Det er sommer i København!

...nur um mal meine beeindruckenden dänisch - Kenntnisse zu demonstrieren. Ja der Sommer ist da! Seit einigen Wochen hat der Dauerregen sich gelegt, Schnee ist keiner mehr gefallen und es ist tatsächlich so warm und sonnig, dass man im Frederiksberg Have sogar einen Sonnenbrand bekommen kann (da freuen sich meine irreparablen Sonnenschäden schonmal auf Nachwuchs!). Die Eksamen-Phase (jaha, in dänisch schreibt man Eksamen!) hat begonnen und es gibt nichts schöneres, als sich mit seinen Büchern und Notizen an seinen Lieblingsbaum am kleinen Fluss im Park zu verkrümeln und sich beim Lernen (nicht, dass ich mich jetzt speziell aufs Lernen beziehe) die Sonne auf die vom dänischen Winter gezeichnete Haut scheinen zu lassen. Dabei kann man dann kleine Enten beobachten und wenn Kristel, unser Bird-Psychologist, dabei ist, dann erfährt man auch noch etwas über die komplizierten Beziehungen von Entenmännchen und Entenweibchen (warum sollten die es auch besser haben als wir?). Für alle, die nicht wissen, wo dieser Lieblingsplatz sich befindet...dort:

 
Das Tolle am Frederiksberg Have ist, dass er sich sofort mit Massen von dänischen Familien, Pärchen und Studenten füllt, sobald die Sonne sich auch nur einmal kurz blicken lässt. Natürlich ist der Park nicht total überfüllt (wie man wohl auch auf dem Foto erkennen kann), aber man hat die Wahl, ob man sich lieber ein ruhiges Plätzchen zum Lernen sucht oder sich vor dem Schloss mit seinen Freunden in der Sonne aalt und dabei Unmengen von neuen Bekanntschaften schließen kann. Ich glaube, für dänische Singles ist das bestimmt DER Ort, um jemanden kennenzulernen im Sommer. Außerdem sind die Dänen total familienbewußt. Ich habe noch nie soviele junge, gutaussehende Typen gesehen, die ganz selbstverständlich alleine einen Kinderwagen durch einen Park schieben oder mit ihrer ebenfalls natürlich top gestylten Ehefrau Mitte 20 und ihren drei entzückenden blonden Kindern durch den Park flanieren. Ein krasser Gegensatz zu den Dänen, die man am Anfang des Semesters im Nexus vorgefunden hat, die grundsätzlich nicht die Person sind, die ausweicht, wenn man gerade auf sie zugeht und die nur in den seltensten Fällen ein "Undskyld!" über die Lippen bringen, wenn sie einem bei ihren ekzessiven Tanzeinlagen blaue Flecke verursachen. 

Ja, vielleicht ist es ja der lange dunkle Winter, der die Skandinavier so unfreundlich macht und erst mit den ersten Frühlingsknospen erwacht ihre Freundlichkeit wieder zu neuem Leben ;o). Und ich muss ja gestehen: ich hab mich von der dänischen Mode anstecken lassen. Ich schäme mich ja fast es zu gestehen, doch ich habe mir letzte Woche bei H&M eine Leggings gekauft! Schande auf mein Haupt...nur habe ich mich bis jetzt auch noch nicht getraut, die unter den Minirock zu ziehen. Schon gar nicht, nachdem ich mich auf eine Diskussion mit einem meiner engsten Freunde hier eingelassen habe, der mir die ultimative Frage gestellt hat: "Warum trägt man einen Minirock, wenn man eh eine Leggings drunter zieht? Wo liegt der Sinn darin?". Ja, mhm, nun ja...okay, vielleicht sind Mädchen, die Leggings unter Miniröcke ziehen auch nur Spielverderber für kleine Jungs, die gerne lange Beine bestaunen. Da kann man sich mit seiner Freundin über ein Mädchen mit einer schauderhaften neongrünen Leggings totlachen, ohne dass eine von beiden auch nur ein Wort sagen muss, während sich der männliche Begleiter wundert, warum man beim Anblick zweier solcher perfekter Beine denn urplötzlich in schallendes Gelächter ausbrechen kann.

 

Letztere Szene spielte sich übrigens auf dem Weg zum Frederiksborg Slottet ab. Frederiksborg ist nicht zu verwechseln, mit unserem geliebten Stadtteil Frederiksberg! Sophie, Artem und mein romantischer Ausflug zum Frederiksborg Slottet ereignete sich am Freitag, der hier in Dänemark ein Feiertag mit dem Namen "Prayer Day" war. Sehr schön das Schloss, vorallem der Aufzug aus dem Jahre 1700sonstwas hat uns begeistert! König Frederik IV hat nämlich in seinem Schloss einen Stuhl installieren lassen, mit dem er sich von seinen Untertanen vom Erdgeschoss in den ersten Stock kurbeln lassen konnte. Das war übrigens auch der König, der den "Round Tower" errichten lassen hat, der Turm in der Innenstadt, der keine Treppen hat sondern einen Weg der sich bis zur Turmspitze schlängelt und der so breit ist, dass bequem eine Pferdekutsche durch passt. Sehr einfallsreich, der Frederik! Den Tag in Hillerød, dem Ort in dem sich das Schloss befindet, haben wir dann im Schlosspark ausklingen lassen, indem wir faul am Rande des Wassergrabens in der Sonne gelegen haben.


Gestern haben wir dann unser zweites 5th Floor Dinner zelebriert. Jeder auf unserem Stockwerk, der dabei sein wollte, hat zu diesem Zweck etwas fürs Buffett gekocht. Ich habe von Anne-Laure Unterricht im Crèpes machen bekommen, während Artem eine Tür weiter eine Sushi-Für-Anfänger-Stunde für Barbara, Salva und Sophie gegeben hat. Da wir uns nicht richtig abgesprochen hatten, bestand unser Buffett am Ende dann zu ca. 80% aus Sushi und die restlichen Bewohner hat sich auf das Zubereiten von Nachtisch konzentriert. Oh, natürlich abgesehen von unseren drei Spanierinnen. Die haben doch tatsächlich in zwei Putzeimern insgesamt 20 Liter Sangria zusammen gebraut, so dass der gesamte Flur am Ende des Dinners in eine sehr heitere Stimmung getaucht war! Da ich aufgrund des hohen Sangriakonsums unbedingt nochmal an die frische Luft musste, bin ich nach dem Dinner noch mit Jovan und Artem in die Stadt gegangen und wir haben den Abend gemütlich im "Moose" ausklingen lassen. 

Das Moose ist eine etwas alternative Bar, die sich dadurch auszeichnet, dass sich all ihre bisherigen Besucher mit Filzstiften an der Wand verewigt haben. Auf dem Rückweg nach Porcelaenshaven haben wir dann auf der Straße ein relativ neues Handy gefunden, das wohl jemand verloren hatte. Was sind wir nur für gute Menschen, denn Artem hat sofort die letzte Person in der Anruferliste angerufen, um ihr mitzuteilen, dass ihr Freund sein Handy in unserer Straße verloren hat. Doch leider war die Person etwas verwirrt, da wir sie mitten aus dem Tiefschlaf geholt hatten und hat unser Anliegen nicht ganz verstanden. Zuhause haben wir dann gerätselt, ob es sich bei dem Besitzer wohl um einen Typ oder ein Mädchen handelt und haben - jaja böse böse, ich weiß - die Fotos auf dem Handy durchstöbert. 

Da wir ungefähr 10 Fotos einer überaus dicken Katze und mehrere Fotos eines Typen in der Badewanne gefunden haben, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es wohl ein Mädel ist. Und dann hat der Besitzer persönlich von zuhause angerufen. Es war tatsächlich ein Kerl und da er nicht verstanden hat, wo genau wir uns mit seinem Handy befinden, haben wir eingewilligt uns mit ihm an der Metro-Station zu treffen. Ja, es war ein ER! Der Besitzer der furchtbar dicken Katze kam uns sofort entgegen gelaufen und war, wie ich schon auf dem Weg zum Treffpunkt vermutet hatte, mit ziemlicher Sicherheit nicht an den weiblichen Geschöpfen dieser Welt interessiert. Er wollte Artems Hand dann auch gar nicht mehr loslassen, während er ihm fast um den Hals fiel und meinte, dass er von nun an für immer sein bester Freund sei. Auch nach Artem's Bemerkung, dass ich das Handy ja ebenfalls (und ich will ja nicht prahlen, aber meine Adleraugen hatten es als erstes auf dem Bürgersteig erspäht) gefunden hatte, brachte mir nur einen kurzen Händedruck ein, bevor ich wieder mit Desinteresse bestraft wurde, während mein männlicher Begleiter gedrückt und beflirtet wurde. 

Für meine Bemerkung auf dem Rückweg, dass er wahrscheinlich von seinem neuen besten Freund sofort auf einen Drink nach Hause eingeladen worden wäre, wäre ich nicht dabei gewesen, und dass der Handybesitzer wahrscheinlich dachte, dass es Schicksal war, dass gerade Artem das Handy gefunden hatte, bekam ich dann nur einem halb-ernsten bissigen Seitenblick. Wozu ich natürlich erwähnen muss, dass er in dem türkischen Imbiss in Hillerød auch schon der Star war und von einem entzückten Mitarbeiter ein rotes Feuerzeug geschenkt bekam, während Sophie und ich eine Diskussion zum Thema "Sollten WIR nicht das Geschenk bekommen, weil wir Frauen sind?" starteten. Aber naja, was soll man machen... So ich denke, mein Mitteilungsdrang ist für heute mal wieder befriedigt und alle Verwandten & Bekannten sind informiert, dass ich noch lebe und mich keine weiteren Straßenkämpfe oder Schneestürme heimgesucht haben. Anne-Laure hat mich gerade schon gefragt, ob wir nicht "an episode of 'something'" gucken wollen...das ist französisch und heißt: "Wie wär's mal wieder mit einer Folge 'Sex and the City'?".

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