Weißt du, wieviel Sternlein stehen...
Eigentlich ist das hier ja ein Blog, der uns und unsere Freunde an unsere Reiseabenteuer und die schönen Zeiten erinnern soll. Doch ein Thema, das sich fernab dieser Erlebnisse befindet, liegt mir sehr auf dem Herzen und ich habe lange überlegt, ob ich dieses, zugegebenermaßen auch noch sehr persönliche Thema, wirklich hier veröffentlichen soll. Aber ich möchte, dass unsere Tochter Ida nicht in Vergessenheit gerät und der Artikel hier vielleicht auch dem ein oder anderen Mut macht, der sich in einer ähnlichen Situation befindet, wie wir im Jahr 2013.
Den folgenden Text habe ich für Marlen Ulbrich, die Vorsitzende des Vereins Sternenkinder e.V. in Hameln, im September 2015 geschrieben und Auszüge daraus wurden auch in einem Artikel von Birte Hansen am 22.09.2015 in der Deister und Weserzeitung veröffentlicht:
„Ich sehe keinen Herzschlag mehr.“ – Es ist der 6. Schwangerschaftsmonat mit Ida, zudem einen Tag vor dem 3. Geburtstag unserer Tochter Mia und mit einem Satz gerät unsere Welt aus den Fugen. Wir entscheiden uns bewusst Mias Geburtstag wie geplant zu feiern. Für einen Moment holen wir uns die Normalität zurück, essen Kuchen mit Familie und Freunden und spielen Topfschlagen. Denn am nächsten Tag wird alles anders sein. Ida wird dann nicht mehr bei uns sein.
Nach 10 Stunden Wehen kommt Ida am Morgen des 1.6.2013 auf die Welt. Es ist still, furchtbar still. Sie liegt in unseren Armen, wir streicheln ihr über den Kopf und verabschieden uns von ihr. Viel zu kurz. Dann ist sie weg und hinterlässt einen leeren Platz in unserer Familie und einen tiefen Schmerz, von dem ich glaube, dass er nie enden wird.
Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich, als würde man jeden Moment aus einem schlimmen Traum erwachen, aber man tut es einfach nicht. Und dann gibt es nicht viele Leute, die verstehen, in welcher Ohnmacht man sich befindet. In dieser Phase lernte ich Marlen (Sternenkinder / Hospiz-Verein Hameln e.V.) kennen. Ich weinte minutenlang, bevor ich in der Lage war, das erste Wort zu ihr zu sagen, aber ich wusste, dass dort jemand ist, der weiß, wie sich das anfühlt.
Ida wurde mit anderen Sternenkindern auf dem Friedhof Wehl beigesetzt. Marlen saß bei uns und Mia sang leise mit, als die Orgel in der Kapelle „Weißt du wieviel Sternlein stehen“ spielte. Das Sternenkindergrab ist für uns ein wichtiger Anlaufpunkt und gibt uns das gute Gefühl, dass Idas so kurze Zeit auf dieser Welt ein würdiges Ende gefunden hat.
Mit Mia haben wir immer offen über ihre kleine Schwester, die leider nicht leben durfte, gesprochen. Sie war drei und zeigte auf den Himmel, an dem gerade die Sonne aufging: „Mama, guck mal, Ida hat den Himmel rot angemalt!“. Kinder haben ihre eigene Weise mit dem Tod umzugehen und das kann auch den Erwachsenen eine große Hilfe sein.
Wir hatten ein Kind, dass wir nicht kennenlernen durften und das für immer ein großes Loch in unserem Herzen hinterlassen hat, aber dafür haben wir fast zwei Jahre später, ein Kind bekommen, das wir ansonsten wohl nicht kennengelernt hätten. Mads ist nun 6 Monate alt und erfreut uns jeden Tag mit seinem Lachen und seinen lustigen Knurrgeräuschen. Mia ist verrückt nach ihm und hat ihm schon erzählt, dass er eigentlich noch eine Schwester hat, die aber ein Sternchen ist und wenn er abends in den Himmel guckt, dann kann er sie sehen…
Den folgenden Text habe ich für Marlen Ulbrich, die Vorsitzende des Vereins Sternenkinder e.V. in Hameln, im September 2015 geschrieben und Auszüge daraus wurden auch in einem Artikel von Birte Hansen am 22.09.2015 in der Deister und Weserzeitung veröffentlicht:
„Ich sehe keinen Herzschlag mehr.“ – Es ist der 6. Schwangerschaftsmonat mit Ida, zudem einen Tag vor dem 3. Geburtstag unserer Tochter Mia und mit einem Satz gerät unsere Welt aus den Fugen. Wir entscheiden uns bewusst Mias Geburtstag wie geplant zu feiern. Für einen Moment holen wir uns die Normalität zurück, essen Kuchen mit Familie und Freunden und spielen Topfschlagen. Denn am nächsten Tag wird alles anders sein. Ida wird dann nicht mehr bei uns sein.
Nach 10 Stunden Wehen kommt Ida am Morgen des 1.6.2013 auf die Welt. Es ist still, furchtbar still. Sie liegt in unseren Armen, wir streicheln ihr über den Kopf und verabschieden uns von ihr. Viel zu kurz. Dann ist sie weg und hinterlässt einen leeren Platz in unserer Familie und einen tiefen Schmerz, von dem ich glaube, dass er nie enden wird.
Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich, als würde man jeden Moment aus einem schlimmen Traum erwachen, aber man tut es einfach nicht. Und dann gibt es nicht viele Leute, die verstehen, in welcher Ohnmacht man sich befindet. In dieser Phase lernte ich Marlen (Sternenkinder / Hospiz-Verein Hameln e.V.) kennen. Ich weinte minutenlang, bevor ich in der Lage war, das erste Wort zu ihr zu sagen, aber ich wusste, dass dort jemand ist, der weiß, wie sich das anfühlt.
Ida wurde mit anderen Sternenkindern auf dem Friedhof Wehl beigesetzt. Marlen saß bei uns und Mia sang leise mit, als die Orgel in der Kapelle „Weißt du wieviel Sternlein stehen“ spielte. Das Sternenkindergrab ist für uns ein wichtiger Anlaufpunkt und gibt uns das gute Gefühl, dass Idas so kurze Zeit auf dieser Welt ein würdiges Ende gefunden hat.
Mit Mia haben wir immer offen über ihre kleine Schwester, die leider nicht leben durfte, gesprochen. Sie war drei und zeigte auf den Himmel, an dem gerade die Sonne aufging: „Mama, guck mal, Ida hat den Himmel rot angemalt!“. Kinder haben ihre eigene Weise mit dem Tod umzugehen und das kann auch den Erwachsenen eine große Hilfe sein.
Wir hatten ein Kind, dass wir nicht kennenlernen durften und das für immer ein großes Loch in unserem Herzen hinterlassen hat, aber dafür haben wir fast zwei Jahre später, ein Kind bekommen, das wir ansonsten wohl nicht kennengelernt hätten. Mads ist nun 6 Monate alt und erfreut uns jeden Tag mit seinem Lachen und seinen lustigen Knurrgeräuschen. Mia ist verrückt nach ihm und hat ihm schon erzählt, dass er eigentlich noch eine Schwester hat, die aber ein Sternchen ist und wenn er abends in den Himmel guckt, dann kann er sie sehen…
"Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können."
(Antoine de Saint-Exupéry, "Der kleine Prinz")
(Antoine de Saint-Exupéry, "Der kleine Prinz")
Es ist wichtig, auch über solche tragischen Momente zu schreiben, damit solche Themen nicht tabuisiert werden. Nur wenn man die dunklen Seiten des Lebens ebenso beleuchtet, wird einem bewusst, wie gut es uns sonst eigentlich geht.
AntwortenLöschenErfreut euch an euren beiden tollen Kindern und behaltet Ida in würdevoller Erinnerung.
6. Monat - das ist so unfassbar!
AntwortenLöschenMeine Trauer war nach ein paar Wochen schon so groß.
auch hier bei uns ist das nur so kurz gehabte Geschwisterkind immer wieder Thema. Es ist fein, dass die Kinder uns so einen leichten Zugang zum Thema Sterben bescheren.
Hallo ihr Lieben,
AntwortenLöschendanke für eure Kommentare!
Mazi, du hast vollkommen recht. Durch Ida wissen wir vieles, vorallem unsere beiden gesunden Kinder, viel mehr zu schätzen. Und wir sind sensibler auf diese Themen geworden und denken zweimal nach, bevor wir in Gesprächen nachhaken, warum jemand keine Kinder hat oder ob der Abstand zwischen zwei Kindern so geplant war.
verfuchstundzugenäht, ja 6 Monate sind wirklich unfassbar. Bis dahin dachten wir, dass uns nach 3 Monaten quasi nichts mehr passieren kann. Heute kennen wir genug Geschichten und Schicksale, um es besser zu wissen. Aber wir wissen auch, dass es dann, wenn man tief gefallen ist, auch irgendwann wieder bergauf geht und dass man es selbst in der Hand hat, ob man daran wächst oder zerbricht.
Ida wird immer in unserem Herzen sein!