Skippy und das Motorboot
In dem Park gab es allerdings auch Reptilien und wir schluckten einmal, als wir das 4,5m lange Salzwasserkrokodil fanden, dass reglos in einem Becken lag und uns mit kalten Augen anstarrte. Ich sagte es ja bereits bei unserem Aquariumbesuch, aber man kann es nicht oft genug betonen: man sieht gefaehrliche Tiere in Zoos mit ganz anderen Augen, wenn man ihnen draussen in der Natur wirklich begegnen kann!!!
Da ziehen dann Gedanken an romantische Strandspaziergaenge bei Sonnenuntergang am Great Barrier Reef an einem vorbei, bei denen ein Partner ploetzlich mit einem Ruck im Wasser verschwindet. Meine Kollegen rieten mir ja bereits im Norden an keinem Strand schwimmen zu gehen, an dem niemand anderes schwimmt...und selbst wenn Leute im Wasser sind, so sollte man sich zunaechst ueberzeugen, dass es Einheimische sind und nicht etwa Amerikaner. Die kommen in diesem Land, neben Deutschen uebrigens, am haeufigsten um!
Daran musste ich auch denken, als wir in das Reptilien und Spinnen–Haus gingen und uns naeher mit allem beschaeftigten, was klein ist und uns trotzdem umbringen kann. Die gefaerlichste Spinne, die Redback Spider, wurde auch ausgestellt und wir waren ueberrascht, wie klein das Krabbeltier eigentlich ist! Kleiner als die durchschnittliche, deutsche Hausspinne hat die Redback Spider soviel Gift in sich, dass sie ohne groessere Probleme ein Pferd umbringen kann. Auch die Funnelnet Spider und unsere Freundin, die „ungefaehrlich und tut auch gar nicht so doll weh“ - Huntsman Spider waren dort. So wie auch alle moeglichen, giftigen Schlangen Australiens.
Dort fanden wir zum Beispiel heraus, dass bei der „Brown Tiger Snake“ der gute Rat „Bleib stehen und ruehr dich nicht!“ mal gar nichts bringt, denn sie gilt als hoechst aggressiv und verfolgt selbst Menschen - die im Normalfall nicht auf ihrem Speiseplan stehen - gern, wenn sie sich von ihnen gestoert fuehlt. Ich sah mich schon vor meinem geistigen Auge im Norden Australiens, wie ich durch den dichten Busch vor einer bis zum naechsten Strand fluechtete...wahrscheinlich um dort das Fruehstueck eines 4m langen Salzwasserkrokodils zu werden...na dann Mahlzeit! Ein paar Meter weiter fanden wir dann SIE!
Die „Inland Taipan“, die giftigste Schlange der Welt! Wir standen ein paar Minuten vor der Glasscheibe, hinter der sie zusammengekringelt lag. Sie sah nicht grossartig anders aus, als die anderen Schlangen, aber wir versuchten trotzdem uns ihr Aussehen genaustens einzupraegen. Ein falscher Schritt im Outback und das Tier pumpt mit einem Biss soviel Gift in einen, dass es damit 100 Menschen oder 250 000 Maeuse auf einmal toeten koennte (vgl. Wikipedia)! Allerdings sind angeblich aus den letzten Jahren keine Todefaelle bei Menschen bekannt und man hat ja noch GANZE zwei Stunden Zeit, bevor man starke Symptome spuert (Muskelzerstoerung, Aussetzen der Nieren und Herzmuskelstoerungen, um nur mal ein paar zu nennen).
Das richtige Verhalten bei einem Schlangenbiss ist Beruhigung des Opfers (na juchu!) und ein Druckverband, damit sich das Gift nicht zu schnell ausbreitet. Mal abgesehen von der boesen Brown Snake sind Schlangen aber eher friedlich und leben nach dem Motto: „Stoerst du mich nicht, bring ich dich nicht um!“. Bei Erschuetterung wird man sie eher im Gebuesch verschwinden sehen, als dass sie sich Giftzaehne-fletschend auf einen stuerzen.
Also widmeten wir uns lieber wieder unseren Freunden, den Kaenguruhs, Wallabies, Bilbies (die sind sooo suess!), Quokkas und Wallaroos. Echidnas, auch Schnabeligel genannt und mit dem allseits beliebten Schnabeltier (suess aber giftig) verwandt, duempelten auch in der Sonne herum. Australien hat ja eine Vielfalt merkwuerdiger und zugleich niedlicher Tiere! Wir trafen sogar auf ein Wallaby mit einem Joey im Beutel. Mama frass genuesslich an einer mit Futter gefuellten Eiswaffel und das kleine Joey versuchte mit einer Kralle aus dem Beutel heraus auch was von dem leckeren Snack abzubekommen ohne sich dabei zu viel bewegen zu muessen.
Hach, ich haette den ganzen Tag dort verbringen koennen, wenn der Hunger uns nicht zurueck nach Sydney und dort direkt in unsere Lieblingspizzeria am Cirqular Quay gezogen haette. Als wir dann durch die Royal Botanic Gardens schlenderten, ging auch schon langsam die Sonne ueber der Oper unter und wir verbrachten den Abend damit im "Belgian Cafe" auszutesten wieviel schokoladenhaltige Nahrung und Getraenke man zu sich nehmen kann, ohne das einem schlecht wird. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wann der Punkt erreicht war, aber wir muessen von dem ganzen Zucker Pupillen wie ein Koala auf LSD gehabt haben! ;o)
Unser Sonntag hatte weniger mit den gefaehrlichen und den niedlichen Bewohnern Australiens zu tun. Diesmal wollten wir im Ku-ring-gai Chase Nationalpark in einem Meeresarm Motorboot fahren. Als Sophie, Johanna und ich morgens (ohne Kaffee!) vor der Nussschlae standen, die unser Motorboot sein sollte, sahen wir Kay erst einmal pruefend an und Sophie meinte: „Also unter einem Motorboot hab ich mir jetzt auch was anderes vorgestellt!“. Unser Motorboot war ein kleines Fischerboetchen mit Aussenborder, war jedoch sehr guenstig (120 AUSD fuer 3 Stunden) und wir sollten noch viel Spass haben damit durch den Creek zu tuckern.
Ich hatte es mir an einer Seite unter dem Dach gemuetlich gemacht, waehrend Sophie das Steuer von Kay uebernahm und Johanna als „Ausgleichsgewicht“ von einer Seite auf die andere diktierte. Als Kay sich auch ueberlegte mal die Seite zu wechseln und das Boot mit Schlagseite ins Schaukeln kam, so dass Johanna nass wurde, drehte sie sich erschreckt zu mir um und schimpfte laut „INES!!!“ auf meine Seite, weil ich zur selben Zeit meinen Fuss bewegt hatte.
Ich schimpfte empoert zurueck, dass ich gar nichts gemacht hatte und wir mussten alle lachen. Von da an war ich automatisch an jeder groesseren Bewegung des Bootes Schuld, waehrend Johanna schliesslich von Sophie das Steuer uebernahm, da diese leichte Koordinationsprobleme mit dem Ruder hatte. Hach, was ein Spass! Ich lag die meiste Zeit in der Sonne und beobachtete sehr entspannt die vorbeiziehenden Eukalyptuswaelder.
So ungefaehr muss es gewesen sein, bevor wir mit dem Bug unseres Bootes am Strand aufliefen und Sophie den Anker warf...was natuerlich keinen Sinn machte, denn wir waren ja bereits an Land, so dass der Anker nun einfach platt auf den Sand fiel und wir alle prustend anfangen mussten zu lachen. Wir sprangen mit hochgekrempelten Hosen vom Boot ins flasche Wasser und gingen auf einen „Landgang“ an unseren einsamen Strand. Waehrend Sophie und ich den kleinen Wasserfall und die toten Quallen im Sand mit hochgradig biologischem Interesse erkundeten, hatten es sich Johanna und Kay zu unserer Erheiterung zur Aufgabe gemacht das Boot zu sichern.
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