Bulli-Tour-Normandie (5): Die Treibsandjäger vom Mont Saint Michel

Regen plätscherte auf die Holzterrasse unseres Mobil Homes auf dem Campingplatz in Luc-sur-Mer. Keine Chance für unseren gewohnten Tagesablauf der letzten Tage, der da hieß: einfach nichts machen und entspannen!

Also stiegen wir in unsere Autos und machten uns auf eine zweistündige Fahrt zum Mont Saint Michel in der Nähe von St. Malo. Die Kinder murrten allesamt kurz. Sie hatten alle drei in letzter Zeit wirklich viel Zeit im Auto verbracht und waren eigentlich froh über die letzten Tage gewesen, in denen wir einfach nur am Pool und am Strand waren. Aber bei dem Wetter war es keine Option in unserem kleinen Häuschen zu sitzen. Angeblich sollte das Wetter in der Gegend um den Mont Saint Michel auch etwas besser sein. 

Ich war als Kind schon einmal dort gewesen. Damals war ich ungefähr so alt wie Mimi und kann mich heute noch daran erinnern, wie fasziniert ich von der Insel mit der alten Abtei war. Wahrscheinlich war ich somit die, die von uns Sieben am aufgeregtesten war, als wir uns der Insel näherten und ihre Umrisse in der Ferne hinter den Salzwiesen (und die zuhörigen Lämmer...ihr wisst schon...) erkannten.

Bisher hatten wir Glück gehabt. Alle öffentlichen Parkplätze an den Küstenstraßen, an Aussichtspunkten und an Stränden waren in Frankreich kostenlos gewesen. Am Mont Saint Michel war das natürlich anders. Wie vor einiger Zeit in Brügge wurden auch hier 14€ Parkgebühr für unseren Bulli fällig. Aber naja, schließlich ist die Insel unter den Top 10 Sehenswürdigkeiten in Frankreich gelistet. Also war schon klar, dass uns hier kein Schnäppchen erwartete.

 

Bezüglich der Coronazeit hatten wir uns zuvor gefragt, ob man nun auf die Insel durfte oder nicht und ob man sich anmelden musste oder nicht. Im Internet konnte man Tickets für 11€ kaufen, um eine Schlange zu umgehen. Diese Tickets beziehen sich allerdings auf den Zutritt zur Abtei an der Spitze der Insel, wie wir etwas umständlich herausfanden. 

Der heutige Parkplatz ist ca. 3km von Mont Saint Michel entfernt. Man hat die Möglichkeit kostenlose Shuttlebusse oder gegen Gebühr mit Kutschen zu fahren. Wir entschlossen uns, zur Insel zu wandern. Nicht nur, weil der Shuttlebus brechend voll war und wir ihn aufgrund von COVID19 meiden wollten, aber auch weil wir so die Aussicht auf die Insel genießen und einige Fotos machen konnten. Wir entschlossen uns einen kleinen Pattweg neben der eigentlichen Straße entlang zu gehen und Mads und Moritz erkundeten die Salzwiesen, den kleinen Bach und das Watt wie zwei kleine, aufgeregte Hunde. 


Auf dem Mont Saint Michel gibt es zwei Möglichkeiten die Insel zu umrunden. Links herum oder rechts herum konnte man gehen. Wir entschieden uns für links und waren auf unseren Wegen und in den Gässchen weitestgehend allein. Erst als wir die ersten Museen und den Eingang zur Abtei erreichten, waren plötzlich Massen von Menschen vor uns. Gerade in der aktuellen Zeit kein schönes Gefühl. Man hätte die altertümlichen Gebäude und die verwinkelten Wege noch intensiver erkunden können, aber uns war es zu heikel uns durch die Massen an Menschen zu wühlen. Also machten wir uns an dieser Stelle schnellstmöglich auf den Rückweg. 

Ich las den Kindern ein paar Hinweisschilder am Ausgang der Insel vor. "Und dann wird noch davor gewarnt, das Watt zum Mont Saint Michel nicht auf eigene Faust zu durchqueren. Es gibt an einigen Stellen Treibsand, in dem man versinken kann.". Mads und Moritz nahmen dies zum Anlass auf dem Rückweg am Rand des Watts entlangzuturnen und sich intensiv auf die Suche nach Treibsand zu begeben. Immer wieder warfen sie große Steine auf den Sand, um auszutesten, ob es sich um Treibsand handle. Ohne die beiden wäre der Weg zurück zum Parkplatz sicherlich nur halb so amüsant gewesen.

 

Auch in den nächsten Tagen wanderten sie auf der abendlichen Strandtour in Luc-sur-Mer mit Schaufeln und Steinen bewaffnet durch Sand und Watt, wie zwei Abenteurer und waren immer auf der Suche nach Treibsand. "Mads, kommt hier her. Wenn wir hier graben, finden wir bestimmt welchen!", rief Moritz quer über den Strand. Mads flitzte sofort herbei und die beiden waren akribisch auf der Suche. So kann man Kinder natürlich auch zu längeren Touren am Strand entlang motivieren...

Neben den Franzosen, die sich amüsierten, wenn wir unser krepeliges oder nicht vorhandenes Französisch herausholten, gab es auch umgekehrt lustige Übersetzungen. So pries die Website unseres Campingplatzes einen nahegelegenen Zoo damit an, dass man "kostenlos an der Verkostung von Affen und Giraffen" teilnehmen konnte. Auch jetzt noch bringt mich dieser Satz sofort zum lachen. Wir zogen es vor, einen der nächsten Tage, der wettertechnisch nicht so ganz nach Pool schrie, zu einem alten Tonsteinbruch zu fahren, der mittlerweile zu einem kleinen See geworden war und an dem es diverse Spiel- und Klettergeräte für Kinder gab. Der See lag in der Nähe des Örtchens Le Pré Baron und versprach laut Campingplatz Website uns "eine Klammer aus Vergnügen und Flucht" zu bieten. Na, wenn das nicht vielversprechend klang! :)

Gerade für Mia und Moritz war es ein Abenteuer sich in einem Hochseilgarten für Kinder auszutoben. Eine ganze Zeit kletterten sie in ca. 5 Metern Höhe über diverse Hindernisse. Allerdings weinte erst Mads, weil er zu jung war, um dort oben mit zu klettern, dann weinte Moritz, weil er von einem Seil abrutschte und sich dabei die Hand verbrannte. Auch kostete uns 1x Klettern 10€ pro Kind. Also leider auch kein Schnäppchen. Aber bis zu dem kleinen Unfall hatten zumindest zwei von uns richtig Spaß! Und langsam klarte auch der Himmel auf, so dass wir bei wieder wärmerem Wetter den See weiter umrundeten.

Das Highlight des Tages war allerdings der Wasserpark, eine Ansammlung von aufgeblasenen Hindernissen im Wasser, die Jens und ich mit den Kindern erkundeten. Wieder kostete uns dies 10€ pro Person, war sein Geld aber wert. Besonders Jens, Moritz und Mia kletterten wagemutig auf alles, sprangen aus großer Höhe oder rutschten in Wasser. Mads zitterte nach einer halbe Stunde wie Espenlaub und ich schwamm mit ihm auf dem Rücken zum Ufer, um ihn aufzuwärmen. Das Wasser im See war nicht gerade warm, was die anderen in ihrem Feuereifer aber nicht störte.


An diesem Abend fielen unsere Kinder ausnahmsweise mal totmüde ins Bett und wir konnten einen der letzten Abende in vollkommener Ruhe genießen. Jens sollte bei einem Cidre ein schönes Foto von Jassel und mir machen. "Ich räume nur noch kurz die Sachen auf dem Tisch beiseite!", sagte ich, da rief er schon: "Fertig! Sieht super aus!". Das erfreut doch eine jede Frau. Das Foto, in dem ich die Unordnung auf dem Tisch beiseite räume, geht sicherlich in die Fotogeschichte ein. Leider wurde es daraufhin nicht besser. Entweder sah ich aus, als hätte ich einen Kropf oder Jassel war verschwommen und wirkte wie eine Figur aus "Wrong Turn". Immerhin sorgte die kleine Fotosession dafür, dass wir Tränen lachten und uns beglückwünschten, immerhin gegenseitig dafür sorgen zu konnten, dass es endlich mal schön Urlaubsfotos von uns gab.


 
Bald schon sollte unsere Zeit in Luc-sur-Mer dem Ende zu gehen. Ich konnte es noch gar nicht fassen, dass unser Bulli-Trip durch die Normandie nun tatsächlich so gut wie vorbei war. Was hatten wir nicht alles erlebt in den letzten Wochen. Von Dünen und Strand in den Niederlanden, über das wunderschöne Brügge in Belgien und den Campingplatz im Schlosspark bei St.Valery-sur-Somme, über die geschichtsträchtigen Klippen, lustige Abende zu Viert mit Weißwein und den zugehörigen Lachflashs in Luc-sur-Mer, sowie das verwunschene Mont Saint Michel war wirklich viel passiert. Der Bulli wurde gepackt und wir waren uns, wie in jedem Urlaub, einig, dass auch dieser Trip wieder einmal viel zu kurz war.
 

 

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