Bulli-Tour-Normandie (2): Liebe auf den zweiten Blick in Belgien

Wieder stand ich an einem schönen, weitläufigen Strand und blickte auf das Meer. Nur umdrehen durfte ich mich hier nicht. Denn im Gegensatz zu den Niederlanden, in denen hinter dem Strand nur Dünen zu finden waren, befand sich hinter mir die 'Front-Row' von Blankenberge. Eine schier unendliche Reihe recht hoher und gleich aussehender Häuserfronten.

Vor mir befand sich, neben dem Wandelpier, ein kleiner, mit Bojen abgetrennter Bereich im Meer, der von zahlreichen Rettungsschwimmern bewacht wurde. Hier musste es wohl strömungstechnisch ganz schön zur Sache gehen, wenn die Badegäste derart abgesichert wurden. Drei Rettungsschwimmer hatten sich um ein portables Türmchen postiert, das direkt an der Wasserkante stand, einer watete regelmäßig mit einem Funkgerät durchs Wasser und ein Dritter fuhr hinter den Badenden mit einem Schlauchboot auf und ab. Naja, immerhin würde Mimi hier nicht so schnell verloren gehen oder von der Strömung ergriffen werden. Denn immer, wenn ein Badegast sich zu weit nach links, rechts oder hinten bewegte und drohte außerhalb des abgegrenzten Bereichs zu geraten, trötete die Dame auf dem Türmchen in eine Vuvuzela. Es hatte schon fast etwas komisches an sich, so oft wie hier ermahnt und getrötet wurde.

Komödiantisch wurde es dann auch von unserer Seite, da wir wieder die Strandmuschel dabei hatten. Natürlich war es auch diesmal ein Riesenakt, das Ding zusammenzufalten und wieder in seine Hülle zu bekommen und wieder einmal waren wir damit die Attraktion am Strand. 

Da unser Campingplatz Bonanza relativ weit vom Strand entfernt war, waren wir auf dem Hinweg dankbar auf einen dieser kleinen Touri-Züge aufgesprungen, die immer durch Urlaubsorte fahren. Erst hatten wir aufgrund der Coronazeit gezögert, aber waren dann doch in einen leeren Waggon geklettert, als wir gesehen haben, dass der Fahrer hinter jedem aussteigenden Fahrgast alles intensiv desinfizierte. Natürlich musste man hier, wie in Deutschland in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske tragen. Generell ist Belgien bezüglich der Masken sehr streng. Selbst auf Promenaden und in Fußgängerzonen muss man die Maske dauerhaft tragen, sonst drohen hohe Strafen. Später sollten wir sogar noch Zeuge werden, wie zwei Zivilpolizisten ein Pärchen anhalten und ermahnen würde.   

Für den nächsten Tag war allerdings wolkiges Wetter angesagt und so entschieden wir uns bei unserer abendlichen Familienrunde vor dem Bulli bei Kerzenschein dafür, am nächsten Tag nach Brügge zu fahren. 

 

Und ich kann nur sagen, es war die beste Entscheidung! Brügge ist wunderschön. Nicht umsonst heißt es "Brügge sehen und dann sterben". Letzteres wollten wir natürlich nicht, also trugen wir artig unsere Masken und hielten möglichst viel Abstand von anderen Menschen. Einen Parkplatz mit einem VW California zu finden, war aufgrund der Höhe der Parkhäuser eher schwierig, also mussten wir mit Parkticket an der Straße parken (14€ für 4 Stunden war nicht gerade ein Schnapper). Aber wir konnten von dort die meisten Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden. Wir liefen über den Grote Markt und bestaunten den riesigen Belfried. Der Belfried ist das Wahrzeichen Brügges, das im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Der hohe Turm steht für die Freiheit und den Reichtum des Brügger Bürgertums. Außerdem befindet sich am Grote Markt auch noch das Stadthuis, das Rathaus von Brügge. 

Es lohnt sich auch auf jeden Fall durch die kleinen Gässchen abseits des Grote Markt zu schlendern. In einer Gasse befand sich eine ganze Reihe von Schokoladen- und Pralinengeschäften. Eines neben dem anderen! Wir konnten nicht anders und deckten uns hier für die Weiterfahrt mit Nervennahrung ein. 

Bier mussten wir natürlich auch probieren. Wir machten es uns an einer Gracht in einem kleinen Biergarten gemütlich. Zufällig war um die Ecke auch noch Europas längste Bierwand oder so. Im Biergarten konnte man verschiedene Sorten probieren. Wir probierten mal ganz mutig Kokosbier und ein Bier, das nach verrückten Bewohnern Brügges benannt war.  


Die Grachten von Brügge sind sehr idyllisch. Wir entschieden uns für eine Grachtentour mit einem kleinen Boot und wurden gemütlich an niedlichen Häusern und Gassen vorbei und unter kleinen Brücken hindurch geschippert. Meine Kamera glühte förmlich, weil ich gar nicht wusste, was ich zuerst fotografieren sollte. Enten kamen auch an unser Boot und Mads war froh, dass er auf dem Sitz in der Mitte saß. 

 

Interessant fand ich auch, dass an vielen Hausfassaden mindestens ein Fenster zugemauert war. Die Erklärung lieferte unsere Kapitänin direkt. In früheren Zeiten gab es in Brügge eine Reichensteuer, die vorsah, dass Besitzer von Häusern, die mehr als 9 Fenster hatten, einen gewissen Betrag zu zahlen hatten. Die cleveren Bürger mauerten also alle Fenster zu, die sie zuviel hatten und umgingen somit diese Abgabe. Natürlich wurden zuerst die Dienstbotenkammern ihrer Fenster beraubt. Schlaue (und böse) Füchse...

 

Als wir abends in einem italienischen Restaurant in einer kleinen Gasse Pasta aßen, fragten wir unseren Kellner, welches der schönste Badeort Belgiens wäre. Denn Blankenberge mit seiner Häuserfront wäre doch sicherlich noch zu toppen. Er nannte uns Knokke-Heist, angeblich der Ort, an dem die Schönen und Reichen Belgiens Urlaub machten. Da es mittlerweile aufgeklart und ziemlich heiß geworden war, fuhren wir also gemäß seiner Empfehlung dorthin, um uns im Meer abzukühlen. Fazit war: Wieder ein toller Strand und wieder eine Häuserfront. Aber diesmal ging man eine große Düne hinunter zum Wasser, so dass man an der Wasserkante nicht das Gefühl hatte den Ort direkt im Nacken zu haben. Außerdem gab es eine ganze Reihe netter Beach Bars und jede einzelne hatte einen Spielplatz. 

 

Belgien war bei uns also wirklich Liebe auf den zweiten Blick. Badeorte hatten wir wirklich schon Schönere erlebt, aber Brügge ist uns nachhaltig im Gedächtnis geblieben und wir haben uns vorgenommen, definitiv noch einmal wiederzukommen!

Aber nun wartete Frankreich auf uns...

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