Skippy und das Motorboot

Wetter: 18 Grad (sonnig), Spinnen: nur in Gefangenschaft

Nachdem wir uns am Freitag bei Ice Age III in 3D zunaechst ueber unsere lustigen 3D Brillen und dann den Film kaputt gelacht hatten und den Abend mit einem Cocktail in einem Hotel neben dem Greater Union Cinema ausklingen liessen, genossen Johanna und ich den sonnigen Samstag im Featherdale Wildlife Park in Blacktown.


Der Featherdale Park ist vergleichbar mit den Wildparks, die wir in Deutschland haben. Nur dass hier natuerlich das australische „Wild“, sprich Kaenguruhs, Koalas und Wombats herumlaufen. Anders als in einem Zoo laufen die meisten Kaenguruhs frei herum und sie sind so zahm, dass man sie streicheln kann. Ich war begeistert und fuehlte mich als waere ich nochmal drei Jahre alt. Man wusste ja gar nicht, welches Kaenguruh man zuerst streicheln oder fuettern sollte! ;o) Johanna kommentiert das mit: „Die kleine Ines im Zoo!“, hockte sich aber auch gleich neben eins, dass sich genuesslich kraulen liess. Ein paar dicke Wombats schlurften durch ihre Gehege und an Baumstaemmen hingen eingerollte, schlafende Koalas rum.


Sie schlafen ca. 18 Stunden am Tag, wachen auf, fressen ein paar Eukalyptusblaetter und rollen sich dann wieder auf ihrem Ast ein wie eine dicke Fellkugel. Hach, Koala muesste man sein. Wenn auch Kay uns hinterher einige Illusionen mit der Information nahm, dass Koalas strohdoof und selten intelligenter als ein Meerschweinchen sein sollen. Darum werden sie hier auch oft ueberfahren. Sie folgen den Routen, die ihre Vorfahren schon vor hunderten von Jahren gelaufen sind, und wenn dort in der Zwischenzeit ein mehrspuriger Motorway gebaut wurde, dann gucken sie einmal bloede und laufen trotzdem weiter. Arme suesse, dumme Koalas! Ich wuerd trotzdem einen mit nach hause nehmen...

In dem Park gab es allerdings auch Reptilien und wir schluckten einmal, als wir das 4,5m lange Salzwasserkrokodil fanden, dass reglos in einem Becken lag und uns mit kalten Augen anstarrte. Ich sagte es ja bereits bei unserem Aquariumbesuch, aber man kann es nicht oft genug betonen: man sieht gefaehrliche Tiere in Zoos mit ganz anderen Augen, wenn man ihnen draussen in der Natur wirklich begegnen kann!!! 

Da ziehen dann Gedanken an romantische Strandspaziergaenge bei Sonnenuntergang am Great Barrier Reef an einem vorbei, bei denen ein Partner ploetzlich mit einem Ruck im Wasser verschwindet. Meine Kollegen rieten mir ja bereits im Norden an keinem Strand schwimmen zu gehen, an dem niemand anderes schwimmt...und selbst wenn Leute im Wasser sind, so sollte man sich zunaechst ueberzeugen, dass es Einheimische sind und nicht etwa Amerikaner. Die kommen in diesem Land, neben Deutschen uebrigens, am haeufigsten um! 

Daran musste ich auch denken, als wir in das Reptilien und Spinnen–Haus gingen und uns naeher mit allem beschaeftigten, was klein ist und uns trotzdem umbringen kann. Die gefaerlichste Spinne, die Redback Spider, wurde auch ausgestellt und wir waren ueberrascht, wie klein das Krabbeltier eigentlich ist! Kleiner als die durchschnittliche, deutsche Hausspinne hat die Redback Spider soviel Gift in sich, dass sie ohne groessere Probleme ein Pferd umbringen kann. Auch die Funnelnet Spider und unsere Freundin, die „ungefaehrlich und tut auch gar nicht so doll weh“ - Huntsman Spider waren dort. So wie auch alle moeglichen, giftigen Schlangen Australiens. 

Dort fanden wir zum Beispiel heraus, dass bei der „Brown Tiger Snake“ der gute Rat „Bleib stehen und ruehr dich nicht!“ mal gar nichts bringt, denn sie gilt als hoechst aggressiv und verfolgt selbst Menschen - die im Normalfall nicht auf ihrem Speiseplan stehen - gern, wenn sie sich von ihnen gestoert fuehlt. Ich sah mich schon vor meinem geistigen Auge im Norden Australiens, wie ich durch den dichten Busch vor einer bis zum naechsten Strand fluechtete...wahrscheinlich um dort das Fruehstueck eines 4m langen Salzwasserkrokodils zu werden...na dann Mahlzeit! Ein paar Meter weiter fanden wir dann SIE! 

Die „Inland Taipan“, die giftigste Schlange der Welt! Wir standen ein paar Minuten vor der Glasscheibe, hinter der sie zusammengekringelt lag. Sie sah nicht grossartig anders aus, als die anderen Schlangen, aber wir versuchten trotzdem uns ihr Aussehen genaustens einzupraegen. Ein falscher Schritt im Outback und das Tier pumpt mit einem Biss soviel Gift in einen, dass es damit 100 Menschen oder 250 000 Maeuse auf einmal toeten koennte (vgl. Wikipedia)! Allerdings sind angeblich aus den letzten Jahren keine Todefaelle bei Menschen bekannt und man hat ja noch GANZE zwei Stunden Zeit, bevor man starke Symptome spuert (Muskelzerstoerung, Aussetzen der Nieren und Herzmuskelstoerungen, um nur mal ein paar zu nennen). 

Das richtige Verhalten bei einem Schlangenbiss ist Beruhigung des Opfers (na juchu!) und ein Druckverband, damit sich das Gift nicht zu schnell ausbreitet. Mal abgesehen von der boesen Brown Snake sind Schlangen aber eher friedlich und leben nach dem Motto: „Stoerst du mich nicht, bring ich dich nicht um!“. Bei Erschuetterung wird man sie eher im Gebuesch verschwinden sehen, als dass sie sich Giftzaehne-fletschend auf einen stuerzen.

Also widmeten wir uns lieber wieder unseren Freunden, den Kaenguruhs, Wallabies, Bilbies (die sind sooo suess!), Quokkas und Wallaroos. Echidnas, auch Schnabeligel genannt und mit dem allseits beliebten Schnabeltier (suess aber giftig) verwandt, duempelten auch in der Sonne herum. Australien hat ja eine Vielfalt merkwuerdiger und zugleich niedlicher Tiere! Wir trafen sogar auf ein Wallaby mit einem Joey im Beutel. Mama frass genuesslich an einer mit Futter gefuellten Eiswaffel und das kleine Joey versuchte mit einer Kralle aus dem Beutel heraus auch was von dem leckeren Snack abzubekommen ohne sich dabei zu viel bewegen zu muessen. 

Hach, ich haette den ganzen Tag dort verbringen koennen, wenn der Hunger uns nicht zurueck nach Sydney und dort direkt in unsere Lieblingspizzeria am Cirqular Quay gezogen haette. Als wir dann durch die Royal Botanic Gardens schlenderten, ging auch schon langsam die Sonne ueber der Oper unter und wir verbrachten den Abend damit im "Belgian Cafe" auszutesten wieviel schokoladenhaltige Nahrung und Getraenke man zu sich nehmen kann, ohne das einem schlecht wird. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wann der Punkt erreicht war, aber wir muessen von dem ganzen Zucker Pupillen wie ein Koala auf LSD gehabt haben! ;o)

Unser Sonntag hatte weniger mit den gefaehrlichen und den niedlichen Bewohnern Australiens zu tun. Diesmal wollten wir im Ku-ring-gai Chase Nationalpark in einem Meeresarm Motorboot fahren. Als Sophie, Johanna und ich morgens (ohne Kaffee!) vor der Nussschlae standen, die unser Motorboot sein sollte, sahen wir Kay erst einmal pruefend an und Sophie meinte: „Also unter einem Motorboot hab ich mir jetzt auch was anderes vorgestellt!“. Unser Motorboot war ein kleines Fischerboetchen mit Aussenborder, war jedoch sehr guenstig (120 AUSD fuer 3 Stunden) und wir sollten noch viel Spass haben damit durch den Creek zu tuckern.

Ich hatte es mir an einer Seite unter dem Dach gemuetlich gemacht, waehrend Sophie das Steuer von Kay uebernahm und Johanna als „Ausgleichsgewicht“ von einer Seite auf die andere diktierte. Als Kay sich auch ueberlegte mal die Seite zu wechseln und das Boot mit Schlagseite ins Schaukeln kam, so dass Johanna nass wurde, drehte sie sich erschreckt zu mir um und schimpfte laut „INES!!!“ auf meine Seite, weil ich zur selben Zeit meinen Fuss bewegt hatte. 

Ich schimpfte empoert zurueck, dass ich gar nichts gemacht hatte und wir mussten alle lachen. Von da an war ich automatisch an jeder groesseren Bewegung des Bootes Schuld, waehrend Johanna schliesslich von Sophie das Steuer uebernahm, da diese leichte Koordinationsprobleme mit dem Ruder hatte. Hach, was ein Spass! Ich lag die meiste Zeit in der Sonne und beobachtete sehr entspannt die vorbeiziehenden Eukalyptuswaelder.

Leider muss ich gestehen, dass auch ich mich nun zu den boesen Menschen zaehlen muss, die ein australisches Tier auf dem Gewissen haben. Asche auf mein Haupt, denn als ich schliesslich mit Steuern an der Reihe war, gab der Motor ploetzlich ein schredderndes Geraeusch von sich. Das war kurz nachdem ich von vorne den Satz „Das ist aber eine fette Qualle!“ vernahm. Und tatsaechlich, das Wasser war urploetzlich voller dicker, pilzartiger Quallen. Jetzt war es zwar eine weniger, aber bei der Vielzahl schien das wohl kein zu grosser Verlust fuer die australische Fauna zu sein. In einiger Entfernung entdeckten wir einen kleinen Strand in einer Bucht und beschlossen dort an Land zu gehen. Ich war immernoch Herrin ueber den Motor und das Steuer und lenkte das Boot souveraen an den Strand...

...nein okay, das ist geflunkert... Eigentlich war es eher so: Kay sass vorn auf dem Boot und gab mir nach hinten Anweisungen, waehrend ich von hinten Dinge rief wie „Ich weiss nicht wie ich bremsen soll, ahhh, Kay hilfe, nimm du das Ruder!“ und Kay von vorne ruhig „Das schaffst du schon, jetzt noch ein bisschen nach links.“ antwortete. Das haette mich auch glatt etwas beruhigt, wenn dann nicht in der Mitte noch Johanna und Sophie gewesen waeren, die zusammen die ganze Anlegeprozedur wie folgt untermalten: 

Sophie: „Das geht so nicht, da sind ueberall Steine. Kay!!!“ 
Johanna: „Ach Quatsch, das klappt schon!“ 
Sophie: „Kay, hier ist es viel zu flach, wir setzen auf!“ 
Johanna: „Ines, bremseeeen!“ 
Kay: „Ines, gib Gas!“ 
Sophie: “Ines, leg den Rueckwaertsgang ein!” 
Ines: “Ahhhhh! Ich will nicht mehr!”

So ungefaehr muss es gewesen sein, bevor wir mit dem Bug unseres Bootes am Strand aufliefen und Sophie den Anker warf...was natuerlich keinen Sinn machte, denn wir waren ja bereits an Land, so dass der Anker nun einfach platt auf den Sand fiel und wir alle prustend anfangen mussten zu lachen. Wir sprangen mit hochgekrempelten Hosen vom Boot ins flasche Wasser und gingen auf einen „Landgang“ an unseren einsamen Strand. Waehrend Sophie und ich den kleinen Wasserfall und die toten Quallen im Sand mit hochgradig biologischem Interesse erkundeten, hatten es sich Johanna und Kay zu unserer Erheiterung zur Aufgabe gemacht das Boot zu sichern.


Johanna war gleich losgestampft und hatte das lange Seil um einen Felsen gelegt, waehrend Kay den Anker im Sand fixierte. „Doppelt haelt besser!“, rief uns Johanna stolz zu und Sophie und ich sahen uns nur skeptisch an. Kay sah nun auch auf und wurde stutzig: "Muss nicht ein Ende am Boot festgebunden sein?". Keiner der beiden hatte bemerkt, dass sie dassselbe Seil „gesichert“ hatten, dieses nun aber an keinem Ende mehr mit dem Boot verbunden war und unser Boot ohne jeglichen Halt in der Bucht vor sich hin schaukelte. In diesem Moment daemmerte mir kurz, dass es wohl doch gute Gruende gibt, warum man in Deutschland eine Lizenz zum Motorboot fahren benoetigt, aber haetten wir alle auch nur die geringste Ahnung vom Bootfahren gehabt, haetten wir wohl nur halb soviel Spass gehabt!


Da wir auf dem Boot nur unsere mitgebrachten Butterstullen und ein paar Oreo Bicky’s gegessen hatten, waren wir am spaeten Nachmittag sehr hungrig und einigten uns auf ein barbie in einem Park in Mona Vale direkt am selben Meeresarm. Im Coles um die Ecke hatten wir (nach einigen Schwierigkeiten den Eingang zu finden) Kaenguruh-Steak und Kaenguruh-Spiesschen gekauft und warfen nun alles auf den oeffentlichen Gasgrill. Ein aelterer Mann, den wir baten ein Foto von uns zu machen, erzaehlte uns, dass auch er mal in Deutschland war (natuerlich in Muenchen) und erleuchtete unseren Abend mit einer Flasche Campagne, die er uns schenkte.


So sassen wir gemuetlich zusammen, assen Kaenguruh, tranken Kiwi Fruit Saft und lauschten dem „idyllischen“ Gekreische der Cockatoos , die sich in einer groesseren Gruppe auf den Baeumen ringsum versammelt hatten und hin und wieder einen Spaeher im Sturzflug ueber unseren Tisch brettern liessen. 

Cockatoos, also Kakadus, sind wirklich schoene Voegel, aber mit einer entsetzlichen und zudem lauten Stimme versehen worden Als ich gerade wieder in ein Stueck von meinem Kaenguruh-Steak abbeissen wollte, sinnierte Johanna ploetzlich: „Ach ja, gestern haben wir sie gestreichelt und heute essen wir sie...“. Ich musste unweigerlich an „Skippy – das Buschkaenguruh“ denken und ich haette mich fast an meinem Stueck Fleisch verschluckt...aber nur fast ;o).

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