Linkshaender an die Macht – Autofahren in Australien

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Autofahren in Australien ist schon so eine verzwickte Sache. Gleich an meinem ersten Arbeitstag stellte man mir einen schoenen nagelneuen Golf VI Comfortline vor die Nase, den ich abends auch gleich mit nach hause nehmen sollte. Sprich: ich sollte einsteigen und auf der linken Seite durch Sydneys Innenstadt fahren. Klingt zunaechst einmal etwas furchteinfloessend in den Ohren eines kleinen deutschen Maedchens, dass noch sowohl noch nie zuvor auf der linken Seite und zudem auch noch nie in einer Metropole wie Sydney Auto gefahren ist. 

Aber okay, ich hatte ja keine andere Wahl, also folgte ich brav meinem Mitbewohner Peter, der voraus fuhr, damit ich dann auch noch den Weg fand. Man muss dazu sagen, dass die Bewohner Sydneys verrueckte Fahrer sind, besonders die Taxifahrer kennen hier keine Gesetze…und keine Blinker offensichtlich. Naja, immerhin kam ich heile in Rozelle an und parkte das Auto anstaendig vor der Tuer. Das war nun zumindest schon einmal geschafft. 

Da ich ja am Freitag gleich auf Dienstreise nach Melbourne ging, stand mein Auto neu und glaenzend mehrere Tage vor der Tuer, bis Peter auf die glohrreiche Idee kam, dass ich ihn doch am Sonntag Mittag zum Flughafen bringen koennte, da er nun fuer ein paar Wochen im Urlaub in Europa ist und ich somit sturmfreie Bude bis Anfang Juni habe. Ich war noch etwas verstoert von unserer Konversation am Vorabend, die damit begann, dass ich mich nach den Regeln an unbeschilderten Kreuzungen erkundigte. 

Meine Idee war, dass hier ja links vor rechts statt rechts vor links (wie bei uns) gelten muesste. Doch mir wurde dann erklaert, dass eigentlich immer der Vorfahrt hat, der rechts abbiegt oder war es doch links? Und manchmal hat auch der Vorfahrt, der geradeaus faehrt, aber ansonsten kann auch mal rechts vor links sein, ausser es sind Striche auf der Strasse. Und an T-Kreuzungen haben immer die Vorfahrt, deren Strasse durchgeht, ausser es ist irgendwie anders geregelt. Alles verstanden? ...Ja genauso hab ich auch geguckt! 

Naja, immerhin war auf dem Weg zum Flughafen kaum eine unbeschilderte Kreuzung und fuer mich selbst beschloss ich sowieso einfach ueberall, wo ich mir nicht sicher war wer Vorfahrt hat, einfach anzuhalten und erstmal alle anderen fahren zu lassen, haha. Ich setzte meinen Mitbewohner sogar sicher am Flughafen ab, das Drama nahm erst seinen Lauf als ich einsam und allein zurueck fuhr. Ich hatte ein Navi dabei, muss ich dazu sagen, und dieses Navi war so eingestellt, dass es Highways praeferierte. Es leitete mich also von Anfang an nicht genau den Weg zurueck, den wir gekommen waren, denn wir waren durch die City gefahren. 

Ich war also ploetzlich auf einem vierspurigen Highway, nahm irgendwo die falsche Abfahrt und kam etwas ins schwitzen, als ich merkte, dass ich irgendwie nicht den richtigen Weg zurueck fand. Ich dachte nur: „Links bleiben, Ines, immer links bleiben und guck immer zuerst nach rechts!“. Irgendwann hatte ich es geschafft, das Navi hatte mich zurueck in die City geleitet und dann kam schon das naechste Problem: mein auf Windows basierendes Navi liess mich im Stich! Es kam naemlich ploetzlich auf die super Idee, dass es sich doch mal mit einem Computer verbinden koennte. 

Leider war ja kein Computer angeschlossen und obwohl ich meine Finger nicht dran hatte (ich schwoere!) versuchte es einen Verbindungsaufbau und beschloss mich von jetzt an einfach mal ganz dreist alleine weiterfahren zu lassen! Nun kam ich wirklich ins schwitzen und musste mich daran erinnern nicht in Panik zu geraten. Ich war auf einer fuenfspurigen Einbahnstrasse im Citycenter und konnte mich nur noch grob erinnern, dass das Navi meinte, ich sollte in ca. 800 Metern rechts abbiegen. 

Was uebrigens immer wieder eine kleine Herausforderung ist, also das von einer mehrspurigen Einbahnstrasse rechts auf eine zweispurige normale Strasse abbiegen! Man muss dann naemlich immer dran denken, dass man beim rechts abbiegen dann doch bitte wieder auf der linken Spur landet und nicht rechts im Gegenverkehr landet. Ich fuhr jetzt einfach erstmal links an den Strassenrand, um einmal tief durchzuatmen, noch einmal verzweifelt zu versuchen, das Navi wieder in Gang zu bringen und zu ueberlegen wie ich jetzt ohne jegliche Orientierung den Weg nach hause zu finden ohne gleichzeitig den schoenen Golf zu verschrotten! 

Ich muss dazu sagen, dass links ranfahren ein komisches Gefuehl ist, fuer jemanden, der eigentlich Rechtsverkehr gewoehnt ist. Normalerweise achtet man ja nicht so auf die linke Seite des Autos, weil man ja da sitzt und somit eh alles unter Kontrolle hat. Da ich mein Lenkrad ja nun auf der rechten Seite habe, schrammte ich erstmal schoen mit meinen Reifen links am Bordstein entlang (schreckliches Geraeusch, ist aber Gott sei Dank nix passiert!). 

Es war eine Stunde nach meiner Abfahrt am Flughafen (normalerweise braucht man ca. 20 Minuten), als ich mit Adrenalin vollgepumpt und uebergluecklich das Schild der Hartley Street vor mir zu sehen, vor unserem Haus einparkte. Zu meinem Glueck hatte ich irgendwann in der Innenstadt ein Schild zur Anzac Bridge gesehen, der zweiten Bruecke im Hafen von Sydney neben der bekannten Harbour Bridge. Da man auf die Halbinsel mit den Stadtteilen Rozelle und Balmain aus Richtung der Stadt nur ueber diese Bruecke kommt, war Anzac Bridge fuer mich gleichbedeutend mit HOME!!! Und das Auto und ich waren beide noch ganz! Hurra! 

Jetzt wird es langsam besser mit dem Autofahren. Hin und wieder ertappe ich mich, dass ich auf dem Parkplatz, wenn ich nach der Arbeit losfahre, erstmal schoen auf der rechten Seite starte...aber das bemerkt man eigentlich immer ziemlich schnell! Spaetestens wenn was von vorne kommt, haha. Musste allerdings mittlweile den Golf hergeben, was etwas ueberraschend kam, aber offensichtlich sollte ich den nur uebergangsweise fahren. Jetzt habe ich einen kleinen Polo Trendline. Leider mit weniger Komfort, dafuer ist der Polo weitaus uebersichtlicher, wenn man mal wieder links ranfahren muss, hehe. Ausserdem ist es total super mit dem Polo einzuparken, denn die meisten Leute hier fahren grosse Trucks und man kann sich besser mal irgendwo dazwischen quetschen. 

Was ich total super finde ist, dass VW-Fahrer hier in Australien so eine eingeschworene Gemeinschaft sind. Wenn ich also auf einer mehrspurigen Strasse bin und mich keiner auf die andere Spur laesst, wird es immer einen netten anderen VW – Fahrer geben, der mich rueberwinkt. Manchmal hupen sie sich auch gegenseitig an und gruessen dann freundlich. Da fuehlt man sich doch gleich sehr willkommen soweit weg von zuhause. ;o) ~ines

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