"Unsere kleine Farm" oder besser gesagt: "Nuestra finca pequeña"

An einem regnerischen Abend vor einem Jahr fassten wir mit Marion und Micha einen spontanen Entschluss. Es ging um den ersten Sommerurlaub, in dem wir an die Ferienzeiten gebunden sein würden. Micha fasste es treffend zusammen: "Ihr seid noch nie in den Ferien in den Urlaub geflogen und habt keine Ahnung wie voll es dann sein wird." Allein der Gedanke an reservierte Liegen ließ uns Erschaudern, Jens triumphierte und rief "Ich wollte schon immer in eine Finca!" und so mündete dieser Abend in der sofortigen Buchung einer Finca in der Nähe des schönen Son Servera auf Mallorca. Vor einem Jahr...so lange im Voraus hatten wir noch nie gebucht. Meist hat es sich nur um wenige Tage vor Abflug gehandelt und dann waren auch zumeist noch nicht alle Reisebausteine komplett gebucht. Nun hatten wir ein Jahr, um uns zu freuen. Und wie schnell es herum ging...


Als wir nun vor ein paar Tagen unserem Gastgeber Pep den Schotterweg zu unserer Finca hinauf folgten, wussten wir noch nicht, was uns erwarten würde. Das automatische Tor öffnete sich und wir hielten den Atem an. So schön war das, auf das der Blick nun frei gegeben war. Und es ist ja wirklich selten, dass die Realität die Fotos der Anbieter übertrifft. Hier war es definitiv der Fall! Die Finca wurde von 2000-2002 gebaut und Pep und seine Frau Victoria haben sich hier mit ihren drei Kindern auf 80HA Land ihren Traum erfüllt. Alles ist unheimlich liebevoll gestaltet, dekoriert und mit Bedacht ausgetüftelt. Man merkte sofort, dass die Familie im Winter tatsächlich selbst in der Finca lebt. 


Wir Vier bezogen unsere Zimmer im Erdgeschoss, Marion und Micha bekamen das Zimmer im ersten Stock mit wunderschöner Terasse inklusive Meerblick. Dafür hatten Jens und ich über unsere Terassentür direkten Zugang zum Pool. Aufwachen, raus an die Luft und direkt in den Pool springen. Herrlich! Übrigens ein Infinitypool mit Blick auf die daneben liegende Plantage mit Schafen. Mandel-, Oliven- und Johannesbrotbäume befanden sich dort auf einem steinigen Acker. Die Schafe kamen abends im Sonnenuntergang den Berg von ihrem Stall hoch zu uns an den Pool. Wir hörten sie schon von Weitem durch das Klingeln der Glöckchen um ihren Hals. Dann saßen wir manchmal schon nur noch zu Viert am Pool, tranken Rioja und hielten die Füße ins kühle Wasser.


Fast jeden Morgen fanden wir Gemüse oder Obst auf der Terasse. Dann wussten wir, dass Pep wieder da war, um den Pool zu reinigen und seine Tiere zu versorgen. Viele Dinge, die wir zum Kochen benötigten, durften wir im eigenen Gemüsegarten ernten. Zwiebeln, Tomaten, Auberginen, Zuchinis, Limetten, Zitronen...und dazu Eier von "unseren" 6 Hühnern. Die Kinder liebten es, jeden Tag mit einem von uns zum Stall zu gehen und mit einem Körbchen in der Hand frische Eier zu holen. Dann kam immer ein Huhn zum Einsatz, das Mia "Zickhuhn" getauft hatte. Zickhuhn machte nämlich immer einen riesen Rabatz, wenn man sein Unwesen im Stall trieb und ihre Eier klauen wollte, wärend die anderen Hühner sich mit Essensresten ablenken ließen, die wir über den Zaun warfen. Mads hingegen schüttelte auf dem Weg dorthin alle paar Schritte seine kleinen Sandalen-Füßchen: "Das piekst!", "Piekst schon wieder!", "Aua, piekst! Hüüühhner!!! Wo seid ihr? Faule Hühner, keine Eier gelegt!"...zum Schießen!


Neben unseren Hühnern und unserer Gartenschildkröte Clyde (Pep hatte sie uns am Tag unserer Ankunft im Unterholz gezeigt) gab es auf dem Grundstütz auch noch eine streundende Katze, die Mia "Konfetti" getauft hatte. Mads hatte etwas gebraucht, um den Namen "Konfetti" richtig aussprechen zu können. Die Katze wirkte etwas getroffen, nachdem sie einen ganzen Tag immer nur "Fetti" genannt wurde.



Man hätte die Finca gar nicht verlassen müssen, sondern hätte den ganzen Tag dort verbingen können. Wir lagen faul in der Sonne, planschten im Pool, machten Siesta. Bis es Zeit war zu kochen und wir frische Garnelen in die Pfanne und Steaks auf den Gasgrill warfen und sich alle mit dem typischen "mhmm" auf die Köstlichkeiten stürzten. Wenn etwas übrig war, bekamen es die Hühner und Konfetti. 


Wir machten Ausflüge an verschiedene Strände, auch wenn es dort in den Ferien wirklich voll war und wir merkten, dass man uns nach dem Leben auf unserer einsamen Finca sicherlich erstmal wieder resozialisieren musste. Es Trenc war toll! Das Wasser war klar und der Sand weiß. Beim Schnorcheln begegnete man ein paar Fischen zwischen Felsen im Meer. In Sa Coma war das Wasser hingegeben wellig und aufgewühlt und zu unserer Zeit sehr voll angespültem Seegras. In Cala Agulla waren die Wellen überkopf-hoch und wir wurden hier und da mal durch den Vollwaschgang gedreht. Die Kinder wurden mit Sandburgen bauen abgelenkt und jeder von uns durfte sich bei roter Flagge mal ordentlich durchspülen lassen. In Cala Millor war es an unserem letzten Tag überraschenderweise gar nicht so voll und das Meer klar. 


Eine tolle kleine Naturbucht (kein Sand, sondern große Steine) fanden wir in der Mitte unserer Zeit am Cap de Formentor. Etwas Sportlichkeit war gefragt, da es keinen richtigen Weg gab, sondern nur einen sehr steilen Trampelpfad durch die felsige Landschaft. Unten angekommen sprang Jens von den Klippen direkt ins türkise Meer, wir zogen mit den Kindern den sanften Weg in das flach abfallende Wasser vor. Nicht nur Menschen fanden die Bucht toll, sondern auch  ein großer Ziegenbock, der immer wieder hin und her flanierte. Das Meer für uns alleine hatten wir spätestens dann, als Jens erst am rechten, dann am linken Arm von einer Feuerqualle gestochen wurde. Trotzdem ein bezaubernder Ort!


Das Cap de Formentor ist sowieso immer wieder schön. Wobei man sagen muss, dass der Leuchtturm am Ende nicht unbedingt das Highlight der Fahrt ist. Aber der Weg ist hier das Ziel und so ging es uns auch diesmal wieder. Der Blick ist die ganze Zeit toll und man weiß oft nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Und auf der Fahrt dorthin standen auf einmal auch Tobi und Lissa am Straßenrand und machten gerade Pause. Mallorca ist eben auch nur ein Dorf!

Kulturell blieb es diesen Urlaub etwas auf der Strecke. Aber auf dem Rückweg von Cala Agulla entdeckte Mia das Castell de Capdepera auf einem Berg und wir beschlossen spontan dort anzuhalten. Wieder ein steiler Weg, aber diesmal nach oben und befestigt. Für 3€ Eintritt konnte man sich im und um das Castell umsehen, auf die Burgmauern klettern, in das Museum gehen und sogar die Glocken läuten, wovon Mads natürlich nicht genug bekommen konnte. Für Mia war es ein Abenteuer alles zu erkunden und ich zündete in der Kapelle eine Kerze für Ida an. 



Son Servera gefiel uns auch gut. Ein kleines, verträumte Städtchen. Auf den ersten Blick nicht zu touristisch. Wir gingen dort im "La Bruschetta" essen, das Pep uns am ersten Tag empfohlen hatte. Ohne ihn hätten wir es sicherlich gar nicht gefunden. Als wir in die Seitenstraße bogen und von Weitem das Schild "La Bruschetta" erkennen konnten, sah man nichts als eine karge Mauer zwischen den Häusern. Doch hinter dieser Mauer war ein kleiner Innenhof, der unheimlich idyllisch war. Die Pizza und unser Nachtisch schmeckten auch fantastisch. Mia lernte zwei Mädchen kennen und streifte mit den beiden im Innenhof umher. Wir tranken Wein und Bier und genossen das Flair. 

 

Der Urlaub ging nach viel zu kurzen 10 Tagen zu Ende und wir ließen im "Restaurant Binicanella" alles noch einmal Revue passieren. Mia war mit einer Horde Kinder los gezogen und spielte irgendwo auf dem Gelände des alten Klosters und wir aßen Spanferkel, dessen Fleisch vom Knochen abfiel, so saftig und zart war es. Natürlich war auch dieses Restaurant eines von Peps Empfehlungen und es war mit Abstand neben dem "La Bruschetta" das Beste, wenn auch die Steaks im "Bonanza" gut waren und das Flair mit Live-Musik im "Café del Sol" am Strand von Cala Millor im Sonnenuntergang wirklich schön war. Zum Nachtisch gab es Crema Catalana und für Mads ein Vanilleeis. Als es kam, war er ganz entrüstet und schüttelte sich: "Da ist eine Blume in meinem Eis! Eine Baby-Blume!"...es war ein bißchen Minze zur Dekoration...


Ein paar Restaurants stehen noch auf Peps Liste und kaum Zuhause angekommen, vermissen wir nun schon unsere Schafe und Hühner und natürlich die Finca mit ihrem schönen Pool. Aber die schönsten Urlaube sind doch die, bei denen man sich hinterher wünscht, ein paar Tage mehr eingeplant zu haben...

Ps.: Hier noch ein paar Tipps, wie der Urlaub mit Freunden ohne Stress und Streit klappt:
  1. Mietet mehrere Autos! Wir hatten eins je "Familie" und somit hatte jeder die Freiheit, das zu tun, woraum er Lust hatte. Was mich zu Punkt 2 führt.
  2. Hängt nicht jeden Tag aufeinander. Nicht alle haben jeden Tag Lust auf dieselben Ausflüge, Strände oder darauf am Pool zu bleiben. Es sollte nicht zu Stress führen, wenn mal jemand etwas alleine machen möchte. Während wir in Cala Millor im Kinderparadies waren und unsere Kinder auf der Hüpfburg oder beim GoKart fahren beobachteten, fuhren Marion und Micha nach Palma und schlenderten durch die Stadt. 
  3. Zu guter Letzt: Macht immer das Beste daraus! Am Strand von Cala Agulla sah ich in die sich auftürmenden Wellen und fragte mich, was wir mit zwei kleinen Kindern hier machen. Aber dann tobten eben mal wir Erwachsenen im Meer und hatten riesen Spaß und die Kinder waren im Sand mit Eimer und Schaufel zufrieden. 

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