Moskau, Moskau, werft die Gläser an die Wand...

So da bin ich lebendig und einem einigermaßen annehmbaren Zustand wieder in Kopenhagen angekommen! Dann will ich mal meinen Russland-Trip revue passieren lassen:


Dienstag, 6.3.07: Mit Anja nach Stockholm geflogen und erstmal das "City Backpacker Hostel" gesucht. Das ist übrigens ein sehr nettes kleines Hostel in dem es kostenloses Internet, kostenlosen Kaffee und umsonst Pasta gibt, falls mal jemand nach Stockholm möchte (Bett im 6er Zimmer kostet 23€). Haben nur schnell unseren Kram abgestellt und haben dann erstmal die Stadt erkundet. Unser erstes Ziel war natürlich der Palast und die Altstadt. Die ist klein, verwinkelt und wirklich niedlich. Nachmittags haben wir dann eine Tour durch das Schloß gemacht. War sehr interessant die ganzen Kronen und ihre Bedeutungen zu erfahren! Haben natürlich erhofft, dass wir vielleicht zufällig den Prinz von Schweden im Palast treffen, aber leider wurde daraus nichts. Auch mein Versuch ein Foto mit den Kanonen zu machen, wurde von einer schwedischen Wache unterbrochen, die mich sofort mit ihrem Gewehr vom Objekt meiner Begierde verscheucht hat. Ich hätte ja nicht ahnen können, dass ich den Satz "Please don't kill me!", den Artem mir netterweise noch in russisch übersetzt hatte (man weiß ja nie) besser in schwedisch hätte gebrauchen können ;o). Abends haben wir dann nach langem Suchen ein kleines Café (La Rose) gefunden und haben uns erstmal ausgeruht und aufgewärmt. Nachdem wir dann noch auf ein Bier in der Sportsbar, die zu unserem Hostel gehörte, eingekehrt sind, waren wir auch schon so platt, dass wir unser 6er Zimmer aufgesucht haben (in dem ich dann die ganze Nacht Hustenanfälle hatte, da ich ja immernoch von meiner Grippe gezeichnet war).


Mittwoch, 7.3.07: Am Mittwoch haben wir uns dann die Stockholm School of Economics angeguckt und eine Führung durch die Royal Apartements im Palast mitgemacht. Aber das beste an Stockholm war das Vasa Museum! Die Vasa wurde vom Grund der Ostsee geborgen, restauriert und schließlich wurde das Museum quasi um das Schiff gebaut. Wirklich beeindruckend! Man erfährt dann in Filmen und Diashows alles wissenswerte über das Schiff und dessen Wiederaufbereitung (das wär wohl besonders interessant für den Jens!). Ganz toll ist auch, dass im oberen Stockwerk einige Teile des Schiffs nachgebaut wurden, so dass man durch die Nachbildungen laufen und lustige Fotos mit hölzernen Seeleuten machen kann hehe. Anja und ich haben eine ganze Fotosession in diesem Teil des Museums gemacht... :o). 

Nachmittags haben wir uns dann unsere Studenten-Reisegruppe kennengelernt. Meeting Point war der Bahnhof von Stockholm und natürlich haben wir da auch unsere Roommates Tyler und Nils für die Überfahrt mit dem Schiff nach Talinn zum ersten mal getroffen (ich erwähnte glaub ich schon einmal, dass Anja und ich durch einen organisatorischen Fauxpas von unserem Guide Natali mit zwei Kerlen in eine Kabine eingeteilt wurden). Auf dem Schiff haben wir dann ein bißchen in der Karaoke Bar gefeiert und die ganze Gruppe erstmal kennengelernt.


Donnerstag, 8.3.07: Sind morgens in Talinn angekommen, haben aber bis ca. halb 11 geschlafen und haben uns dann auf den Weg in die Altstadt gemacht. Talinn ist total schön und die Altstadt erscheint einem, als wäre sie im Mittelalter stehen geblieben. Kleine Gassen, nette kleine Restaurants und mittelalterliche Stände. Haben ein paar Gebäude und Kirchen angeschaut und schließlich im Peppersack gegessen. Das Essen war richtig gut und zum Abschied gab es für Anja und mich jeweils ein Sträußchen Osterglocken, weil der "Women's Day" in Osteuropa wohl eine große Sache ist und jede Frau mit Blumen durch die Straßen gelaufen ist. Abends ist dann unser Bus in Richtung Moskau gestartet. Natürlich war unser Guide Natali, selber Studentin, zu spät! Sie war auf der Schifffahrt gar nicht dabei, weil sie in Schweden noch Visa für den nächsten Trip organisieren musste und hatte mal ganz spontan Anja alle Dokumente und die Verantwortung übertragen (Anja war zur falschen Zeit am falschen Ort). Wir hatten alle schon Angst, dass wir ganz ohne Natali über die russische Grenze fahren müssten, nur mit einem Busfahrer, der leider auch nur russisch spricht. Aber gut, Natali war zu spät, im Endeffekt hat sie den Bus aber doch noch gekriegt. 
Haben dann erst im Bus geschlafen, später gequatscht und ein paar lustige amerikanische Trinkspiele gespielt (Who? - you? - nej?). Irgendwann kam dann die russische Grenze und mit ihr ein paar Soldaten, die mit unfreundlichen Gesichtern durch den Bus gelaufen sind und unsere Pässe eingesammelt haben. Jeder von uns hat ein Formular bekommen mit dem Befehl "Fill this out!!!". Super war: Das Formular war nur auf russisch, in kyrillischen Buchstaben und somit war man schon überfordert damit, das Feld zu finden, in dem man seinen Namen eintragen sollte, von den anderen geforderten Daten mal ganz zu schweigen. Als wir schließlich doch irgendwie alle durch die Kontrollen waren, erwartete mich zur Begrüßung die (hoffentlich) schlimmste Toilette Russlands (da hatte ich die Toiletten am Bahnhof von Moskau noch nicht gesehen). Ungefähr nachts um 2 sind wir dann in St. Petersburg im Hotel Moskau angekommen und alle nur noch todmüde in die Betten gefallen. Die Dusche vorm Schlafen gehen stellte sich als nicht sehr effektiv heraus, da in St. Petersburg das Wasser nicht klar, sondern gelb-grau ist und von einem üblen Geruch begleitet aus dem Wasserhahn kommt...aber was uns nicht umbringt, macht uns nur härter... ;o).



Freitag, 9.3.07: Freitag morgen haben wir eine Sightseeing Bustour durch St. Petersburg gemacht und haben alle wichtigen Gebäude zu Gesicht bekommen bzw. sollten sie eigentlich zu Gesicht bekommen, doch leider hat es in Strömen geregnet und daher waren die Fenster im Bus so beschlagen, dass auch mehrmaliges Wischen nichts gebracht hat. Aber ich denke das Wichtigste haben wir gesehen. Schlimm war die Erfahrung mit den russischen Kindern, die sich bei einem Zwischenstop mit dem Bus an einige von uns dran gehängt haben und offensichtlich Geld wollten. Keiner hat sich getraut die Kinder wegzuschubsen oder so, doch irgendwann ging es nicht mehr anders, da sie einige aus unserer Gruppe nicht mehr loslassen wollten und mit ihren Händen schon sämtliche Jackentaschen gescannt haben. Schlimm, dass die Nit so groß sein muss... 

Nachmittags waren wir dann in einer kleinen Gruppe unterwegs und haben die Kathedralen besichtig (z.B. St. Isaac's Cathedrale) und haben uns im Hermitage Museum verlaufen, da übrigens auch sehr beeindruckend war. Nachdem wir uns dann abends alle zum quatschen auf dem Flur getroffen haben, sind wir in den Club Rossi aufgebrochen. Nachdem unsere verpeilte Natali sich mal wieder mit uns im Schlepptau verlaufen hat und wir somit auch noch einen Einblick in die etwas zwielichtigen Ecken von St. Petersburg bekommen haben, sind wir endlich im Club angekommen. Mir soll auf jeden Fall keiner mehr erzählen, dass Russland billig sein soll. Allein die Getränke hatten horende Preise! Die Musik aber war seeeehr witzig. Und feiern können sie! Die Russen haben eine interessante Art verschiedenste Musikrichtungen einfach mal so eben durcheinander zu mixen, außerdem stand zwischen House und russischem Pop plötzlich eine Band mit Trompeten und so weiter auf der Bühne ("Spasiba, spasiba"). 

Und es ist zu bemerken, dass Russen nie lachen, noch nicht mal ein kleines Lächeln kommt über ihre Lippen, auch nicht, wenn sie tanzen. Wir haben es auf dem Trip liebevoll das "Rissian Face" getauft. Ich konnte nicht mehr, als ich in der Menge von übellaunig aussehenden Russen getanzt hab und plötzlich das Lied "Gimme gimme, gimme just a little smile.." gespielt wurde. Naja, vielleicht haben sie den Text auch einfach nicht verstanden, aber ich konnte nicht mehr vor Lachen! 

Auf dem Rückweg haben wir dann festgestellt, dass der Club doch nicht nur um die Ecke ist, wie Natali uns vorher gesagt hat ("you can walk there"). Jaja, auf jeden Fall hat es ca. eine Stunde gedauert, bis wir unser Hotel Moscow in den Straßen von St. Petersburg gefunden hatten. Dann der nächste Schock: Nur Anja hatte unsere Keycard für die Tür, also war ich ausgesperrt. Sie war eher gegangen als ich und ein paar andere und nun stand ich vor der Tür und mein Klopfen und Rufen weckte einige Russen auf, die dann wütend durch den Flur brüllten, aber Anja nicht. Also musste ich mir an der Rezeption eine neue Keycard holen und als ich dann im Zimmer stand, stellte ich fest, dass Anja gar nicht da war. Ich hab dann ein bissel gewartet und als sie nach einiger Zeit immernoch nicht zuhause war, habe ich Natali geweckt und mit ihr an sämtliche Türen geklopft, wobei eine dann tatsächlich von Anja geöffnet wurde. Des Rätsels Lösung war, dass sie sich selber ausgesperrt hatte und darum bei zwei von den Jungs im Zimmer geschlafen hat. Mittlerweile war es dann halb 8 und da wir uns ja nun wiedergefunden hatten, haben wir beschlossen gleich mal zum Frühstücksbuffet runterzugehen, denn das hatte ja mittlerweile geöffnet ;o).


Samstag, 10.3.07: Samstag waren wir alle zu müde zu allem. Ich hatte die Nacht ja nur 2-3 Stunden geschlafen und somit haben wir nachdem wir die Kathedrale besichtigt haben, nur noch ein Café gesucht und haben dann in einer kleinen Gruppe dort am Tisch geschlafen. Typisch Studenten, haha! 

Abends sind wir mit der ganzen Gruppe (mit uns waren 23 Leute auf dem Trip dabei) in ein usbekisches Restaurant gegangen, sehr zur Freude der Jungs, denn auch eine Bauchtänzerin war anwesend. Ich hätte das Essen wohl noch mehr genossen, hätte ich gewußt, dass es sozusagen meine Henkersmahlzeit war, denn danach folgte die abenteuerlichste Nacht in Russland: die Nacht im 3. Klasse Wagen des Nachtzugs nach Moskau. 

Es fing schon damit an, dass wir mit unseren Koffern am Zug entlang gelaufen sind und ich einen Blick durch's Fenster in die 2. Klasse Wagen geworfen habe. Da wurde mir schon ganz anders. Der gesamte Zug erinnerte ein bißchen oder eher gesagt extrem an einen Zug im zweiten Weltkrieg. Alt, ja fast antik, aber gut, es war ja nun schon vorher klar, dass uns kein ICE erwartet! Ich hab nur gedacht: Wenn der 2. Klasse Wagen schon so aussieht, will ich die dritte Klasse gar nicht sehen! Und dann standen wir drinnen vor unseren Betten. Wir hätten im ersten Impuls am liebsten wie zwei kleine Mädchen geheult. Es gab erstmal keine Kabinen, das heißt, dass ca. 60 Leute in einer "Kabine" auf kleinen Pritschen mit fleckigen Laken schliefen. Außer uns waren noch zwei von unseren Jungs in unserem Wagen, allerdings irgendwo auf der anderen Seite. Anja und mir gegenüber hatte sich mittlerweile eine Gruppe männlicher Russen versammelt, die uns und unsere fremdartige Sprache von oben bis unten musterten. Meine ersten Worte im Zug waren: "Hier mache ich heute kein Auge zu!!!". Man hatte das Gefühl, man kriegt keine Luft mehr, als wäre überhaupt kein Sauerstoff mehr übrig und es war brütend heiß (trotz der kalten Temperaturen draußen). Gott sei dank, sind Brandon und Rob, die ja auch in unserem Wagen waren, dann zu uns rübergekommen und haben uns die Nacht über bewacht. Ich hatte ja nur 2 Stunden geschlafen und ich wußte, irgendwann werden mir meine Augen so oder so zufallen. Aber Anja und ich hatten so unheimlich Angst um unsere Sachen und vorallem um uns selber, weil uns alle Leute im Zug merkwürdig anstarrten. So konnten wir also ein bißchen schlafen, während die Jungs in unserer Nähe blieben und ihren Vodka mit einer Gruppe junger Russen geteilt haben. Immer wenn ich aufgewacht bin und gehört habe, dass noch jemand im Zug Englisch spricht, wußte ich, dass ich sicher bin und wieder einschlafen kann! Mitten in der Nacht bin ich aus meinem Schlaf aufgewacht und wollte mich umdrehen als ich plötzlich eine Hand auf meiner Matratze gespürt habe und sofort in Panik um mich geschlagen habe. Dabei habe ich dann den armen kleinen Russen fast k.o. geschlagen, der sich doch nur auf meiner Matratze abgestützt hat, um mit seinem Freund, der unter mir geschlafen hat, zu reden. Und als ich morgens meine Augen aufgemacht habe, habe ich als erstes in eine Kamera geguckt, weil einer der Russen Fotos von Anja und mir machen wollte. Wahrscheinlich waren wir die Sensation schlechthin, zwei deutsche Mädchen, ein Amerikaner und ein Australier! ;o) 


Sonntag, 11.3.07: Unser erster Akt in Moskau war eine Bus Sightseeing Tour durch die gesamte Stadt, um zunächst einmal einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten zu bekommen. Bedauerlicherweise war ich so müde, dass ich nach ca. 3/4 der Tour eingeschlafen bin und mir dabei den Hals verdreht habe. Aber immerhin habe ich den roten Platz gesehen und es hat auch ganz gut getan dort auszusteigen und ein bißchen an der frischen Luft herumzulaufen. Denn frische Luft bzw. Luft generell hatten wir ja die Nacht davor leider gar nicht! Mein Highlight des Tages war die Dusche im Hotel Vega. Noch nie habe ich eine Dusche so genossen wie an diesem Tag!!! Auch das Wasser in Moskau hat zumindest einen Bruchteil besser gerochen als das Wasser in St. Petersburg! 

Nachdem Anja und ich dann ein bißchen geschlafen haben und dann zusammen mit Gavan auf Nahrungssuche gegangen sind ("Wie schnell kannst du essen?"), war es auch schon Zeit wieder aufzubrechen. Und zwar zum Bolschewisten Theater, in dem wir uns dann zu fünft Schwanensee angeschaut haben. War auch sehr schön, das Theater war beeindruckend. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich Männer in Strumpfhosen (es war ja ein Ballett) furchtbar finde hehe. Aber wirklich toll, in Moskau auch mal im Ballett gewesen zu sein. Im Anschluss daran wollten wir uns eigentlich mit Natali und den anderen treffen, allerdings waren die natürlich mal wieder zu spät (was wohl an Natali lag). Die Suche nach der netten Bar, deren Standort Natali angeblich kannte, entwickelte sich zu einem zweistündigen Spaziergang durch sämtliche Seitenstraßen Moskaus. Die Bar wollten wir eigentlich nur aufsuchen, um die Zeit von 10-12 zu überbrücken, um dann zur besten Zeit in die Karma Bar zu gehen, einen ähnlichen Club wie das Rossi in St. Petersburg. Ja, da wir nun aber ewig durch die Straßen geirrt sind, war es mittlerweile schon 12 und wir beschlossen, Natali zu verlassen und lieber auf eigene Faust mit dem Taxi in den Club zu fahren. Dort wurde an dem Abend hauptsächlich R&B gespielt und ausnahmsweise mal nicht "You're my heard, you're my soul" von Modern Talking! Der Club war auch etwas orientalisch angehaucht und die Jungs haben sich eine Wasserpfeife geliehen, um Tabak mit Karamelgeschmack zu rauchen. Hab auch mal probiert, gar nicht so schlecht, ich mag ja rauchen ansonsten gar nicht!


Montag, 12.3.07: Hinter unserem Hotel gab es einen großen Markt, in dem die Russen (gefälschte) Kleidung, Handtäschchen, Schuhe, russische Puppen und Hüte verkauft haben. Da sind wir dann erst einmal drüber geschlendert, um es den Tag ruhig angehen zu lassen. Am Nachmittag haben wir dann noch einmal eine Tour über den roten Platz gemacht, haben die ganzen Gebäude noch einmal angeschaut und den Kreml bewundert. Leider nur von außen, denn bedauerlicherweise hatte Natali uns gesagt, dass er bis 18h auf hat, er hatte allerdings nur bis 17h auf und wir waren 5 vor 5 dort. Somit habe ich auf meiner wahrscheinlich einzigen Reise nach Moskau in meinem Leben den Kreml nur von außen gesehen, weil diese unorganisierte Frau es nicht gebacken gekriegt hat uns die richtigen Zeiten zu nennen (morgens hatten wir auch nur 10 Minuten zum Frühstücken, da Natali meinte, Frühstück gibt es bis 11, allerdings wurden wir um halb 11 rausgeschmissen). Nachdem wir dann noch ein bissel in Moskau shoppen waren (sehr frustrierend, die Russen haben andere Größen und ich bin fast verzweifelt, als das Kleid in Größe EUR 36 fast geplatzt ist). Gut, dass es Anja genauso ging, sonst hätte ich es wohl auf das viele Essen geschoben ;o). Abends ging es dann mit dem Nachtzug nach Helsinki. Diesmal hatten wir Gott sei Dank 2. Klasse Betten und somit nur eine Viererkabine MIT TÜR zum Gang!!! Das Bad war sauber und die Betten auch. Ich war begeistert! Wahrscheinlich muss man manchmal wirklich mal was mitmachen, um die Dinge wieder schätzen zu lernen! In der Kabine haben wir dann ein bissel gefeiert und schließlich sind alle todmüde eingeschlafen.



Dienstag, 13.3.07: Irgendwann am frühen Morgen wurde ich brutal von einer russischen Grenzbeamtin aus meinem Schlaf gerissen, die unsere Tür aufgerissen hat und laut mit russischem Akzent "Passport control!!!!!!!!" in unsere Kabine geschrien hat. Leider war ich so müde, dass ich wieder eingeschlafen bin, bevor der eigentliche Passkontrolleur in unserer Kabine stand und akribisch jedes Foto mit der zugehörigen Person verglich. Gut dass er mich trotzdem erkannt hat. Abschließend mussten wir dann alle einmal in unseren Schlafanzügen auf den Flur, damit die böse Russin unsere Unterbettkomoden nach illegalen russischen Einwanderern kontrollieren konnte (Kein Scherz! Dass jeder von uns viel zuviel Vodka, Schokolade und Souvenirs dabei hatte, hat keinen interessiert. Es wurde nur nach illegalen Personen im Zug gesucht!). Schließlich durften wir dann doch noch ein bis zwei Stündchen schlafen und gegen Mittag haben Anja und ich dann den Toilettenraum des Helsinkier Bahnhofs in einen Waschraum umgewandelt. Ich glaube die Finnen waren etwas verärgert, weil unsere ausgepackten Koffer und Taschen den Weg zu den Toiletten versperrten und wir die Waschbecken zum Haarewaschen blockiert haben, aber was soll man machen. Schließlich hätten wir geduscht, hätte es Duschen am Bahnhof gegeben. Den Nachmittag haben wir uns dann Helsinki angeguckt, haben uns aus der Tourist Information ein kleines Buch geholt, in dem Spaziergang-Strecken aufgezeichnet waren, um Helsinki zu erkunden. Ich muss ja sagen, dass es ein paar schöne Ecken gab! 
Abends sind wir dann zum Viking Terminal aufgebrochen, von dem unsere Fähre nach Stockholm ablegen sollte. Dort kam dann der nächste Schock. Natali hatte einen Roundtrip gebucht, da zwei Fahrten aus irgendeinem Grund günstiger waren als nur eine einzelne Fahrt. Da wir allerdings die erste Fahrt von Stockholm nach Helsinki nicht in Anspruch genommen hatten, ist die Fährgesellschaft davon ausgegangen, dass wir nicht mehr kommen und hat unsere Tickets erneut verkauft. So standen wir nun an Bord der MS Mariella und hatten zunächst einmal keine Kabinen für die Nacht! Sehr schön, danke Natali! Schließlich hat sie es mit einigem Diskutieren und einer extra Zahlung dann doch noch hinbekommen Kabinen im untersten Deck des Schiffes zu bekommen, so hatten wir zumindest doch ein Bett für die Nacht. Allerdings ist sie seitdem auf der schwarzen Liste der Viking Line und darf nie mehr Tickets bei denen buchen, hihi... Auf dem Schiff war nicht sonderlich viel los, wir haben ein bissel in der Kabine gefeiert und wollten dann in den House Club an Board. In dem waren allerdings nur alte Leute (und ich meine damit diesmal keine 35jährigen, sondern wirklich mal Leute um die 60). War aber ganz witzig das Treiben dort zu beobachten. Und die Bemühungen einiger unserer Jungs mit den anwesenden Mädels in Kontakt zu treten. Nur Magnus, der sich am Anfang der Reise so schüchtern verhalten hatte und nie mit jemandem geredet hat, hat wieder ein Mädel kennengelernt. Wie in jedem Club in dem wir vorher waren!!! Unglaublich was Alkohol aus manchen Leuten macht...



Mittwoch, 14.3.07: Da waren wir nun wieder in Stockholm. Ich war schon ganz schön kaputt und irgendwie auch langsam froh, wieder auf dem Weg nach Hause zu sein. Reisen macht Spaß, aber wenn man in einer Woche 5000km mit Bus, Bahn und Schiff zurück legt, dann hat man glaub ich auch das Recht ausgelaugt zu sein! Somit haben wir während der Zugfahrt nach Hause auch fast die ganze Zeit geschlafen und uns ist entgangen, dass unser gesamter Wagen voll von schwedischen Handballspielern war. Magnus, der ebenfalls im Zug mit Anja, mir und den Französinnen aus meinem Dorm war, hat uns dann in Malmö am Bahnhof erzählt, dass es ein richtig bekanntes Team war und der Trainer angeblich der beste der Welt ist (Sven Ohlson oder so und der soll angeblich für ein deutsches Team gespielt haben). Na super, ein Zug voller schöner Handballspieler und wir haben noch nicht einmal einen Blick darauf geworfen. Hat mich auch gar nicht interessiert, das Team...neenee... ;o). 
 
Als ich auf meinem Stockwerk angekommen bin, wurde ich schon stürmisch von Anne-Laure und Kristel begrüßt und als dann die ganzen anderen von unserem Flur von der Uni nach Hause kamen, wurde ich erstmal umarmt und begrüßt. Eigentlich war ich ja total müde, aber wir haben dann solange auf dem Flur gesessen und Chris und ich haben Artem, der ja Russe ist (aber in Australien lebt), zu den ganzen komischen Situationen mit den Einwohnern von St. Petersburg und Moskau befragt. Vorallem meine Geschichte, wie ich im Subway in St. Petersburg ein Menü mit Baguette, Cola und Keks bestellt habe bzw. den Versuch gestartet habe, dies zu tun, hat für viele Lacher gesorgt. Denn die Frau am Tresen konnte leider kaum englisch und meinte dann, dass es bei Subway in Russland keine Menüs gibt. Schließlich habe ich ihr dann versucht verständlich zu machen, dass ich dann ein Baguette, eine Cola und einen Keks so nehme und nicht als Menü, woraufhin mir die Antwort: "No cookie for you!" entgegen geschmettert wurde. Naja, nach längerer Diskussion konnte ich mich aber dennoch verständlich machen und habe tatsächlich doch noch meinen Cookie bekommen! Nur als ich dann auf dem Schiff beim Bezug unserer Kabine meine Souvenir-Vodkaflasche aus Versehen auf den Boden habe fallen lassen, habe ich natürlich sofort: "No Vodka for you" zu hören bekommen...ich glaub die Cookie-Geschichte wird wohl noch einige Zeit Gesprächsthema sein hehe.

Sodele, im Moment habe ich das Gefühl, dass ich innerhalb des nächsten Monats wohl keine Busse, Bahnen oder Schiffe benutzen werde, aber der Russland Trip war toll, eine richtig gute Erfahrung mit all ihren Höhen und Tiefen und ich glaub die Chance so eine Reise mitzumachen, bekommt man wohl nur einmal in seinem Leben!!!

~ines

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Weser-Hochwasser zu Weihnachten

Das Schärfste zwischen Lübbenau und Burg - Die Chaosfamilie im Spreewald

HO17...oder "Die Welt zu Gast in Hessisch Oldendorf"