Coronazeit - "Noch eine Runde über Kopf"

Und zack startet morgen schon wieder ein neuer März und läutet damit die zweite Runde für die Coronazeit ein. Bei "neue Runde" muss ich sofort an einen Tag auf dem Rummel denken: "...und jetzt noch eine Runde über Kopf. Und los geht die wilde Fahrt!!!" - ein bißchen passt die Aussage ja auch zur aktuellen Zeit.



Ein Jahr leben wir nun schon anders als zuvor mit allen Höhen und Tiefen, mit Lagerkollern, der ein oder anderen kleinen Reise in den weniger heißen Phasen, Homeschooling und Homeoffice, vielen Wanderungen im Weserbergland und Campen im Wohnzimmer, wenn gar nichts anderes mehr möglich ist. Wir waren kreativ, manchmal etwas verzweifelt, dann wieder hoffnungsvoll und irgendwie ging es noch immer weiter. 

Es gab einen Sommer 2020, der wettertechnisch traumhaft war - wir haben fast nur auf der Terrasse gelebt - und haben im Winter seit langem mal wieder bei -12°C unser zugeschneites Haus freigeschaufelt. Wir konnten zuhause im tiefen Schnee Schlitten fahren und hatten damit noch ein kleines Highlight zum Jahresanfang 2021. Schließlich ist es schwierig zwei wilde Kinder bei Laune zu halten, wenn die Ausflugsmöglichkeiten doch begrenzt sind. Und ihre kleine Welt ist aktuell besonders eingeschränkt...

Mimi hatte neulich einen Alptraum. Sie ging „ganz normal“ mit ihrer Maske in die Schule und alle starrten sie an. Außer ihr trug niemand eine Maske, so wie es früher eben normal war, und in diesem Traum fühlte es sich für sie an, wie in einer anderen Welt. 

Neulich musste ich meine Kinder mit in den Supermarkt nehmen, da mein Mann arbeiten musste. Für die Kinder war es ein riesen Erlebnis. Sie waren seit Monaten in keinem Supermarkt mehr gewesen. „Mama, ich wusste gar nicht mehr, wie so ein Supermarkt von innen aussieht“, sagte Mads.

Plötzlich sind Dinge normal für uns, die in 2019 noch ganz abwegig waren. Mit Maske in der Schule war kein einziges Kind, in den Supermarkt mussten die Kinder früher oft abends mit, wenn ich sie nach der Arbeit von Oma und Opa abholte. Plötzlich ist es besonders, einen Tag mit Oma und Opa zu verbringen. Es ist den Kindern fast heilig. Und plötzlich ist es besonders, wenn eines unserer Kinder mit zu Einkaufen darf.

Man vermisst erst was man hatte, wenn es nicht mehr da ist. Und das haben wir in 2020 in vielen Situationen erlebt. 

Allein Weihnachten war eine logistische Herausforderung für uns als große Familie mit Eltern, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins und einer ganzen zusätzlichen Patchworkfamilie. Aber irgendwie haben wir es geschafft, die wichtigsten Menschen in unserem Leben an Weihnachten zu sehen oder wenigstens zu sprechen. Jemand schrieb in den sozialen Netzwerken: „Das war das schlimmste Weihnachten der Nachkriegszeit.“ – Aber „schlimm“ liegt immer im Auge des Betrachters. Mein Bauch war voll und ich hatte Weihnachten ein Dach über dem Kopf. Wir haben keinen Krieg, unser Haus liegt nicht in Trümmern und wir sind zuhause in Sicherheit. Wir müssen auf einige Dinge verzichten, aber der Verzicht zeigt uns auch, was vorher für uns selbstverständlich war. 

Und in der Kirche oder besser vor der Kirche gab es an Heiligabend ein Krippenspiel, in dem eine echte Kuh anwesend war. Vielleicht sind es diese Momente, die einem Hoffnung für 2021 geben sollten. Der normale Gottesdienst war nicht möglich. Aber für immer und ewig wird es die Erinnerung in unserem Dorf geben an Heiligabend im Pfarrgarten mit Feuerschale und Kuh Gerda.

Und 2021? Mit dem Jahreswechsel ist die Gesamtsituation nicht plötzlich vorbei - das wissen wir bereits. Aber wir sollten uns auf das besinnen, das wir haben, und nicht auf die Dinge, die wir gerade nicht haben. Lasst uns einen Vorsatz mit in 2021 nehmen: Wir werden neue, tolle Erinnerungen schaffen. Auch wenn sie ganz anders sind, als wir es bisher so kannten. Wir werden kreativ mit der Situation umgehen und uns das Beste aus dieser, jetzigen Zeit bewahren für die Zeit nach der Coronakrise. 

 
 
...und irgendwann werden unsere Spaziergänge wieder über das Dorf hinaus gehen und wir werden uns wieder die ganze Welt anschauen. Genau so, wie ich mir sicher bin, dass nun der Frühling kommt, bin ich mir ganz sicher, dass auch dieser Tag kommen wird. Wie sagte mein Opa früher immer mit einem Lächeln, wenn wieder ein langweiliger Kaffeeklatsch mit Omas Freundinnen für ihn anstand: "Ach Kind, auch das geht irgendwann wieder vorbei. Alles geht irgendwann vorbei...". Was soll ich sagen? Mit seiner Einstellung habe ich irgendwie meinen Frieden mit der neuen Normalität gefunden.
 
Wir haben auf jeden Fall schon jede Menge Reiseideen für die Zeit, in der sich die Welt mit Corona arrangiert hat und wir irgendwie zu unserer alten Normalität zurück finden... :)


Ein Auszug aus diesem Blogeintrag ist im aktuellen Gemeindebrief (2. Quartal 2021) des Kirchspiels Fuhlen veröffentlicht worden.

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