Von Walen, Kamelen und Klippenspringern

Wetter: 20 Grad (sonnig), gesehene Spinnen: 0
Das lange Wochenende lag vor uns und Johanna, Sophie, Kay und ich sassen in einer Bar in Darling Harbour bei ein paar Drinks und brueteten ueber dem Lonely Planet. Unseren eigentliche Plan nach Bateman’s Bay zu fahren, hatten wir gecancelled, weil wir dann fast das ganze WE im Auto verbracht haetten. Plan B war nun am Samstag einen Ausflug nach Port Stephens zu machen, einer Region ca. 150km noerdlich von Sydney. So fuhren wir Samstag morgen um 9h ueber die Harbour Bridge und die noerdlichen Suburbs langsam aus der Stadt heraus und Sophie steuerte den A3 ueber den endlos erscheinenden Sydney-Newcastle Freeway durch sonnendurchflutete Eukalytuswaelder und felsige Haenge. Die Landschaft aenderte sich erst, als wir auf den Pacific Highway kamen und gen Newcastle an der Kueste entlang fuhren. Nun umgaben uns Wiesen und man konnte teilweise einen Blick aufs Meer erhaschen. Nach einiger Zeit hielten wir in einem Ort, dessen Namen ich leider vergessen habe, an einem schoenen Strand an und beschlossen nach der taeglichen Dosis Kaffee einen Strandspaziergang zu machen. Wir ein kleines Kind stampfte ich mit hochgekrempelter Hose barfuss durch den Sand und liess hin und wieder eine Welle ueber meine Fuesse schwappen. Es war ein sonniger, wamer Tag und keine Wolke liess sich am Himmel blicken. Zeit mal etwas Farbe im Gesicht zu bekommen, denn sonst verbringe ich die Tage ja im Buero und wahrscheinlich werden alle, die mich hier besuchen kommen, um nicht wenige Nuancen gebraeunter sein als ich! Die Zeit am Strand vertrieben wir uns damit unseren australischen Akzent zu verbessern, denn tagsueber sprechen wir auch unter uns Deutschen nur Englisch. Vom snobbischen „Darling, that’s amazing!“ bis hin zum im Bogan-Akzent betonten „G’Day Mate!“ ratterten wir alles runter und lachten uns ueber uns selbst kaputt, waehrend wir ein paar australische Rettungsschwimmer bei ihren Uebungen beobachteten. Das naechte mal hielten wir erst wieder in Nelson Bay wieder an, um dort in einem beruehmten Imbiss herzhafte „Pies“ zu essen. Kleine kuchenaehnliche Dinger, die mit Fleisch, Gemuese und ohne Ende Kaese gefuellt sind und ich stellte schnell fest, dass ich die australische Leidenschaft fuer diese Art von Essen definitiv nicht teilen kann, haha. In Nelson Bay war an diesem Tag ein Country Festival, so dass unser Weg zum Hafen passend musikalisch unterlegt war. Ausserdem passte die Musik auch sehr zu den herumlaufenden Leuten, die irgendwie gar nicht mehr den Australiern in Sydney aehnelten ;o). Nachdem wir genug Musik gehoert und Line-Dancing (dem australischen Pendant zum amerikanischen Square Dance) gesehen hatten, fuhren wir Richtung Anna Bay, in der es die groesste Sandduene der suedlichen Hemisphere gibt (die nicht in einer Wueste liegt!). Schon als wir auf den, auf einer Anhoehe liegenden, Parkplatz fuhren, offenbarte sich uns ein toller Blick ueber den ewig langen Strand. In der Ferne sah man Menschen auf Kamelen reiten und die Wellen peitschten vom Meer herein. Es war immernoch sonnig und schoen, aber gegen Abend war am Meer ein kalter Wind aufgezogen. Wir liefen durch den Sand, der sich gegenueber des Meeres bis zum Horizont erstreckte, so dass man das Gefuehl hatte, man war mitten in der Wueste. Das Ganze erinnerte mich an die Duenen von Corralejo auf Fuerteventura. Wir liefen ein bisschen in den Duenen herum und als die Sonne irgendwann zu sinken begann, wollten wir gerade den Heimweg antreten...als Johanna ploetzlich aufschrie und aufs Meer zeigte! Man hatte uns ja ueberall gesagt, dass es definitiv nicht die Zeit ist, um hier an der Kueste Wale zu sehen, doch wenn man ihrem Finger folgte, konnte man gerade noch sehen, wir ein riesiger Blauwal sich aus dem Wasser herausbaeumte und dann in einer Fontaene aufspritzendem Wassers wieder in den Tiefen des Meeres verschwand. Ein unglaubliches Erlebnis und ein gluecklicher Zufall, denn wir anderen hatten uns wirklich bereits vom Meer weggedreht. So sassen wir dann bestimmt eine weitere halbe Stunde mit Fotoapparat und Videokamera ausgeruestet und starrten gebannt aufs Wasser hinaus. Der Wal war nicht allein, er war in Begleitung von mindestens zwei Freunden, die immer wieder aus dem Wasser heraussprangen oder aber durch das Loch auf ihren Haeuptern froehliche kleine Wasserfontaenen hinausprusteten. Ein unglaubliches Schauspiel, denn viele Leute bezahlen Geld fuer Wale Watching Tours auf denen sie dann vielleicht gar keinen Wal zu Gesicht bekommen. Wir schienen wirklich die Einzigen am Strand zu sein, die die Walgruppe bemerkt hatten, denn um uns herum spazierten Menschen am Strand entlang, bauten Sandburgen oder unterhielten sich, aber niemand sah aufs Meer hinaus...nur wir Vier! Als die Sonne schliesslich unterging und die Kamel-Karrawane, die ueber eine entfernte Duene zog, in rotes Licht tauchte, traten wir langsam den Heimweg an. Natuerlich nicht ohne ein obligatorisches Dinner, denn wir waren alle ganz schoen hungrig. So assen wir in Newcastle in einem kleinen Restaurant mal wieder King Prawns (meine neue Leibspeise!) mit Gemuese und beobachteten die Bogans, die in ihren feschen Jogginghosen und Schlabber-Shirts durch die Strassen zogen. Ausserhalb von Sydney ist die Welt wirklich eine andere...IN Sydney scheint es ja bereits ein unausgesprochenes Gebot fuer Frauen zu geben in Jeans aus dem Haus zu gehen! Laeuft man in Jeans oder aehnlichen unstylischen Klamotten herum, wird man dort schon angesehen, als haette man das Haus im Schlafanzug verlassen... Am Samstag liessen Johanna und ich es ruhiger angehen und brausten gegen Mittag mit meinem kleinen Polo gen Sueden in den Royal National Park. Interessant ist, dass der National Park direkt dort anfaengt, wo Sydney mit seinen Vororten aufhoert. Man kommt also direkt aus der Stadt und ist mit einem Mal von Busch umgeben. Aber hier in Australien sollte einen sowas wohl nicht mehr allzu sehr wundern, schliesslich gibt es ja, wie in einem vorherigen Eintrag erwaehnt, auch einen National Park IN Sydney! Es war wieder herrliches Wetter und wir starteten unseren Costal Track mit einer Pause am Wattamolla Beach. Wattamolla Beach ist eigentlich eine Bucht mit einer kleinen Lagune und einem tollen Sandstrand umgeben von Felsklippen. Auf den hohen Klippen standen auch tatsaechlich ein paar Jugendliche, die sich aus mehreren Metern Hoehe in die Lagune stuerzten. Wir beobachteten sie mit Respekt, vorallem, weil das Wasser der felsigen Lagune alles andere als durchsichtig war und man jederzeit damit rechnete, dass einer von ihnen sich an einem Felsen ernsthaft verletzte! Eigentlich wollten wir endlich mal in die Fluten springen (allerdings vom Strand aus und nicht von den Klippen ;o)), aber da es hier im Winter ja immer bereits um 17h dunkel wird, beschlossen wir zunaechst dem Costal Track Richtung Marley Beach zu laufen und dann auf dem Rueckweg schwimmen zu gehen. Der Costal Track ist, wie auch die Wege im Harbour National Park, eigentlich nur ein Trampelpfad durch den Busch. Wenn man ihm folgt, kommt man ueber kleine buschbewachsene Berge schliesslich an die Klippen, die ca. 50 Meter ueber den Meeresspiegel ragen und von denen aus man tolle Blicke ueber den Ozean hat. Wir liessen uns von einer Frau an der Felskante fotografieren und als sie fertig war, zeigte sie uns worauf wir eigentlich standen. Es war ein gerademal 30cm dicker Felsvorsprung, der wie ein Balkon direkt ueber die Untiefe ragte. Von der Seite sah es aus als koennte er jederzeit brechen! Johanna und mir wurde zunaechst ganz anders, dann waren wir begeistert und krabbelten wieder (diesmal etwas vorsichtiger) darauf, um fuer weitere Fotos zu posieren. Wir liefen immer weiter ueber die Klippen und wir merkten wieder einmal, dass Wandertouren in Australien einen anderen Charakter haben als in Deutschland, da der „Weg“ teilweise nur durch Holzpfaehle gekennzeichnet ist, die von Zeit zur Zeit auftauchen und man ueber Felsen und an den Klippen entlang klettert. Aber gerade das ist es ja was besonderen den Spass dabei bringt und einem jedes Mal ein kleines Gefuehl von Abenteuer vermittelt!!! Nachdem wir den ganzen Nachmittag gewandert waren, hatten wir irgendwann endlich von den Klippen oben Marley Beach vor Augen...immer noch ewig weit entfernt! Da die Sonne langsam zu sinken begann, beschlossen wir, es bei diesem Ausblick zu belassen und lieber den Rueckweg anzutreten. Dieselbe Idee hatten wohl mehrere Wanderer, so dass wir in einer kleinen Gruppe zurueck gen Wattamolla Beach wanderten. Dort genossen wir die Tatsache, dass die Australier verrueckt nach Barbeques sind und sich somit ueberall oeffentliche Gasgrills befinden. Wir hatten ein Paket Wuerstchen dabei, die wir auf einen dieser Grills warfen und ganz abenteuerlich mit Eukalyptus-Stoeckchen wendeten (an das uebliche Grill-Equipment hatten wir leider nicht gedacht bzw. auch gar keinen Platz dafuer gehabt). Wir hofften zumindest, dass es sich um Eukalyptus-Stoecker handelte und nicht um irgendeinen aehnlich aussehenden, giftigen Busch und zudem war der Grill auch nicht der sauberste, aber Dreck reinigt ja bekanntlich den Magen und da ich das hier schreibt, wisst ihr auch, dass ich das Mal definitiv ueberlebt habe, hihi. Abends trafen wir uns mit Sophie und Kay mal wieder auf einen Cocktail in Darling Harbour...und auf eine Henkersmahlzeit...warum das? Mhm...wir wollten am folgenden Montag, der hier ein nationaler Feiertag namens „Queens Birthday“ war, zum SKYDIVING nach Picton fahren!!! Das wusste nur zu diesem Zeitpunkt noch niemand in Deutschland ausser Jens und Guenter, die mich beide an diesem Abend noch anriefen...man soll ja Freunde und Verwandte nicht unnoetig beunruhigen hehe... ~ines

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