Wo die Weser einen großen Bogen macht

Studieren in Hildesheim und Kopenhagen, Arbeiten in Sydney und das Weserbergland in weiter Ferne. Dass ich danach mal wieder hier lande? Wer hätte das gedacht. Aber ich habe da so einige in meinem Freundeskreis, die zurück gekommen sind und sich, nun alle in ihren 30ern, an der Weser zwischen Rinteln und Hameln niedergelassen haben. Aber irgendwie dennoch anders, als unsere Eltern damals. Für uns ist unser Zuhause die Basis für die Erkundung der ganzen Welt und mit der Rückkehr in die Orte, die man noch aus Kindertagen kennt, ist nicht unsere Jugend vorbei oder die schöne Zeit "damals" als man Mitte 20 war und mit dem Rucksack durch Thailand getrampt ist. Okay, unser Reisen hat sich mit Sack und Pack, Kind und Kegel natürlich verändert. Wir sind entspannter, klappern nicht 10 Sehenswürdigkeiten an einem Tag ab und die Kinder bestimmen das Tempo. Aber wir tun es noch und das mit dem Wissen, dass es da dieses schöne Fleckchen Erde mit dem eigenen Garten gibt, das auf uns wartet, wenn wir zurück kehren.


Meine Kollegen sagen es oft: "Ihr arbeitet beide in Hannover. Warum zieht ihr nicht in die Stadt?". Ob uns der Stau auf der A2 nicht nerven würde und dann die Spritkosten... - Ja klar, die Spritkosten sind hoch, aber der Preis für ein Eigenheim in Hannover noch höher (womit wir wieder beim Thema "Reisen" und dessen Finanzierung wären). Und der Stau? - Klar, der nervt manchmal. Aber für mich sind die (normalerweise) 30 Minuten auf der A2 die Zeit in der ich die Arbeit hinter mir lasse, auch im übertragenen Sinne. Dann höre ich Musik oder telefoniere ganz in Ruhe, bevor Zuhause die laute Bande auf mich einstürmt. Ich komme runter.


Wenn ich dann den Rohdener Berg herunterfahre, wird das begleitet von diesem "Zuhause-Gefühl". Am Ende der Abfahrt durch den Wald öffnet sich das Weserbergland und man guckt ins Tal. Jetzt bin ich da. Der Stress liegt hinter mir. Der Wald, durch den man fährt, ist wie ein grüner Tunnel. Dahinter wartet die Familie, der Garten, die Freizeit.


Ich muss dazu sagen, dass ich von jeher eher ein Familienmensch bin. Ich mag es, dass unsere Familien über die Jahre zu Einer verschmolzen ist und ich mag den Trubel wenn alle zusammen sind, durcheinander reden und Opa Werner vom Ende des Tisches ruft, ob ihm nun endlich noch jemand ein Steak auf den Grill legen könnte. 
Zudem kommt hier der nächste Vorteil ins Spiel, wenn man mit über 30 wieder dort wohnt, wo man mit 5 schon gelebt hat. Die Familie ist ganz nah (aber auch wieder nicht zu nah, ihr versteht was ich meine ;o)). Wir arbeiten beide in Vollzeit und es ist schön zu wissen, dass da die Omas und Opas sind, die unsere Kinder nach Schule und Kindergarten bespaßen. Man sitzt auf der Arbeit und hat dieses beruhigende Gefühl, dass gerade alle glücklich sind. Wahrscheinlich hat Opa Günter schon den Pool aufgebaut und alle planschen im Garten, während man bei 25 Grad im Büro schwitzt. Und wenn wir weggehen wollen, dann wissen wir, dass die Kinder bei den Verwandten gut aufgehoben sind. Sie freuen sich schon Tage vorher wieder unheimlich darauf, dort zu übernachten. Morgens mit Tante Ingrid Hühner füttern oder mit Tante Marion und Onkel Micha schwimmen fahren. Eine Win-Win-Situation: Die Kinder haben eine schöne Zeit und wir auch mal Zeit für uns.


Vielleicht wissen viele, die hier im schönen Weserbergland wohnen, ihre Gegend ja gar nicht so zu schätzen. Durch das Reisen bekommen wir immer mal wieder etwas Abstand und sehen unsere Heimat vielleicht doch nochmal etwas anders. Aber wir wohnen auf einem wirklich verdammt schönen Fleckchen Erde. Ob man nun in Rumbeck (auf "unserem" Grundstück) am Berg steht und zusieht wie die Sonne über dem Weserbogen untergeht, beim VW-Veteranentreffen das süße Hippieleben genießt, in Hameln auf der Insel mit einem kühlen Weizen in der Sonne sitzt und seine Kinder beim Spielen auf dem Spielplatz beobachtet. Mit dem Fahrrad auf dem Felgenfest, Mittelaltermarkt in Hameln, Familienfest in Hessisch Oldendorf und dann nochmal auf dem Hohenstein die Aussicht genießen... 


Leute, schaut euch mal um. Es ist herrlich hier und uns wird so viel geboten! Dann wieder los, die Welt erkunden. Aber eins weiß ich ganz genau: Wie so Einige will ich hier einfach nicht weg. Und wenn es doch mal passieren sollte. Vielleicht mal beruflich für 1-2 Jahre ins Ausland oder so. Dann weiß ich schon jetzt: Ich komme ganz bestimmt wieder!



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