Transatlantik 2016: Verloren auf Gran Canaria


Auf Gran Canaria wollten wir unbedingt zu den Dünen von Maspalomas. Aber schnell kam die Ernüchterung. Avis am Hafen hatte leider keine Autos mehr zum Verleih anzubieten und die Taxifahrer wollten für Inselrundfahrten unverschämt viel Geld (für uns alle – nach Verhandlung – 180€ für 4 Stunden). Man merkte, dass wir nicht mehr in der entspannten (und günstigen) Karibik waren. Jens hatte dann nach einigem hin und her die zündende Idee: „Frag doch mal die Polizisten dort drüben, ob die eine Idee haben!“. Denn was hat man schon im Kindergarten gelernt? Wenn du nicht weiter weißt, frag einen Polizisten. 


Glücklicherweise sprach eine Polizistin aus der Gruppe Englisch (ich hatte schon Angst mit meinem krepeligen Spanisch weiterkommen zu müssen!). Sie zeigte auf den Taxistand und sagte zu mir: „Taxi no good, too expensive!“. Ja, da hatte sie wohl Recht! Sie erklärte uns, dass wir über einem unterirdischen Busbahnhof wären und theoretisch einen Bus nach Maspalomas nehmen könnten. Oder ob wir auch einen Mietwagen in Betracht ziehen würden. Ich erklärte ihr, dass es am Hafen leider keine Mietwagen mehr gab und das auch unsere erste Wahl gewesen wäre. Daraufhin zückte sie ihr Handy und rief ihren Freund Raoul an, der in einer kleinen Autovermietung arbeitete. Sie hielt mir das Telefon hin und ich handelte mit Raoul ein Fahrzeug in Bulligröße für 8 Personen für 60€ den Tag aus. Die freundliche Polizistin erklärte uns noch den Weg zur Autovermietung, die etwas versteckt in einer der vielen Sträßchen von Las Palmas zu finden war. Dann sagte sie mir noch, dass sie Polizistin wäre und wir nicht denken sollten, dass sie von Raoul irgendeine Art Provision bekommen würde. Sie liebe einfach nur ihre Insel und wolle nicht, dass Touristen nicht wieder kommen, weil sie am Hafen von Taxifahrern ausgenommen werden würden. Ich nahm ihr jedes Wort ab! 

Die Autovermietung von Raoul hätten wir ohne polizeiliche Hilfe natürlich nie gefunden und selbst wenn, weiß ich nicht, ob wir es riskiert hätten, in dieser kleinen Butze ein Auto zu mieten. Auto Sansu hat nur ein sehr kleines Büro in der Straße Luis Morote 48. Raoul war umwerfend nett! So nett, dass es mich glatt ein wenig misstrauisch machte und ich ihn erst einmal mit Fragen wie „Is the insurance included?“ oder „How much are the baby seats?“ löcherte
Aber es war ALLES inklusive, sogar die Kindersitze für Mads und Amy und eine Sitzschale für Mia. Das Fahrzeug holte er uns bis vor das Büro. Es war an allen Ecken mit Kratzern und Dellen übersäht, aber wir dachten uns, dass das ja sicherlich von Vorteil wäre, sollte durch uns irgendeine Macke dazu kommen. Aber…es hatte kein Navi. Benny fuhr, ich saß mit einer groben Touristenkarte von Gran Canaria auf dem Beifahrersitz und der Rest saß in den zwei Reihen hinter uns. Aus den kleinen Straßen der Innenstadt von Las Palmas mit ihren 1000 Einbahnstraßen herauszukommen, gestaltete sich etwas schwierig, aber mittels grandioser Navigation („Das Meer muss immer links sein!“) schafften wir es schließlich auf eine Autovia und kamen auch tatsächlich in Maspalomas an. 


Die meisten Ecken Gran Canarias reizten mich nicht besonders. Playa del Ingles z.B. war eigentlich nur eine Ansammlung von Hotelbunkern, allerdings mit einer ganz schönen Promenade. In Maspalomas spazierten wir am Leuchtturm vorbei, sahen zu wie Künstler virtuose Sandburgen bauten und aßen schließlich in einem kleinen Restaurant am Ende der Promenade, an der bereits ein kleiner Bretterweg Richtung Dünen führt. Ich aß Paella und sie war wirklich grandios!

Wir ließen uns am Strand nieder und hielten unsere Füße ins Wasser. So heiß wie der Sand war, meinte man fast, dabei ein Zischen hören zu können. Das Wasser war allerdings seeeehr kalt und leider nicht so schön klar wie auf den vorherigen Inseln. Mia und ich wanderten eine ganze Ecke am Strand entlang und erklommen eine Düne, auf der wir uns erst einmal nieder ließen. Ich ließ die weitläufige Dünenlandschaft auf mich wirken und musste unweigerlich an Jens und meinen ersten Urlaub auf Fuerteventura denken. „Mama, warum sind hier eigentlich so viele nackte Menschen?!“ sagte Mia schließlich etwas angewidert in die Stille hinein. Ich erklärte ihr, dass das hier so ist und man es FKK nennt. Mia sah mich an und bat mich inständig, dass ich mich doch aber bitte nicht ausziehen sollte, weil sie das „voll peinlich“ fände. Das war nun ein Versprechen, dass ich ihr gerne geben wollte, sagte ich schmunzelnd. 


Die Rückfahrt…jaaaa…die Rückfahrt gestaltete sich etwas schwieriger. Bis nach Las Palmas war es prinzipiell kein Problem, bis dahin hatten wir uns nur einmal kurz verfahren und konnten das Ganze an einer Abfahrt der Autovia wieder gerade biegen. Auch hatten wir – eigentlich – einen guten Zeitpuffer eingebaut. Als wir dann nach Las Palmas kamen, hatten wir allerdings weder eine Karte, noch einen konkreten Plan, wie wir Raoul und seine kleine Verleihbutze wieder finden würden. Unsere Navigation beinhaltete lediglich: „Wenn wir das Schiff rechts sehen, müssen wir irgendwo links rein“. Wir fuhren nach Las Palmas hinein und orientierten uns zunächst einmal an allen Schildern, die uns zum „Puerto de la Luz“ führten. Irgendwann, wir hatten noch eine Stunde zum boarden, kam auf der rechten Seite tatsächlich die Aida in Sicht und noch bevor ich: „Jetzt müssen wir links rein!“ sagen konnte, tauchte die mehrspurige Straße in eine Unterführung ein. Als wir wieder hoch kamen, lag das Schiff bereits hinter uns und wir versuchten verzweifelt irgendwie links in die kleinen Sträßchen zu gelangen. Hier und da noch Einbahnstraßen und sogar zwischen den kleinen Sträßchen noch Unterführungen. Langsam stand mir der Schweiß etwas auf der Stirn und man merkte auch den anderen im Auto an, dass die Stimmung angespannter wurde. 

Noch 45 Minuten bis zum finalen Boarden. Ich fragte einen Taxifahrer nach dem Weg und trotzdem gelangten wir über eine Einbahnstraße wieder genau dahin, wo wir nicht hin wollten. Und dann plötzlich hatte ich eine Eingebung, lotste Benny nach links, nach links und nach zwei Straßen nach rechts und mit Blick auf den Stadtstrand von Las Palmas tauchte Sansu Autos wie aus dem Nichts auf der rechten Seite auf. Ein Aufatmen ging durch den Wagen! Raoul war immer noch unheimlich nett, nahm uns den Wagen ab, kontrollierte noch nicht einmal, ob wir getankt hatten (hatten wir natürlich!), und bat uns sogar an, uns zum Hafen zurück zu fahren. Wir bedankten uns herzlich bei ihm, beschlossen aber in Ruhe zu Fuß zurück zu gehen. Ein paar Minuten hatten wir ja noch, bevor wir an Board sein mussten und etwas frische Luft würde jetzt gut tun.

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