Bulli-Tour-Normandie (4): Ein Wiedersehen in Luc-sur-Mer

Für den letzten Teil unserer Reise entschieden wir uns wieder von der direkten Route abzuweichen und uns eine schöne, kleine Straße an der Küste zu suchen. Was klingt da besser als die D925, auch bekannt als "Route de la Mer"?


Wir starteten somit von St.Valery-sur-Somme und fuhren an vielen schönen Stränden, Klippen, kleinen Örtchen und Häfen vorbei. Hielten hier und dort an und genossen den Blick von den Aussichtspunkten. Diesmal hatten wir tolles Wetter ohne Nebel und hatten damit zum ersten Mal auf der Tour auch einen wirklichen Ausblick über die Küste der Normandie. Am Hafen von Dieppe kehrten wir in einem kleinen Fischrestaurant namens 'Le New Haven' ein und probierten zum ersten Mal in unserem Leben Austern. Sogar Mimi nahm die "Challenge" an und probierte todemutig eins der glibberigen Dinger. Wir Erwachsenen stellten fest, dass sie uns wirklich gut schmecken. Für Mimi war das Probieren eine wahrliche Mutprobe und sie war nicht darauf aus, noch eine Zweite zu schlürfen.

 

Am selben Hafen durften die Kinder noch mit einem verwaisten, altmodischen Karussel fahren, bevor wir zur Weiterfahrt aufbrachen. Wichtig ist uns bei solchen Touren, die für uns spannend sind, aber bei denen die Kinder viel im Auto sitzen, dass sie sich zwischenzeitlich mal austoben oder zum Beispiel auf einen tollen Spielplatz können. So sind alle zufrieden. 

 

Auf der Weiterfahrt fingen wir an uns mit unseren Freunden Bastian, Jassel und Moritz zu synchronisieren, die am selben Tag direkt von Deutschland aus zu unserem nächsten Campingplatz in Luc-sur-Mer fuhren. Langsam näherten sie sich über die französische Autobahn unserem aktuellen Standort und wir beschlossen baldmöglichst auf dieselbe Straße gen Westen aufzufahren, um zeitgleich mit ihnen in Luc-sur-Mer anzukommen. Dort würden wir zum ersten Mal auf der Reise nicht im Bulli schlafen, sondern gemeinsam mit unseren Freunden ein großes Mobile Home für beide Familien haben. 

 

Unsere letzte Etappe hatte allerdings noch eine kleine Hürde für uns vorbereitet. Ein Sturm braute sich über der Gegend um Caen zusammen! Wir wurden mit unserem Bulli ordentlich durchgeschüttelt, Gewitter gingen nieder und vor lauter Wasser konnte man kaum noch die Straße erkennen. Als wir von der Autobahn abfuhren, waren die Straßen teils überflutet. Wir kamen also im Schneckentempo und ich mit rasendem Herzen in Luc-sur-Mer an und ich machte drei Kreuze als wir endlich unser Häuschen für die nächsten Tage aufschlossen.

Wenig später erreichte auch der Rest unserer Reisegruppe für die nächsten 8 Tage den Campingplatz und dann klarte tatsächlich auch das Wetter auf, so dass wir den Abend für einen ersten, gemeinsamen Strandspaziergang nutzen konnten.  


Die nächsten Tage entspannten wir uns komplett. Der Campingplatz war angeblich ausgebucht, dennoch gab es Zeiten, zu denen wir den Pool oder auch den Spielplatz ganz für uns allein hatten. Es gab einen Außen- und einen Innenpool, so dass man alles zu jeder Zeit nutzen konnte. Mia und Moritz waren gar nicht aus dem Wasser der Becken zu bekommen, Mads fand den Wasserspielplatz im Außenbereich am besten. Er war aber auch zufrieden, wenn er mit seinen Spielzeugen auf der Liege in der Sonne spielen konnte. Also lagen wir Erwachsenen auch einfach faul in der Sonne und kühlten uns hin und wieder im Wasser ab. Zwischenzeitlich gingen die Männer joggen oder Sportübungen machen, wir Frauen zogen es vor, mit den Kindern im Restaurant am Pool Crepes zu futtern und danach 'zur Entspannung' noch zu zweit einen Cocktail zu trinken.

 

Abends kochten wir immer gut in unserem kleinen Häuschen oder warfen den Grill an. Meist gingen Jens und Bastian netterweise einkaufen. Das erfreute uns jeden Abend mit neuen Anekdoten, da beide kein Französisch sprachen und damit gerade beim französischen Schlachter in unserem kleinen Örtchen immer wieder lustige Dinge erlebten. Statt Rindersteaks brachten sie "Boef seconde" mit. Wir wissen bis heute nicht wirklich, was das ist. Auch Google war nicht allzu hilfreich. Abends bei Wein auf unserer kleinen Holzterasse lachten wir darüber, dass der freundliche Schlachter ihnen wahrscheinlich "Rind 2. Wahl" verkauft hatte. Als sie versuchten die Spezialität der Gegend - Salzwiesenlamm - zu ergattern, empfahl er den Männern etwas, das sich nach intensiver Recherche als Beinscheiben vom Lamm herausstellte. Wir Frauen hatten somit aber auf jeden Fall unseren Spaß! Und man kann nicht sagen, dass wir schlecht gegessen hätten. Alles, das wir kochten, schmeckte wunderbar. Und von Fisch, Fleisch über Spaghetti Bolognese bis hin zu unserem ausgiebigen Resteessen am letzten Abend hatten wir eigentlich immer eine Idee, was wir zaubern könnten.

 

Ansonsten genossen wir es morgens zu frühstücken und bis fast in den Mittag zu viert mit einer Tasse Kaffee auf der Terasse zu sitzen und zu quatschen, während die 3 Kinder sich anderweitig beschäftigten. Entschleunigung pur, die wir alle gut gebrauchen konnten. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Nur einen Morgen mussten wir gemeinschaftlich putzen, da Jens beim Herausholen der Eier (aus dem Kühlschrank!) leider eine Palette mit 20 Eiern auf den Boden fiel und Ei in jede Ritze unserer Küche floss. Immerhin konnten wir nicht aufhören zu lachen, während alle gemeinschaftlich putzten (es galt dringend zu verhindern, dass es hier in den kommenden Tagen zu riechen begann!) und Jassel einen neuen "Life Hack" kreierte, in dem sie Küchenrolle um den Pfannenwender wickelte, um auch die letzte Ecke vom Ei zu befreien.

 

Abends machten wir meist noch einen ausgiebigen Strandspaziergang oder erkundeten Luc-sur-Mer. Am Strand wurde man immer wieder überrascht, wie der Rythmus von Ebbe und Flut jeden Abend zur selben Zeit eine neue Aussicht auf den Ärmelkanal bot. Mal war der Strand nur sehr schmal, mal konnte man weit ins Watt hinein gehen. Mal kam die See zurück, mal ging sie gerade fort. 

 

Mia tänzelte über die Wattlandschaft und schlug ein Rad nach dem anderen. Jassel erklärte den Kindern etwas über Wattwürmer und deutete auf die unzähligen kleinen braunen Kringel im Sand. Mads hörte sich die Geschichte leider nicht bis zum Ende an, dachte, die Kringel wären die Würmer und rannte schreiend (und fast ohne den Boden zu berühren) davon. Als er sich beruhigt hatte, erklärten wir ihm, dass die Kringel am Boden nicht die Würmer selbst, sondern der Sand sei, den die Würmer beim Bohren ihrer Löcher ans Tageslicht beförderten.

Das Watt sollte aber im späteren Verlauf unserer Reise gerade für Mads und Moritz noch zu einem richtigen Abenteuer werden...

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