasser. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie schon so weit abgetrieben war.
Stolz hatte ich an diesem Tag auch meine günstig erworbene Wurf-Strandmuschel in Sekundenschnelle in den Sand geworfen. Jens war etwas skeptisch, ob das billige Ding denn auch etwas taugen würde. Hah, das hatte ihn nun aber übezeugt. Die Strandmuschel erfüllte den gesamten Tag ihren Zweck. Nur am Abend wurfe es kniffelig, denn leider wollte sie nicht mehr in die Hülle zurück. Ich wickelte und drehte nach Anleitung, dann versuchte es Jens. Immer passte irgendetwas nicht. Keine Chance die Muschel in die Hülle zurück zu bekommen. Wir nahmen sie sogar zusammengeschoben ohne Hülle mit in ein Strandrestaurant, in der Hoffnung, dass sie sich nicht bei einer ungeschickten Bewegung plötzlich zwischen uns und unseren Tischnachbarn entfalten würde. "Kann doch nicht angehen", dachte ich mir. Ich schnappte sie und die Anleitung, ging vor die Terasse auf die Sanddüne und faltete schwitzend was das Zeug hielt. Irgendwie schaffte ich es tatsächlich irgendwann (bitte fragt mich nicht wie) und die Muschel war in der Hülle. Eine niederländische Familie, die mich die ganze Zeit interessiert (und schmunzelnd) beobachtet hatte, applaudierte und jauchzte laut, als ich es endlich geschafft hatte. Na immerhin hatte ich zu ihrer abendlichen Unterhaltung beigetragen :D.
Abends zog ein Gewitter auf. Das Regenradar verhieß nichts Gutes und auf unserem Campingplatz breitete sich leichte Unruhe aus. Alle waren emsig dabei, ihre Vorzelte zu sichern, Dinge wegzuräumen und stöpselten den Strom ab. Da stelle ich mir oft die Frage, wie sicher man wohl bei Gewitter im Faltdach des VW Californias ist? So sicher wie unten im Auto? Eigentlich ist man ja doch nur in einem Zelt oder? Vielleicht weiß ja jemand eine Antwort. Wir hatten jedenfalls Glück. Das Gewitter zog knapp an uns vorbei, so dass wir bei einem Glas Wein zwar phänomenale Wolkenformationen und Blitze beobachten konnten und es auch recht windig wurde, aber wir und unser Bulli ungeschoren davon kamen. Zu Mimis Freude wurde dann auch der Landstrom wieder eingestöpselt (größte Sorge unserer Großen war tatsächlich ein leerer Handy-Akku, was soll man da sagen...).
Unser Roadtrip an der Küste des Ärmelkanals entlang war schon einmal gut gestartet. Die Niederlande kannten wir aber auch bereits. Nun sollten wir mit Belgien in ein Land fahren, dass zwar so nah ist, aber uns bisher nur vom Durchreisen bekannt war...
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